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Das Projekt sei zu wuchtig und passe städtebaulich nicht zu den historischen zweistöckigen Wohnhäuser im Quartier an der unteren Rosengasse. Deshalb haben Anwohner eine Eingabe mit 75 Unterzeichnenden eingereicht und wehren sich vor allem gegen die Höhe des geplanten Wohn- und Geschäftshauses.
31 Meter hoch soll das neue Wohn- und Geschäftshaus auf dem ehemaligen Turuvani-Areal gleich neben den Bahngeleisen werden. Diese Höhe ist es denn auch, welche in der Mitwirkung am stärksten bemängelt wurde (wir berichteten). Vor allem die Anwohner stören sich daran.
Einer davon ist Mischa Kaspar, der zusammen mit weiteren Mietern und Mitunterzeichnenden eine Eingabe mit 75 Unterschriften gemacht hat. «Das Projekt ist nicht ausgewogen und wird dem Quartier städtebaulich nicht gerecht», sagt er. Der geplante zehnstöckige Bau würde «durch seine wuchtige Ausgestaltung in Breite und Höhe die historischen zweistöckigen Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft wortwörtlich in den Schatten stellen», heisst es in der Eingabe, bei der er die Federführung innehatte. Kaspar zeigt sich besorgt – er wohnt gleich im Haus hinter dem geplanten Bau –, dass das Quartier und deren Wohnqualität beeinträchtigt würden. Er bezeichnet die untere Rosengasse als «eine Insel der Wohnqualität», wo Quartierfeste möglich sind und sich Leute auf der Strasse treffen. Die untere Rosengasse sei im Sommer ein wichtiger Aufenthalts- und Begegnungsort, quasi ein «halbprivater Raum», sagt Kaspar. «Das gibts nicht mehr häufig in der Stadt.»
Doch nicht nur die Gebäudehöhe, sondern auch der zu kleine Innenhof oder die fehlenden Balkone sind in seinen Augen ein Makel. «Den Zuzügern muss auch die Chance gegeben werden, dass sie sich mit der Quartierbevölkerung austauschen können.» Er befürchtet, dass sonst nur Berufspendler als Klientel «in dieser absoluten Premiumlage» angezogen würden. «Wirtschaftlich ist das Projekt extrem optimiert», der soziale Aspekt komme aber zu kurz.
Raphael Schär, der in der Nachbarschaft wohnt, hat für die Grünen eine ausführliche Eingabe bei der Mitwirkung gemacht. Der Gemeindeparlamentarier begrüsst zwar das Bauprojekt und die damit einhergehende Verdichtung. Diese müsse aber «gewisse städtebauliche Qualitäten» haben und dem Quartier einen «Mehrwert» bringen. Genau dies fehlt in seinen Augen. Er bemängelt zum einen die Höhe – sechs wie in der Eingabe erwähnt oder höchstens acht Geschosse seien für ihn quartierverträglich –, aber auch das grundsätzliche Vorgehen. Schär zufolge müsste die Stadt zuerst mit der anstehenden Ortsplanungsrevision bestimmen, wo sie wachsen möchte und wo wie hoch gebaut werden darf. Nun werde einfach der bestehende Teilzonenplan in der Kernrandzone abgeändert, in der bisher vier Geschosse oder 13,5 Meter erlaubt waren. Der gesamte Prozess müsste via Ortsplanungsrevision besser abgesichert sein und nicht einfach von wenigen Stadträten abgesegnet werden können. Schär will zu diesem Thema auch einen Vorstoss einreichen.
Weitere Punkte sind der Innenhof, der zu klein und schlecht zugänglich geplant ist. Zudem könnte auch das begrünte Flachdach als Begegnungsraum genutzt werden. Schär regt ferner an, die Sonderbauvorschriften so zu ergänzen, dass die Fassade begrünt oder zur Energieproduktion genutzt werden muss. Die Tannwaldstrasse sei nämlich aus stadtklimatischer Sicht ein Hotspot und heize sich stark auf. Mit der geplanten spiegelnden Fassade und der Gebäudehöhe würde sich dieser Effekt noch verstärken.
Reto Bernasconi, der als Verwaltungsratspräsident mit seiner Immobilienfirma das Wohn- und Geschäftshaus realisiert, will an der Gebäudehöhe festhalten und verweist dazu auf den durchgeführten Architekturwettbewerb mit fünf Büros. Alle seien unabhängig voneinander auf dieselbe Gebäudehöhe von zehn Geschossen gekommen, die er in dieser Zentrumslage als «homöopathisch» und «nicht als so grossen Einschnitt» bezeichnet. Zudem solle nun zuerst einmal der Kanton den Gestaltungsplan prüfen.