Anlässlich des 100. Todestages des Niederämter Komponisten wird «Der Weihnachtsstern» aufgeführt. Mit zehn Jahren wurde der in Eppenberg Geborene einst in Solothurn zum Sängerknaben ausgebildet.
Sein Name erscheint kaum mehr auf den Spielplänen der Konzerthäuser. Das musikalische Werk von Hans Huber (1852-1921) ist heute weitgehend vergessen. Doch zu seinem 100. Todestag wird Hubers Musik wieder einmal ertönen. Die Hans Huber Stiftung und der Freundeskreis Schönenwerder ermöglichen die Aufführung eines «Meisterwerks», wie es in der Ankündigung zum besonderen Konzert heisst.
Dabei handelt es sich um die von Hans Huber vertonte Dichtung des Krippenspiels, das die Weihnachtsgeschichte auf schweizerische Art nachzeichnet. «Der Weihnachtsstern» entstand um 1912 in Zusammenarbeit mit dem Dichter Meinrad Lienert (1865-1933) und sollte dem Publikum die Weihnachtsgeschichte auf eine ausgeprägt volkstümliche und schweizerische Art und Weise näherbringen. In sieben Bildern zeichnen Lienert und Huber die Weihnachtsgeschichte in einer Schweizer Berglandschaft nach.
Das musikalische Oeuvre von Hans Huber orientiert sich an der Spätromantik. Sechs Opern, neun Sinfonien, drei Klavierkonzerte bilden das Hauptwerk, daneben entstanden zahlreiche Orchester- und Chorwerke.
Am Sonntag, 19. Dezember, wird «Der Weihnachtsstern» um 17 Uhr nun in der Stiftskirche Schönenwerd erklingen. Die Musikerinnen und Musiker stammen aus Basel. Im Rahmen der Konzertreihe «Basel komponiert» tritt das Ensemble «Les Voix» zusammen mit Andrea Wiesli (Klavier), Lea Meyer (Sopran) und Till Streit (Tenor) auf. David Rossel steht am Dirigentenpult.
Hans Huber kam am 28. Juni 1852 in Eppenberg zur Welt. Sein Geburtshaus steht heute nicht mehr. An seiner Stelle steht seit 2002 ein kleiner pyramidenförmiger Gedenkstein. Hans Hubers Vater war kurze Zeit im Dörflein als Lehrer tätig, nahm dann jedoch eine Stelle als Buchhalter bei Bally in Schönenwerd an, wo Hans Huber seine Kindheit verlebte. Das Haus der Familie an der Aarauerstrasse existiert ebenfalls nicht mehr, doch es gibt ein Foto davon.
Mit zehn Jahren kam Hans Huber ins Sankt Ursenstift in Solothurn, wo er zum Sängerknaben ausgebildet wurde. Sein Talent wurde vom Klavierlehrer Karl Munzinger (1842-1911) stark gefördert. Nach einer musikalischen Ausbildung in Leipzig lebte Huber einige Jahre im Elsass als Musiklehrer und Organist, ehe er 1877 nach Basel übersiedelte. Drei Jahre später heiratete er Angelika Petzold, die Ehe blieb kinderlos. Bekanntheit erlangte Hans Huber ab 1905 als Direktor des Konservatoriums; eine Funktion, die er 1918 aus gesundheitlichen Gründen abgeben musste. Er zog sich ins Tessin zurück. Bis zu seinem Tod am 25. Dezember 1921 lebte er in der Villa Ginia in Minusio. Das Haus wird heute als Bed and Breakfast geführt.
Nebst dem Gedenkstein auf dem Eppenberg und dem «Hans Huber-Saal» im Stadtcasino Basel erinnert der «Hans Huber-Brunnen» vor dem Bezirksschulhaus in Schönenwerd an den einstigen Einwohner. Die einheimische Bildhauerin Alice Streit (1904-1981) schuf Ende der 1930-Jahre eine Zementskulptur. Sie zeigt Hans Huber (mit seinem grossen Schnurrbart) sitzend, mit verschränkten Armen und leicht nach vorne gebeugt, umgeben von einer Kinderschar. Zwei Mädchen sitzen links und rechts von ihm, etwas weiter vorne halten zwei Buben ihre Hände zusammen, aus denen Wasser in den vorgelagerten Brunnentrog fällt. Zwei lesende Mädchen flankieren das formschön gestaltete Ensemble, an dem leider arg der Zahn der Zeit nagt.
Im Prunksaal der Propstei Schönenwerd steht ein Klavier, auf dem Hans Huber einst spielte. Es stammt vom Haus Kapellmatt in Vitznau, wo er von 1883 bis 1919 seine Sommermonate verbrachte. Vitznau ehrt den berühmten Feriengast mit einer Büste aus weissem Marmor bei der Kirche. Strassen sind nach Hans Huber in Basel, Solothurn und Zürich benannt. Aber die schönste Erinnerung an Hans Huber ist bestimmt in seiner Tonwelt zu suchen, so wie sie nun durch den «Weihnachtsstern» wieder offenbar wird.
Hinweis: Stiftungskirche Schönenwerd, Sonntag, 19. Dezember 2021, 17 Uhr: «Der Weihnachtsstern», Bühnenmusik von Hans Huber zum Krippenspiel von Meinrad Liener. Ensemble «Les Voix Basel» und Andrea Wiesli (Klavier). Leitung David Rossel. Eintritt frei, Kollekte. Zertifikats- und Maskenpflicht.