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Am Oltner Fasnachtsumzug prasselte bei besten Bedingungen ein Ideengewitter auf rund 20 000 Gäste nieder.
Zumindest ein grosser Wunsch von Obernaar Räffu 1. ist am Oltner Fasnachtsumzug in Erfüllung gegangen. Für diesen nämlich hatte er sich milde Temperaturen und Windstille erhofft. Und siehe da: Volltreffer. Kaum ein Lüftchen regte sich und von oben schien, zwar etwas milchig, aber doch die Februarsonne vom Himmel und sorgte für angenehme sechs, sieben Grad Wärme.
Damit hatte es sich aber an Milde. Die Umzugsnummern kamen als regelrechtes Ideengewitter daher und sorgten für fetzige Stimmung und beste Laune unter den vermuteten rund 20 000 Gästen, welche die Wegränder gleich zu mehreren Reihen säumten und die manchmal händeringend nach Süssigkeiten und Früchten bettelten. Und von den Umzugswagen kamen die Gaben in ungeahnter Zahl herangeflogen.
Selbst Rosenkavaliere hatten sich unter die Karnevalisten gemischt. Nennen wir sie doch mal so, auch wenn sehr selten Rosen, sondern viel mehr Gerbera oder Nelken unter die Kiebitze verteilt wurden. Daneben die grossen Konfettikanonen, die bald einmal Reichweiten von Mittelstreckenraketen erreichen und bis in die entferntesten Winkel ihr Füllhorn über den Köpfen der Zuschauer entladen. Erst mal richtig eingerieben, wirken diese Papierteile als regelrechte Juckkatalysatoren.
Nach Böllerknall – der Obernaar
Traditionsgemäss eröffnete Räffu 1. den Umzug ab Böllerknall von der Kirchgasse aus. Und das nicht zu knapp: Mit mehreren aufwendig gestalteten Fahrzeugen inszenierten die Altstädter ihr Motto «Grande Carnevale» und lehnten bei der Gestaltung naturgemäss an venezianische Motive an. Sympathisch, dass Räffu 1. nicht von grossen Thronwagen herab grüsste, sondern – seiner Zunft vorausfahrend – als Solitär drei, vier Meter über Grund im eigenen kleinen Mobil unterwegs war, während sich die Zunftbrüder am Riesentrottinett oder am Tretrad «abmühten».
Auch die Nachtwächter (Dr Waggis be eg!) gaben sich von der spendierfreudigen Seite und verteilten, so noch nie gesehen in Olten, unter anderem Stofftiere an die Zaungäste. Dazwischen fetzten immer wieder mal Guggen um die Wette, füllten unterhaltsam die zu Beginn des Umzugs auftretenden kleine Stauzeiten, während die Guggizunft (Neues aus Oltenhausen) in der Kluft freundlichster Disneyfiguren Kalorienbömbchen von Bord warfen.
Rätschwyber– ganz schön schön
Auch die Rätschwyber glänzten mit einem sehr charmant-rustikalen und liebevoll ausgestatteten Wagen und grüssten von der Rätschflueh, wagten auf der obersten Plattform ein Tänzchen, präsentierten glückliche Hühner und just jene Freiburger Kuh, die in der Werbung für stupende Balltechnik bekannt ist, ohne darob den Pfeife schmauchenden Appenzeller-Seppli zu vergessen. Wohl letztlich doch auch eine Art Hommage an die Männerwelt.
Meisterlich im Wagenbau jeweils auch die Fröscheweid, die ihr Motto «Hot Chili» wörtlich nahm und eine fahrende Chilischote samt vorauseilender Paprika präsentierten. Aufwendig die Chose, und an der Animation über Lautsprecher von oben fehlte es auch diesmal nicht. Der Fröscheweid übrigens war einige Nummer zuvor Wangens Obernaar Toni 2 vorausgeeilt: Mafiöser Auftritt unter der Prämisse «Chicago 1930», als die Prohibition noch galt. Davon war aber am gestrigen Umzug nichts (mehr) zu spüren.
Mehrere Formationen trugen als Zeichen ihres Geburtstags die Ingredienzien einer Jubelfeier mit sich. So gesehen bei der Sörchle Gugge Trimbach (40 Jahre), bei den Chüelturmschränzern Obergösgen (35 Jahre), den Herregäger Olten (50 Jahre) und den Rumi-Bum Sänger Olten (10 Jahre).
Alles in allem ein sehr geglückter Gala-Auftritt der Fasnachtsszene. An die 1300 Mitwirkende in 19 Wagengruppen und 16 Guggen sowie Gäste aus Winterthur, Rapperswil, Schaffhausen und Muttenz waren auf der seit dem Umbau der Kirchgasse ausgesuchten Strecke dabei. Zwar ist damit der Kontermarsch dahin, aber das sei explizit ein Wunsch der Fasnächtler gewesen, wie Beat Soland als Umzugsverantwortlicher der Fuko weiss.