Von Erfahrungen rund um den 1. Weltkrieg bis hin zum Veganismus: Die Themenpalette war breit.
Herausragende Maturaarbeiten der Kantonsschule Olten werden jeweils einer Jury zur Prüfung vorgelegt. Dieses Jahr haben die Jurymitglieder Christoph Rast (pensionierter Leiter Stadtbibliothek Olten; Vorsitz), Marc Hofer (Historiker, Stadtarchivar Stadt Olten), Georges Regner (pensionierter Leiter Musikschule Olten), Christof Schelbert (pensionierter Institutsleiter FHNW Gestaltung und Kunst), Jürg Schlegel (pensionierter Kreisförster), Monique Rudolf von Rohr (Berufsschulfachlehrerin BBZ Olten) acht Arbeiten prämiert; dabei vier in englischer Sprache. Die Preisgelder spendete der Verein der Ehemaligen der Kantonsschule Olten und die ehemalige Museumsgesellschaft der Stadt Olten.
Die Arbeit des Hägendörfers Leon Thomas Krinn, 4aN, «Lieber tot als untreu: Jugendliche Kriegsfreiwillige im 1. Weltkrieg – am Beispiel des 17-jährigen Elsässers Karl Haug» führte zu Recherchen zum Schicksal vieler Jugendlicher zur Zeit des 1. Weltkrieges. Leon analysierte das Verhalten junger Männer, welche sich freiwillig in den Dienst des 1. Weltkriegs stellten. Er transkribierte Briefe seines Vorfahren, dem Elsässer Karl Haug. Dieser machte ein Notabitur und meldete sich mit 17 Jahren für den Wehrdienst. Die damalige Notlage der Bevölkerung, Propaganda, Heldenzwang und die Teilnahme in Jugendorganisationen wurden für manche zur unverhofften Chance, aus dem Alltag auszubrechen. Karl Haug starb nach wenigen Jahren im Krieg.
«Braune Söhne des Südens – die erlebte Fremdenfeindlichkeit von italienischen Migranten und Migrantinnen in der Schweiz in den 1969/70-er Jahren» titelt die Arbeit von Anna Niederer, 4bL, aus Olten. Sie zeigt eindrücklich, dass Süditaliener mehr Hindernisse antrafen als norditalienische Landsleute. Die Maturandin kann sich dabei auf ihre Grosseltern beziehen. Mittels Fragebögen eruiert sie die starke Fremdenfeindlichkeit jener Zeit und zitiert James Schwarzenbach («Braune Söhne des Südens»). Auf die Frage «Würden Sie wieder in den Norden auswandern?» erhielt sie bei der älteren Generation aus dem Süden oft die Antwort: Nein, das würden sie kein zweites Mal machen.
Der Kurzfilm «Everything in Perfect Order – Turning a Short Story into Film» von Niklas Burn, 4iG, Kappel, ist auf Youtube unter diesem Titel einsehbar. Niklas setzt eine Geschichte gekonnt mit zwölf bis dreissigjährigen Laienschauspielern zu einem Kurzfilm um. Dabei musste er sämtliche Schritte wie Skript schreiben, Drehbuch erstellen, Casting veranstalten, Kameraarbeit, Hintergrundmusik und Filmschnitt meistern. Dem ehemaligen Besucher der Zauberlaterne (Kino für Kinder), wo er seine Passion für den Film entdeckte, gelingt dies ausgezeichnet, was die Jury zu würdigen wusste.
Die Arbeit der Oltnerin Simona Vallan, 4iG, «The Impact of Physical Activity on the Well-being of People with Mental Disorders» behandelt die Thematik des Wohlbefindens von Menschen mit psychischen Störungen. Insbesondere beleuchtet Simona den Zusammenhang von Bewegungstherapie und deren Auswirkungen. Über die Auswertung von Fragebögen, welche sie in der Tagesklinik Olten verteilt hatte, gelangt sie zur Erkenntnis, dass gezielte Bewegung zu wesentlichen Erfolge führt. Mit einem charmanten, «hoffe dass Sie das nächste Mal mit dem Velo zur Arbeit fahren und da mit einem Lächeln ankommen», schloss die Maturandin ihre Präsentation.
Die Arbeit «Vegan Diet: Financial Aspects and Influence on the Environment Regarding Greenhouse Gas Emissions and Water» von Josephine Wyser, 4iG, Niedergösgen beleuchtet ernährungsphilosophische Fragen des Veganismus im Zusammenhang mit Anliegen zum sorgsamen Umgang mit der Umwelt. Dabei untersucht sie finanzielle Aspekte, Bedarf an Anbauflächen, arbeitet mit Zahlen eines renommierten Heidelberger Instituts. Schlussfolgerung: Veganismus braucht im Verhältnis zur herkömmlichen Ernährung weniger Wasser und reduziert Treibhausgase; kleine Veränderungen im Alltag wirken sich auf die Umwelt aus.
Nicole Wyss Fonseca, 4iG, aus Trimbach taucht mit «Investigations of Olten’s bat Population» in die Welt der Fledermäuse ein. In drei Oltner Gebieten untersucht sie deren Population, die Verbreitung der unterschiedlichen Arten und deren Gefährdung. Sie kann nachweisen, dass Standorte für Fledermäuse bedürfnisgerecht sein müssen und die Ansiedelung der Arten auch im Raum Olten dementsprechend unterschiedlich ist. Für Nicole war diese Arbeit äusserst spannend, das tat sie kund mit «Those who know animals will protect animals!»
Dorothée Heim, 4LM, aus Olten legt mit ihrer Arbeit «Strubi – drei Erzähungen» über die ehemalige Schuhfabrik Strub ein farbiges Mosaik Oltner Zeitgeschichte vor. Einblick gewinnt sie neben allgemeinen Recherchen auch in jenen zum Leben ihres Urgrossvaters. Dieser arbeitete in der Strubi und kam schon als junger Mann jeden Tag von Läufelfingen zu Fuss zur Arbeit in die Schuhfabrik. Dorothée fasst ihre historischen Recherchen in drei berührend verfassten Erzählungen zusammen, jede spielt je an einem Tag und beleuchtet den Alltag von Fabrikarbeitern, zwei Frauen und zwei Männern.
Die Winznauer Maturandin Olivia Lanni, 4LM, schrieb eine Novelle «Rouge – ein illustriertes Buch» und malte und zeichnete auch die Abbildungen dazu. Die Novelle über eine junge Frau im 19. Jahrhundert beschreibt die Geschichte zweier Aussenseiter. Die Probandin Rouge verbringt ihre Jugend in einer Anstalt, ist Analphabetin und trifft auf Virgile. Über Rouges fotografisches Gedächtnis beschreitet das Buch eine wunderbare Reise durch das Weltgeschehen. Die Geschichte «Rouge» kann man in der Buchhandlung Schreiber erwerben. Zum Buch hat Olivia auch ein Plakat entwickelt.