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Ständerat Josef Dittli plädierte an der Bastiansfeier für einen konstruktiven Umgang mit Veränderungen.
Ein Abwesender sorgte an der Bastiansfeier für Raunen unter den rund 300 Gästen. Armeechef Philippe Rebord sagte 48 Stunden vor der 208. traditionellen Versammlung der Oltner Stadtschützen seine erwartete Rede wegen Krankheit ab. Die militärisch knappe Mitteilung ohne Aussicht auf Ersatz durch einen anderen Korpskommandanten brachte Heinz Eng nur kurz ins Schwitzen. Dann griff das Notfallszenario des Präsidenten der Oltner Stadtschützen, als er den ehemaligen Bastiansvater Andreas Burckhardt als Ersatzredner verpflichtete.
Plädoyers für Konsens und Werte
In seiner Begrüssung würdigte Heinz Eng das schweizerische Konsensstreben rund um die Gedenkanlässe zum Landesstreik von 1918. Gleichzeitig appellierte er an die Kompromissfähigkeit rund um die Revision des Waffenrechts. Er gab der Hoffnung Ausdruck, dass die Politik die Schützen vermehrt in die anstehenden Entscheidungsprozesse einbeziehe.
«Uri kam bei der Wahl des Bundesrats nicht zum Zug, dafür nun beim nicht minder ehrenwerten Amt des Vaters Bastian», kommentierte Vorgänger Stephan Glättli die Becherübergabe an seinen Nachfolger. Der Urner Ständerat Josef Dittli nahm das Publikum in seinem Referat als Bastiansvater mit auf eine Lebensreise, welche an den Stationen seiner Karriere Halt machte. Mit seiner Herkunft aus Attinghausen lag es ihm nahe, beim ebenfalls dort beheimateten Walter Fürst als einem der drei Eidgenossen anzuknüpfen und seine Rede mit Zitaten aus Schillers «Wilhelm Tell» zu spicken.
Der Bastiansvater rief dazu auf, zu den Werten und Errungenschaften Sorge zu tragen, die auf dem Rütli zu keimen begonnen hätten. Dazu brauche es nationales Zusammenstehen und eine positive Haltung zu Staat, Armee und Landesverteidigung. «Wir Schweizer müssen aber auch unsere Zukunft mit gesundem Menschenverstand gestalten», betonte Josef Dittli. Dafür brauche es einen verantwortungsbewussten Umgang mit unseren Nachbarländern. Der frühere Regierungsrat sprach sich gegen staatliche Überregulierung, einen Beitritt in die EU und eine Schwächung des Schiesswesens aus, bezeichnete jedoch auch alle Abkapselungstendenzen gegenüber dem Ausland als falschen Weg. Die Schweiz müsse sich den Herausforderungen einer sich ständig verändernden Welt stellen. «Allzu straff gespannt, zerspringt der Bogen», zitierte er aus «Wilhelm Tell».
Schengen anders umsetzen
Andreas Burckhardt, der vor einem geplanten Wintersporttag quasi schon im Skidress als Bastianredner eingesprungen war, erntete mit seinen Ausführungen im Konzertsaal viel Applaus. Der Baloise-Verwaltungsratspräsident plädierte für ein Weitermachen der Schweiz bei Schengen. «Es ist ein gutes Abkommen, das uns auch bei Flüchtlingsfragen hilft.» Dennoch sprach er sich für die Unterstützung des Referendums gegen die Umsetzung der EU-Waffenrichtlinie aus. Diese lasse sich in den heiklen Punkten anders schengenkonform umsetzen. Für die Gestaltung des Verhältnisses mit der EU sei ein Rahmenabkommen grundsätzlich ein guter Weg. In der vorliegenden Form könnte er aber angesichts der vielen offenen Fragen und der unsicheren Prognosen zur Dynamik der Rechtsentwicklung keine Unterschrift leisten, bemerkte der Rechtsanwalt.