Zu der Fragestellung «Hin- und herschieben» wurde an eine Fachtagung der Arkadis Olten durchgeführt.
Die Oltner Stiftung Arkadis hat bereits zum siebten Mal die nationale Arkadis-Fachtagung durchgeführt. Das Thema «Hin- und herschieben? An der Schnittstelle von Psychiatrie und sozialen Institutionen» wurde von namhaften Referentinnen und Referenten vertieft.
Dagmar Domenig, Direktorin der Stiftung Arkadis, führte in das Thema ein und zeigte, dass es immer wieder vorkommt, dass Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung, die in sozialen Institutionen leben und/oder arbeiten, von diesen in die Psychiatrie eingewiesen werden, wenn sie stark herausfordernde Verhaltensauffälligkeiten oder Anzeichen psychiatrischer Erkrankungen aufzeigen. Umgekehrt sei die Psychiatrie meist nicht auf eine längere Unterbringung dieser Klientel vorbereitet, was zu einem Hin- und Herschieben dieser Menschen führe. In der Folge wurden die einzelnen Aspekte dieses Themenkreises von den Referentinnen und Referenten vertieft.
So erläuterte Karl Diethelm, wie sich die Disziplinen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und die stationäre Sozialpädagogik – nachdem sie ursprünglich eng verknüpft waren – häufig mit einer gewissen Distanz und Fremdheit gegenüberstehen, sich erst seit den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts wieder eine Annäherung zeige.
Sabine Schäper schilderte die Versorgungsdefizite in der Unterstützung von Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung und psychischer Erkrankung in Deutschland. Sie gab Einblicke in die Forschungsergebnisse zur Schnittstelle Förderschule/Jugendhilfe und schloss mit Empfehlungen und Perspektiven für eine verbesserte Versorgung dieser besonders verwundbaren Gruppe ab. Katrin Schwibinger richtete den Fokus darauf, wie psychotherapeutische Arbeit mit Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung gelingen kann. Hierfür wurde die Beratungsarbeit der Mainzer Beratungsstelle Liebelle betrachtet.
Stefan Telser ging darauf ein, wie die multidisziplinäre Liaison von Psychiatrie und Betreuungsinstitutionen problematische Veränderungen deutlicher und vor einer Notsituation sichtbar werden lassen und zu Massnahmen führen.
Anschliessend beleuchtete Franziska Gaese die Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit zwischen den Institutionen in Bayern und diskutierte den funktionellen Spielraum ambulanter Angebote. Sie warf einen Blick auf die Akteure, die Besonderheiten des Settings und den Nutzen des Einsatzes von Behandlungsmethoden. Gesa Müller schliesslich skizzierte die Lebenslage geflüchteter Menschen mit Behinderung und ihrer Angehörigen und fokussierte dabei im Speziellen auf Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen. Sie sprach sich dabei besonders für inklusives Arbeiten an der Schnittstelle von Flucht, Migration und Behinderung aus.
Zum Schluss machte Alois Grüter den Bogen zum Eröffnungsreferat und plädierte für ein interdisziplinäres Vorgehen von Psychiatrie, Medizin und Agogik. Dieses sei zwingend, damit diese Menschen zu einer fachlich adäquaten Beurtei-lung und Behandlung Zugriff erhielten. (mgt)