Ungenutztes Bauwerk
Wie weiter mit dem Franziskushaus? Dullikens Märchenpalast aus Beton verkommt zusehends zur Ruine

Seit rund zwei Jahren ist das Franziskushaus in Dulliken in neuen Händen. Was soll mit dem auffälligen Bauwerk geschehen?

Denise Donatsch
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Das verwinkelte Franziskushaus aus Beton steht in krassem Kontrast zu seiner unmittelbaren Umgebung.

Das verwinkelte Franziskushaus aus Beton steht in krassem Kontrast zu seiner unmittelbaren Umgebung.

Bruno Kissling (Archiv)

Zugegeben, einen Palast stellt man sich eher verschnörkelt und mit hübschen Türmchen vor. Und weniger wie das zwischen 1966 und 1969 errichtete, düster wirkende Franziskushaus. Was jedoch die imposante Ausstrahlung betrifft, kann es das denkmalgeschützte Bauwerk am Südhügel Dullikens mit fast jedem Palast aufnehmen.

Der bekannte Architekt und Le-Corbusier-Schüler Otto Glaus (1914-1996) entwarf das Gebäude, welches rund 80 Zimmer, eine Grossküche sowie Vorlesesäle beherbergt, im brutalistischen Stil. Heisst: Sichtbeton als vorherrschendes Material, kubistisch angeordnet. Im Zusammenspiel mit dem das Haus zunehmend umspielenden Wald ein beeindruckender Anblick.

Ursprünglich sollte das Franziskushaus ein Kloster werden. Da dieser Plan jedoch scheiterte, wurde das Gebäude alternativ als Zentrum für kirchliche Bildung genutzt. Aber auch diese Form des Gebrauchs musste aus finanziellen Gründen aufgegeben werden – überhaupt brachte der Betonkoloss bisher jedem Besitzer mehr Sorgen als Glück.

Kann als Idylle angesehen werden: Das Gebäude befindet sich mitten in der Natur, der Wald rückt immer näher.

Kann als Idylle angesehen werden: Das Gebäude befindet sich mitten in der Natur, der Wald rückt immer näher.

Bruno Kissling (Archiv)

Aufwendige Renovierungen stehen an

Als vor rund zwei Jahren Bruno Josef Auchli das Ungetüm übernahm, war die Spannung gross, was nun damit passieren sollte. Bis zum heutigen Tag scheint es aber keine konkreten Pläne zu geben. «Ein Gebäude muss genutzt werden, sonst zerfällt es», erklärt Konrad Schenker, Architekt und Präsident der Dulliker Bau-, Planungs- und Umweltschutzkommission, besorgt. Ihm sei jedoch bewusst, dass im Franziskushaus grosse Eingriffe vonnöten wären, sollte das Gebäude auf einen zeitgemässen Stand gebracht werden. «Die Zellen im Innern sind aneinandergereiht und verfügen lediglich über ein Brünneli.» Toiletten und Nasszellen müssten sich die Bewohnenden teilen, was heute für die meisten Menschen nicht mehr in Frage kommt.

Dies sei denn auch der Grund gewesen, weshalb die Idee, das Bauwerk als Studierendenheim zu nutzen, ebenfalls nicht weiterverfolgt wurde. Anstehende Erneuerungen würden grosse Geldsummen verschlingen und aktuell wisse niemand, ob der neue Besitzer etwas in diese Richtung vorhabe. Schenker bedauert:

«Mit dem Besitzer in Kontakt zu treten um sich über mögliche zukünftige Nutzungen des Franziskushauses austauschen zu können, ist schwierig.»

Bisher habe dies leider nicht funktioniert.

Bereits mehrere Handwechsel in der Vergangenheit:

Auch der Dulliker Gemeindepräsident Walter Rhiner hatte bisher wenig Erfolg damit, den Besitzer zu erreichen. «Ich habe ihn einmal an einer Besprechung getroffen; damals ging es um die Möglichkeit einer eventuellen Umnutzung des Franziskushaus.» Seither herrsche Funkstille, Telefonanrufe blieben unbeantwortet.

Diese Zeitung versuchte ebenfalls, telefonisch mit dem Besitzer in Kontakt zu treten. Zwar nahm Auchlis Frau nach mehreren Versuchen den Anruf entgegen, zum vereinbarten Rückruf durch ihren Mann oder durch sie selbst, kam es jedoch nicht. Auchli ist Eigentümer der Immobilienfirma Monte & Mare AG mit Sitz in Däniken.

Blick in eines der rund 80 Zimmer, ausgestattet nur mit einem Waschbecken.

Blick in eines der rund 80 Zimmer, ausgestattet nur mit einem Waschbecken.

Bruno Kissling (Archiv)

Ein Zeitzeuge verfällt – langsam aber sicher

Für Schenker und Rhiner bleibt unbestritten, dass das Haus mitsamt seiner Umgebung grosses Potenzial hätte. «Oberhalb des Hauses gibt es eine Restparzelle Land, welche ideal für neue Wohnungen genutzt werden könnte», so Schenker. Der Architekt ist davon überzeugt, dass sich genügend Leute finden liessen, die gerne dort wohnten. «Es gab bereits Ideen, welche vier Gebäude mit jeweils vier Wohnungen vorgesehen hätten.» Aber auch hier sei es – aus denselben Gründen – nicht bis zur Umsetzung gekommen. Verhindern, dass der Zeitzeuge aus Beton langsam zur Ruine verkommt, können weder Rhiner noch Schenker. Das Franziskushaus sei Privateigentum, da lasse sich leider nichts machen.

Was den beiden bleibt, ist die Hoffnung. So wünscht sich der Gemeindepräsident, dass das Gebäude bald wieder zur alten Blüte zurückfinden wird. Es soll erneut zu einem Ort werden, zu dem sich Einheimische wie auch auswärtige Gäste hingezogen fühlen, und der für verschiedene Zwecke genutzt werden kann. Ob das tatsächlich irgendwann wieder der Fall sein wird, steht aktuell mehr denn je in den Sternen.