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Amtsrichter Markus Meyer bezweifelt die Zuverlässigkeit von Coronatests sowie die Ursache der Pandemie. In zwei Leserbriefen und gegenüber der SRF-Sendung Rundschau hat er sich dementsprechend geäussert.
In den vergangenen Wochen hat Markus Meyer der Redaktion zwei Leserbriefe (abgedruckt am 7.August und am 3.September 2020) zukommen lassen, in denen er sich vor allem gegenüber den Corona-Tests sehr kritisch äusserte. Zusammengefasst behauptet der Amtsrichter des Richteramts Olten-Gösgen, dass die PCR-Methode, welche im Labor zur Resultatbestimmung verwendet wird, nach einer Basensequenz suche, die im menschlichen Körper bereits existiert.
Die Virologin Emma Hodcroft, Forscherin im Biozentrum der Uni Basel, widerspricht seiner Behauptung: «Es ist nicht schwer, einen Teil eines wissenschaftlichen Verfahrens herauszusuchen, den man nicht versteht, und diesen dann so darzustellen, als hätte man einen grossen Fehler gefunden. Allerdings muss man sich fragen, ob sich die Experten, die das PCR-Verfahren milliardenfach angewendet haben, jahrzehntelang geirrt haben – oder ob sich jemand anderes über seine Funktionsweise täuscht.»
In seinen Leserbriefen behauptet der frühere Kantonsrat weiter, dass viele Menschen ein positives Testergebnis erhielten, obwohl sie gar nie erkrankten. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bezeichnen das als asymptomatische Reaktion. Hodcroft gibt zwar zu, dass die Wissenschaft dieses Phänomen noch nicht vollständig versteht, weist aber darauf hin, dass dieses Verhalten nicht ungewöhnlich ist: «Menschen haben auch unterschiedliche Schweregrade von Erkältungen oder der Grippe.»
Auf Nachfrage der Redaktion nimmt Meyer zu seinen Leserbriefen Stellung, bezieht sich dabei aber nur begrenzt auf die Testthematik. Viel mehr geht daraus hervor, dass ihm die Angst vor dem Virus und deren schlechten Folgen auf den Körper Sorge bereiten. Diese Angst erachte er als grossen Nachteil, da sie verkrampfe und schwäche.
Zudem kritisiert er die Praxis als «unwissenschaftlich», dass bei jedem Todesopfer, bei dem der Covid-Test vorher positiv ausgefallen ist, diese zu den Coronaopfern gerechnet werden. Dadurch werde Angst in der Bevölkerung geschürt. Angst sei nicht hilfreich, stimmt ihm auch die Virologin Hodcroft zu, Wissenschaft und Zugang zu Information jedoch schon. Deswegen sei es auch so wichtig, dass jede und jeder sich über die Pandemie informieren und die richtigen Entscheidungen treffen könne, um so sicher wie möglich zu sein.
Meyer hält sich zum Beispiel auch nicht an die Schutzmassnahmen: Er desinfiziert seine Hände nicht und trägt auch keine Schutzmaske. Ob er die Existenz des Virus anerkennt, bleibt unklar. Sicher ist aber, dass Markus Meyer die Ursache der Krankheit, welche die Menschen momentan heimsucht, anzweifelt.
Er sagt: «Eigenartigerweise untersuchen die Verantwortlichen bei einem Fischsterben immer auch die Wasserqualität. Bei einer Epidemie suchen wir beinahe ausschliesslich nach ‹Erregern› und beachten nicht konsequent genug die Qualität der Luft, die Menge an ausgebrachten Giften, allenfalls vorausgehende Ereignisse oder gar die Zunahme von elektromagnetischen Wellen.»
Doch auch diese Theorie entkräftet Hodcroft: «Wir sind unglaublich zuversichtlich, dass das Sars-CoV-2-Virus die Krankheit Covid-19 verursacht. Das ist auch nicht überraschend: Es stammt aus einer Familie von Atemwegsviren, die ebenfalls ähnliche Symptome verursachen.»
Nicht nur in seinen Leserbriefen zeigt sich Meyer kritisch. Mit seinem Namen unterstützt er ausserdem offen die Bewegung «Ärzte für Aufklärung». Eine Bewegung, die von drei Ärzten aus Hamburg ins Leben gerufen wurde. Sie vertreten öffentlich die Meinung, dass das Coronavirus Panikmache sei und die Massnahmen der Regierung dazu der gezielten Irreführung der Bevölkerung dienen.
In einem Beitrag der SRF-Sendung Rundschau vom Mittwochabend bezieht Meyer dazu wie folgt Stellung: «Ich unterstütze die Bewegung zwar, empfinde mich aber überhaupt nicht als Verschwörungstheoretiker.» Für ihn ist seine coronaskeptische Haltung lediglich eine andere Meinung zu einem aktuellen Thema.
So schreibt er in einem E-Mail an die Redaktion auch: «Ich erhebe keinen Anspruch darauf, dass es sich bei meiner Meinung um wissenschaftlich erhärtete Fakten handelt. Es ist schlicht meine Meinung, die auf meiner Wahrnehmung, meinen Erfahrungen und meinem Verständnis gründet.»
Hodcroft entgegnet darauf, dass es gefährlich ist, solche Fehlinformationen zu verbreiten: «Wir haben durch unsere Verhaltensänderungen gerade jetzt eine Wirkung auf die Eindämmung des Virus und geniessen trotzdem immer noch ein fast normales Leben. Wenn man anfälligere Gruppen davon überzeugt, dass sie nicht vorsichtig sein müssen, könnte man sie in Gefahr bringen.»
Gegenüber dem SRF betont Meyer, dass es auch als Richter alltäglich sei, in einem Thema eine kontroverse Meinung zu haben. «Jeder Richter hat seine Meinung, und die wird wahrscheinlich auch in seine Arbeit im Gericht einfliessen. Das ist normal.»
Auch Amtsgerichtspräsident Claude Schibli sieht Meyers Haltung unproblematisch in Bezug auf dessen Arbeit am Richteramt: «Über die Amtsführung des Herrn Meyer gibt es aus meiner Sicht nichts Negatives zu berichten. Ich habe ihn bei unserer bisherigen Zusammenarbeit als stets sehr gut vorbereiteten Amtsrichter erlebt, der sich sachlich in die Diskussion und Entscheidfindung einbringt.»