Die Oltner Altstadt-Zunft feierte am Samstag im Klostergarten mit vielen Gästen ihr 50-Jahr-Jubiläum.
Am 11. September 1965 gründeten einige Fussballer des FC Olten im Rathskeller die Altstadt-Zunft. Im Februar des Gründungsjahres machten sie als «Schienbeinstopfer» erstmals die Oltner Fasnacht unsicher und wurden vom Fasnachtsvirus angesteckt. Seither sind die Altstädter aus dem städtischen Fasnachtstreiben nicht mehr wegzudenken.
Am Samstagnachmittag konnten die Zünftler nun zurückblicken auf «50 Jahre mit vier Obernarren, ungefähr 70 000 verkaufte Güggeli an der MIO und 300 Millionen gesungene Lieder», wie Zunftmeister Beat Kissling stolz aufzählte. Seit frühester Kindheit waren die Zünftler in dessen Leben präsent: «Als Bub habe ich einige Male miterlebt, wie diese Altstädter nach einer durchzechten Nacht bei uns zu Hause rumhingen, als ich zur Schule musste.» Trotzdem – oder gerade deswegen – sei er heute Zunftmeister, lacht Kissling.
Eines wollte der Zunftmeister in seiner kurzen Rede noch richtigstellen: Es sei in der Fasnachtsszene ein offenes Geheimnis, dass die Altstädter diejenigen seien, welche immer Frauenkleider trügen. «Wir hatten in den 50 Zunft-Jahren genau achtmal Frauenkostüme, und wir trugen sie mit Stolz!», berichtigt Kissling. Sie seien halt die einzige Zunft, welche die passenden Figuren dazu habe. Die eingeladenen Gäste der anderen Cliquen und Zünfte aus der Region schienen ihm die Bemerkung nicht übel zu nehmen.
Auf die Rede des Zunftpräsidenten folgte eine kurze Ansprache von FUKO-Präsident Beat Loosli, welcher der Altstadt-Zunft die besten Wünsche zum Geburtstag aussprach. Er liess es sich nicht nehmen, bei der Gelegenheit ein wenig Fasnachts-Geschichte zu erzählen. «In den 50er- und 60er-Jahren sind etliche Zünfte, Cliquen und Guggen entstanden, viele davon aus Sportvereinen. So wurde zum Beispiel auch die Glugger-Clique durch Fussballer des FC Trimbach ins Leben gerufen.» Im Namen der FUKO lobte er die Altstädter für ihre Begeisterung, ihren Einfallsreichtum und ihre fasnächtliche Lebensfreude, durch die die Oltner Fasnacht geprägt wurde und wird.
Nicht nur die Reden von Beat Kissling und Beat Loosli weckten alte Erinnerungen, auch das Jubiläumsbuch lud zum Schmökern ein. Neben der fotografischen Dokumentation der letzten 50 Jahre enthält es eine Liste mit sämtlichen Sujets und Kostümen der Zünfter: Kuh-Schweizer, Ballerinas, Pöstler und Money-Girls — alles war schon dabei. Auch die besten Schnitzelbankverse sind im Buch zu finden. Ein Beispiel aus dem Jahr 1990:
«S isch Nacht und Ruehi / s isch still und keine gseht der ander. / Kei Blitz, keis Liecht / und niemer schnorret mitenander. / E dumpfe Knall / es lieses Pff... / und s isch verbi. / Dasch s Oltner Füürwärk Nünzähundertnünzig gsi.»
So vertieft in die alten Zeiten sind auch Zünftler Gusti Beer sowie der ehemalige Altstädter Manfred Lässig senior mit seinem Sohn, der ebenfalls Manfred heisst. Der Vater war 34 Jahre lang Zunft-Mitglied, hat viele Jahre Fasnacht in Olten miterlebt und freut sich, an der Jubiläums-Feier dabei zu sein.
Entnommen wurden die Fotos für das Jubiläumsbuch aus grossen schweren Fotoalben, die für die Gäste mitgebracht und auf einem Tisch ausgebreitet waren. «Unser Zunftlokal – Rathskeller. Unser Symbol – die Altstadt Oltens», steht in grossen Lettern auf der ersten Seite von einem der Alben.
FUKO-Präsident Beat Loosli war nicht der Einzige, der der Altstadt-Zunft im Verlaufe des Nachmittags zum Geburtstag gratulierte. Zwei Fröscheweid-Zünftler brachten ein Ständchen und hatten sogar eigens für die Altstädter ein paar Verse gedichtet. «Ei du tolli, ei du tolli, ei du tolli Altstadt-Zunft», hiess es im Refrain, in den bald sämtliche Gäste mit einstimmten. Nach ihrem Auftritt konnte der Zunftmeister das Buffet eröffnen und der Geburtstag noch gebührend gefeiert werden.