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1968 hatte sein langjähriges Engagement begonnen, nun gibt Peter André Bloch, Herausgeber und Präsident der Redaktionskommission der «Oltner Jahresblätter» die Verantwortung an jüngere Kräfte ab.
Selbst das offizielle Olten setzte an der Pressekonferenz am Montagabend eine Note ab. Keine Protestnote, wohlverstanden. Eher eine Note der Würdigung, des Dankes, der Anerkennung. Die «Neujahrsblätter» seien heute ein Abbild des jeweiligen Oltner Jahreslaufs, das die Bevölkerung und die Behörden der Stadt Olten nicht missen möchten, hatte Stadtpräsident Martin Wey gesagt.
Was war da geschehen? Nun, Peter André Bloch, Präsident der Redaktion der «Neujahrsblätter», hatte in seinem Dankeswort der aktuellen Ausgabe des Jahres 2020 sein Kürzertreten offenbart. Im Frühling, so der 83-Jährige, wolle er die Verantwortung als Herausgeber und Präsident der Redaktionskommission nun an jüngere Kräfte weitergeben. «Ich glaube, nach einer über 50 Jahre dauernden Tätigkeit für die ‹Oltner Neujahrsblätter› habe ich auch ein gewisses Recht darauf», meinte Bloch.
1968 hatte sein langjähriges Engagement begonnen, noch an der Seite der damaligen Präsidentin, Maria Felchlin, auf die Bloch grosse Stücke hält und auf die er, wenn er in Erinnerungen kramt, immer wieder und gerne zurückkommt. Bloch ist ihr direkter Nachfolger; 1980 übernahm er Vorsitz und Leitung der Redaktionskommission. «Nur zweimal habe ich zensurierend eingegriffen», umschreibt der Doyen der «Oltner Neujahrsblätter» seine Erfahrung mit den eingereichten Texten. Kein Schelm, wer vermutet, dass seine Interventionen textliche Inhalte aus den düsteren Tagen rund um das Dritte Reich betrafen.
Dessen Auswirkungen hinterliessen auch in der Schweiz und Olten ihre Spuren. Im Übrigen aber sei es ihm und weiteren Redaktionsmitgliedern gelungen, die Blätter einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. «Ein jeder Beitrag hat für sich seine eigene Leserschaft und auch die entsprechende Bedeutung im Gesamtablauf», sinnierte Bloch. Wissen, Kultur und Bildung seien Menschenrechte. So gelte für die Redaktion, Wichtiges von weniger Wichtigem zu unterscheiden, um einem winzigen Stücklein Wirklichkeit oder Fantasie einen Hauch von Dauer zu verleihen.
Abgesehen von Blochs leiser Ankündigung, künftig kürzertreten zu wollen: Auch die 78. Ausgabe der «Oltner Neujahrsblätter» kommt wie ihre Vorgängerinnen grundsolide daher und ist gar mit QR-Codes ausgestattet. Einige der mehr als 40 Beiträge drehen sich denn auch um musikalische Themen. «Wenn wir schon darüber in Wort und Bild berichten, lassen wir unsere Leserinnen und Leser auch an den Klängen der vorgestellten Musikensembles teilhaben», so Bloch.
Auffallend auch die vielen präsentierten Jubiläen in der aktuellen Ausgabe, die entweder im letzten oder kommenden Jahr zu begehen waren oder sein werden: 175 Jahre Stadtmusik (2020), 100 Jahre Hilari-Zunft (2020), Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts (2020), 125 Jahre Stadtorchester (2019) und 110 Jahre FC Olten (2019). Alle Jubiläen werden grosszügig umschrieben, ergänzt mit Fotografien. Daneben folgen historische Abrisse wie etwa jene zum Kulturkampf (gleich mehrfach), Feuilletonistisches zum Coiffeurbesuch (haarige Geschichten) oder Erklärungen rund um die Dauerausstellung «Olten? Olten.» im Haus der Museen.
Auch nicht vergessen gingen thematische Aspekte des Klimaschutzes, das Foodsave-Bankett, der Frauenstreik in Olten mit einer Gegenüberstellung der Streikjahre 1991 und 2019 oder die Collectors, die strampelnd einsammeln und ausliefern. Und natürlich gehören zu jeder Blätter-Ausgabe eine Handvoll Kunstschaffende. Auch in der aktuellen Ausgabe sind – wie üblich – mitunter solche dabei, die eher weniger bekannt sind und jetzt ans Licht geholt werden.
Fazit: Peter André Bloch und seine redaktionellen Mitarbeitenden haben einmal mehr aus dem Vollen geschöpft, einmal mehr ein Panoptikum für Berufsoltnerinnen und -oltner geschaffen; oder aber eines für jene, die’s werden wollen. Ganz sicher aber für jene, denen es einfach wohl ist in der Stadt und die von der Prämisse «Hier, jetzt und damals in Olten» beseelt sind. Die «Oltner Neujahrsblätter» sind in den hiesigen Buchhandlungen erhältlich.