Die 22. Tanztage sind eröffnet. Die Gäste haben am Mittwochabend ihre mehr oder weniger grosse Affinität zum Tanz offenbart.
Die Ouvertürengäste zu den 22. Oltner Tanztagen zu fragen, wann sie denn das letzte Mal das im Volksmund so oft zitierte Tanzbein geschwungen hätten: bei Gott keine Verwegenheit. Resultat: Grundsätzlich ist Tanz keinem der Befragten fremd.
Obwohl: So richtig leidenschaftlich Tanzende sind kaum zu finden unter den Gästen. Die Antworten reichen von «gelegentlich» (Staatsschreiber Andreas Eng) bis hin zu «eigentlich doch immer wieder», wie Franz Berger, Gatte von Ursula Berger, der Mutter der Tanztage, meint. Und Eva Inversini, Chefin des Amtes für Kultur und Sport? Sie erinnert sich, nach kurzer Bedenkzeit, sogar an ihren letzten Tanz, der auf die Solothurner Kulturnacht im Sommer dieses Jahres zurückgeht.
Claude Schoch, ehemals Gesamtleiter der Oltner Kabaretttage, legt bei der Frage die Stirn in Falten. «Oh, das ist lange her. Früher kam das doch ab und zu noch vor, aber ehrlich gefragt: Wo kann man denn heute noch tanzen?» Und Regierungsrat Remo Ankli bekannte freimütig, überhaupt kein Tänzer zu sein. «Aber ich hätt’ nichts dagegen, einer zu sein», räumte er schmunzelnd ein.
Der Regierungsrat und Landammann hielt in seiner Ansprache zur Eröffnung der 22. Oltner Tanztage also fest: «Tanz ist kein Kerngeschäft des Bildungs- und Kulturdirektors.» Und: Anders als bei Musik, Malerei, Literatur und Film würden während der Darbietung keine Worte zur Verfügung stehen, die ihm Erklärungen lieferten. «Auch die Mimik wird nicht im gleichen Mass als Stilmittel eingesetzt. Selbst die Musik – sofern sie überhaupt eingesetzt wird – hat beim modernen Tanz einen ganz anderen Stellenwert als bei einem klassischen Ballett oder in einem beschwingten Film mit Ginger Rogers und Fred Astaire», so der Landammann und Bildungsdirektor weiter. Er persönlich jedenfalls stehe beim zeitgenössischen Tanz am Anfang eines Lernprozesses. Aber jenseits dieser durchaus amüsanten Selbsterklärung hob Ankli Ursula Berger hervor, die als Gründerin der Oltner Tanztage «einen Anlass ins Leben gerufen hat, der Beachtung, Anerkennung und Respekt verdient, weil er unsere Kulturlandschaft bereichert und weit über die Kantonsgrenzen hinaus strahlt und weil er unsere Jungen gezielt an den Tanz heranführt.»
Natürlich eine Steilvorlage für Ursula Berger. Mit rund 260'000 Franken hat sie mit ihrer Entourage ein Programm zusammengestellt, welches nicht nur, aber auch auf die Vernetzung, der Prämisse der heurigen Ausgabe, von professionell Tanzenden und Laien (Workshops mit Oltner Schulklassen) setzt. «Tanz», sagt sie, «ist ein Zustand. Diesen zu spüren bedeutet, in andere Welten einzutreten und andere Wahrnehmungen zuzulassen.» Das volle Haus am Premierenabend in der Schützi gab der Mutter der Tanztage recht.
Sieben Formationen stehen in den kommenden Tagen auf dem Programm, darunter durchaus auch solche, die mit regionalen Akteuren glänzen. Choreografin und Tänzerin Anja Gysin aus Solothurn etwa wird am kommenden Sonntag von Amateurtänzerinnen und -tänzern aus der Region Olten begleitet.
Der Auftakt aber gehörte einem Ensemble der Zürcher Hochschule der Künste, BA Contemporary Dance, welches Liebesgrüsse aus Zürich «With Love From Zurich» mitbrachte. Anmutiges und Brüskierendes nahmen dabei Raum ein.