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Lokalkolorit und «Nivea» sind garantiert an der Banausiade, ebenso viele Lacher und Kreativität. Als «SRF bi de Lüt – live aus Olten» ist die Veranstaltung ausgestrahlt worden. Verschiedenste Figuren sorgten für eine herrlich närrischen Veranstaltung.
Da war es wieder, dieses Schmankerl in der Vorfasnachtszeit, wie der Österreicher sagen würde. Für Hiesige übersetzt: der besondere Leckerbissen. Und, wer möchte sich den besonderen Leckerbissen entgehen lassen? Logisch: niemand. Wenn die Banause Zunft zur Banausiade lädt, ist die Hütte (Mühlematthalle Trimbach) voll. Die Zahl der Interessierten ist weit grösser als das Platzangebot: 800 Billette abgesetzt, die Warteliste steht; seit Jahren.
Aber: Das sind lediglich Nebennotizen. Zum Schmankerl wird, was Närrisches im Lokalkolorit anbietet, auf gewohnt solidem Fundament, mit überraschenden Einfällen, glaubwürdigen Acts, auch gekonnter und raffiniert eingesetzter Technik. Und die Banausiade bietet, selbst im 17. Jahr ihrer Implementierung, alleweil genug davon.
Für Fuko-Präsident Beat Loosli einfach «eine geniale Nummer», die mit Unerwartetem glänze und immer wieder Talente jenseits der Banausen präsentiere. Dass dabei auch der Fukorat sein Fett wegkriegt, nimmt Loosli präsidial gelassen. «Wenn dem nicht so wäre, hätten wir was falsch gemacht.» Die Banausiade ist so etwas wie eine Fasnachtsmacht. Zufrieden mit der diesjährigen Ausgabe auch zwei Hauptfiguren der Banausiade: Obernaar MacSven (Sven Nobs) und Heinz Neuenschwander.
«Die Banausiade ist schon einer unserer Eckpfeiler, den wir gut pflegen. Ich bin sehr zufrieden mit der aktuellen Ausgabe», so MacSven. Und ins selbe Horn stösst Heinz Neuenschwander: «Also die Rückmeldungen sind sehr positiv. Stellt man darauf ab, dann sind beiden Aufführungen sehr gut aufgenommen worden.» So was treibt vorwärts. Neuenschwander nickt.
Aber konkret: Was zeichnete denn die Banausiade 2016 aus? Vielleicht Martin Pache’s Gottliebeli, der in seinem Schüleraufsatz jeweils Oltner Momente beleuchtet und meint, die Klosterbrüder seien gegen das unterirdische Parkhaus, weil sie dann auch noch von unten «angebaggert» würden, nachdem sie bereits zwei oberirdische Diebe gestellt hätten.
Vielleicht Cedric Aeschlimann, der als Rookie Book, trotz Bart unverkennbar Pedro Lenz mimend, aus «Dr Gegu bin ig» vorlas und in Willi Astor-Manier Namen von Ortschaften erfrischend sinngebend einbaute. Oder Martin Hagmann, der als Grill-Sepp (Blatter) alles im Nebel (Grillrauch) zurückliess und trotzdem weissgewaschen auferstand?
Oder Heinz Neuenschwander, der als Fischer Bettwarenfabrikant, bekannt aus der TV Werbung, erklärt, dass in die Jahre gekommene Kanarienvögel neu direkt ins 8 mal 8 cm grosse Kissen mit eingearbeitet werden und der Pieksgefahr so begegnet würde, dass dem Vogelgetier erst der Schnabel stumpfgeschliffen werde.
Oder derselbe Heinz Neuenschwander als Krachtante Irina Beller, welche über die Rätschwyber sagt, dass diese von hinten so aussehen würden, als seien sie von vorne schön. Vielleicht MacSven in Shakespeareschem Aufzug, vielleicht die Brüder Rudolf von Rohr als Strassenmusikanten, die Oltner Geschehnisse mit passenden Liedern untermalen; René Lüthi, als Briefträger, der inexakt adressierte Post vor aller Banausiadeaugen öffnet und Brisantes vorliest. Vielleicht Blas Art mit Heinz Schönenberger, der Mime Thomi Droll.
In der Summe aller liegt wohl die Wahrheit der Fasnachtsveranstaltung mit «Nivea», wie man bei den Banausen sagt. Und damit zu Recht Niveau meint.