Olten
«An der Grenze des Zumutbaren»: Längerer Schulweg sorgt für Kritik

Politik und Eltern fordern den Erhalt der Kindergärten im Oltner Kleinholz-Quartier – eine dringliche Motion und Unterschriftensammlung wurden daher beim Stadtrat eingereicht.

Fabian Muster
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Geht es nach der Quartierbevölkerung soll der Kindergarten im Kleinholz erhalten bleiben.

Geht es nach der Quartierbevölkerung soll der Kindergarten im Kleinholz erhalten bleiben.

Bruno Kissling

Das geplante neue Schulhaus im Kleinholz-Quartier wird frühestens für das Schuljahr 2024/25 bezugsbereit sein. Weil die Schülerzahlen in Olten steigen, wird das frühere Bürogebäude am Cementweg 48 in Olten SüdWest aufs neue Schuljahr hin dazu gemietet. Nach der Absage des Kantons, sich nicht im provisorischen Schulstandort einzumieten, hat die Oltner Bildungsdirektion die Zuteilungen der Klassen neu vorgenommen (wir berichteten): Der Zyklus 1 mit Kindergärtler sowie Erst- und Zweitklässler werden ab dem neuen Schuljahr im Hübelischulhaus unterrichtet. Ab dem Schuljahr 2021/22 kommen die beiden Kindergartenzüge aus dem Kleinholz hinzu.

Das Mietverhältnis in der Räumen der Baugenossenschaft Dreitannen wird aufgelöst. Dagegen wehren sich nun Politiker und besorgte Eltern. In einer dringlichen Motion fordert Erstunterzeichner Philippe Ruf und weitere Parlamentarier aus mehreren Fraktionen, dass die beiden Kindergärten im Kleinholz-Quartier erhalten bleiben, bis das neue Schulhaus steht. «Ein gewisser Unmut in der Bevölkerung ist da», sagt der SVP-Ortspräsident auf Anfrage.

Eine Vielzahl an Gründen werden für den Erhalt im Vorstoss angeführt. Bei einer Schliessung der beiden Quartierkindergärten drohten den 4- bis 5-Jährigen Wege «an der Grenze des Zumutbaren», wie es im Vorstoss heisst. Viele Eltern sähen sich gezwungen, ihre Kinder zu begleiten, was eine beträchtliche Zusatzbelastung für sie darstellen würde. «Daher ist zu befürchten, dass viele Kinder mit Elterntaxis zum Hübelischulhaus chauffiert würden», schreibt Ruf in seinem Vorstoss. Der heutige Standort im Quartier ermögliche es den Kindern hingegen, «den Weg selbstständig zu bewältigen». Zudem liegt der Quartierkindergarten in unmittelbarer Umgebung zu Spielplätzen, Turnhalle und Wald und biete daher «ideale Bedingungen für die motorische Entwicklung der Kinder und vielfältige, spannende und lehrreiche Inputs für das Erkunden und Erfahren der Natur», heisst es weiter.

All dies wäre beim Hübelischulhaus mitten in der Innenstadt, «einem Unterrichtsort ohne Grünfläche», nicht gegeben. Auch bildungspolitische Gründe werden angeführt: So existierten mit den zusätzlichen beiden Kindergartenzüge im Hübelischulhaus keine Gruppenräume mehr, die den aktuellen Standards entsprächen. Nicht zuletzt seien die jährlich zusätzlich anfallenden Kosten von insgesamt 34000 Franken für Miete und Betriebsunterhalt der beiden Räume nicht so hoch, dass die Kindergärten nicht erhalten werden könnten.

280 Personen fordern Erhalt der Kindergärten

Die Motion von Ruf ausgelöst haben besorgte Eltern. Stephan Bielser hat zusammen mit Maya Wyss und Brigitte Niederberger einen Brief aufgesetzt, in dem sie den Erhalt der beiden Kindergärten fordern. Innerhalb weniger Tage hatten sie rund 280 Unterschriften zusammen und reichten das Anliegen beim Stadtrat ein. Sollten zudem zusätzliche Kindergartenzüge geführt werden müssen, fordern die Eltern deren Eröffnung ebenso im Quartier.

Bei der Bildungsdirektion bereitet sich Leiter Thomas Küng vor, dass «beide Szenarien umgesetzt werden können», wie er auf Anfrage sagt. Da die Kündigungsfrist für die Räume im Kleinholz ein Jahr beträgt, wird die Stadtverwaltung bei der Baugenossenschaft Dreitannen um eine Anpassung der Kündigungsfrist per Ende September ersuchen, damit die Zeit für den politischen Entscheidungsprozess reicht. Die Zusage der Baugenossenschaft dazu ist just gestern eingetroffen.