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Peter Schafer äussert sich erstmals nach dem tragischen Ende seiner Bemühungen, Oltner Stadtpräsident zu werden, über sein Befinden. Auch Rücktrittsgedanken haben ihn umgetrieben.
«Ich bin geknickt, aber nicht gebrochen.» So beschreibt Oltens SP-Stadtrat und verhinderter Stadtpräsidiumskandidat Peter Schafer seine derzeitige persönliche Befindlichkeit. Vier Tage nachdem sich herausgestellt hat, dass seine Anmeldung am Montag auf der Stadtkanzlei nicht fristgerecht erfolgte, zeigt er sich vom Schock halbwegs erholt. «Es ist klar: In einem solchen Moment schiessen dir tausend Gedanken durch den Kopf.» Dass er derzeit keinerlei Lust verspürt, denjenigen zu sprechen, der ihm die Präsidiumskandidatur verunmöglicht hat, kann man ihm getrost nachsehen.
Schafer lächelt fast spitzbübisch. Weitere Worte sind unnötig. Den ersten negativen Gedanken aber ist inzwischen auch Nüchtern- und eine gewisse Distanziertheit gefolgt. Schafer sagt: «Auch ich kann als Lokführer ein Rotlicht überfahren, das ist halt einfach menschlich.» Und die Frage, warum er sich nicht selbst um die Anmeldungsformalitäten gekümmert habe, kontert er sauber: «Logisch, jetzt im Nachhinein weiss ichs auch besser. Aber im Lauf meiner politischen Laufbahn habe schon bald ein Dutzend Wahlkämpfe und Anmeldeverfahren miterlebt. Immer ist alles reibungslos gegangen. Ich hatte also gar keinen Grund, um an einer fristgerechten Erledigung zu zweifeln.» Schafer stützt sein Gesicht in die Hand.
An jenem für ihn einmalig negativen Montagabend habe er einfach funktioniert, habe er an einer Sitzung teilgenommen, im deren zweitem Teil er «noch etwas getrunken» habe, wie er sich amüsiert ausdrückt. Er lacht. «Erstaunlicherweise habe ich danach recht gut geschlafen», reicht er nach. Aber dass er im Zuge dieses Negativerlebnisses daran gedacht habe, alles hinzuschmeissen, gesteht er unumwunden ein. Aber dann, wie gesagt, kehrt die Besonnenheit zurück. «Ich habe mir nichts vorzuwerfen», sagt er. Glänzend als Stadtrat gewählt, mit Stimmen querbeet über alle Parteien hinweg.
Ein Rücktritt kommt für ihn heute nicht mehr infrage. Im Gegenteil: Das Kämpferherz des Radrennfahrers (Schafer war ein solcher) hat sich zurückgemeldet. «Solange es eine Chance gibt, behalte ich mir die Option Stadtpräsidium offen», sagt er und spricht dabei auf die Möglichkeit einer Teilnahme am zweiten Wahlgang an. Es gibt viele Schafer-treue Wählerinnen und Wähler, die sich beim ihm gemeldet haben und davon sprachen, im ersten Wahlgang «leer» einzulegen. An einer Nomination durch die Partei zweifelt er nicht. Schafer zuckt mit den Schultern. Obs hilft, bleibt fraglich, will er damit wohl sagen.
Er gehe innerlich gestärkt aus dieser unglücklichen Situation hervor. Und die Aussensicht? «Keine Ahnung», antwortet er kurz. Aber für ihn ist klar, dass die Ausgangslage für einen sozialdemokratischen Stadtpräsidiumskandidaten noch nie so gut war wie heute. Er habe auf das Missgeschick hin mehr Reaktionen erhalten als bei seiner erfolgreichen Stadtratswahl im März, reicht er nach. Und zwar mehrheitlich aus den Reihen Unbeteiligter; das berührt ihn .
Vom immer wieder gehörten Szenario einer Verschwörungstheorie hält er übrigens nichts. Dafür hätte er sich nie hergegeben und die Partei auch nicht, meint er. Vielleicht mache der Vorfall auch Sinn, sensibilisiere die Verantwortlichen zu mehr Sorgfalt, sinniert der Stadtrat. In zehn Jahren sei das ganze vergessen, in näherer Zukunft vielleicht noch für die Fasnacht zu gebrauchen. Vorwürfe bringen nichts, erklärt er pointiert. «Das Leben geht weiter.»