Stromausfall, verwirrende Zahlen und ein Gast, der nicht reden darf: Bei Rekordbesucherzahlen diskutierte die Gemeindeversammlung Niedergösgen über eine neue Solaranlage für die Schulhausdächer.
Insgesamt drei Stunden dauerte die Gemeindeversammlung in der Mehrzweckhalle Niedergösgen am Dienstag. 108 Stimmberechtigte versammelten sich in der Mehrzweckhalle – beziehungsweise 109 nach einer Korrektur der Zahl. Doch dies war nicht die einzige Panne an diesem Abend.
Bei der ersten Abstimmung zum Schulleiterpensum wurden insgesamt 111 Stimmen gezählt. Bei der Frage ob die Schulanlage grundsätzlich eine Solaranlage bekommen soll, waren es sogar 119 Stimmen. Ausserdem wurde der Präsident des Zweckverbandes Betreuungs- und Pflegezentrum Schlossgarten eingeladen, jedoch nicht als Referent aufgeführt. So wurde ihm das Wort verwehrt.
An der Gemeindeversammlung wurde ebenfalls das Schulleiterpensum von 85 auf 120 Prozent erhöht. Ausserdem verkündete eine Anwesende, dass die jetzige Schulleitung aufhören wird. Dieser Umstand habe aber laut Gemeinderat nichts mit der Erhöhung des Pensums zu tun.
Weiter wurde die Statutenänderung des Zweckverbands Betreuung- und Pflegezentrum Schlossgarten diskutiert. Der Gemeinderat schlug vor, die Änderung, trotz bewusster Fehler, zu genehmigen und anschliessend eine Revision zu beantragen. Auf das Geschäft wurde nicht eingetreten.
Die Rechnung schliesst mit rund 2 Millionen Franken über Budget ab. Dies unter anderem aufgrund eines einzelnen Steuernachtrages einer natürlichen Person in der Höhe von 900'000 Franken.
Zu reden gab vor allem die neue Solaranlage auf den Schulhausdächern. Lautes Gelächter ertönte, als während der Abstimmung in der mit Solarenergie versorgten Mehrzweckhalle der Strom ausfiel. Doch nach wenigen Sekunden war das Problem behoben und die aufgeheizten Gemüter etwas aufgelockert.
An der Gemeindeversammlung im Dezember wurde die Motion «Glättli» eingereicht. Der ortsansässige Ulrich Glättli forderte darin, dass der Gemeinderat «spätestens bis zur Rechnungsgemeindeversammlung 2022 ein Projekt für den Bau einer Fotovoltaikanlage auf den Dächern der Schulhäuser 1953 und 1970 sowie des Turn- und Aula-Traktes erarbeiten soll».
Eine Arbeitsgruppe hatte schliesslich vier Varianten ausgearbeitet. Bei zwei Varianten sollten alle drei Dächer der Schulanlage mit Solarzellen ausgestattet werden – einmal mit und ohne Energiespeicher. Doch zuvor müssten beim alten Schulhaus die Dachziegel ersetzt werden. Bei den anderen beiden Varianten sollten nur auf den bereits sanierten Flachdächern Solarzellen montiert werden - auch hier einmal mit und ohne Batterie.
Zusätzlich wurde an der Gemeindeversammlung ein Antrag gestellt, bei allen vier Varianten zusätzlich 20 Ladestationen für Elektrofahrzeuge vorzubereiten.
Patrick Friker, Kantonsrat und Bürgergemeindepräsident, stellte sich entschlossen gegen eine von der Einwohnergemeinde finanzierte Solaranlage. Es sei bedenklich, dass sich Niedergösgen als Energieproduzent engagieren möchte. Grundsätzlich unterstütze er aber eine Solaranlage, doch man solle diese extern von einem Stromproduzenten errichten und betreiben lassen.
Der Gemeinderat Dario Spielmann betonte, man habe den externen Betrieb einer Solaranlage geprüft. Doch man wolle unabhängig vom volatilen Strompreis sein. Eine externe Anlage sei nicht wirtschaftlich genug, da das Ziegeldach beim alten Schulhaus trotzdem saniert werden müsste und die Ersparnisse der Stromkosten nur gering seien.
Kurz vor dem Eintreten auf das Geschäft meldete sich der Motionär zu Wort. Glättli betonte, man habe die Motion bereits für erheblich erklärt. Es ginge bei der Diskussion nicht um eine externe Vergabe des Auftrags. Es sei durchaus die Aufgabe der Einwohnergemeinde, für die Infrastruktur zu sorgen. Schliesslich vergebe man die Aufgaben der Wasserwerke auch nicht an externe Betriebe.
Nach langer Diskussion trat die Gemeindeversammlung mit 58 zu 49 Stimmen knapp auf das Geschäft ein. Das Siegervariante wurde in einem Cupsystem ermittelt. Zwei Varianten treten, aufsteigend nach Kosten, gegeneinander an. Der Sieger steht der nächsten Variante gegenüber, bis schliesslich nur noch eine Projekt im Rennen ist. Anschliessend werde entschieden, ob der Antrag bei der Siegervariante hinzugefügt wird.
Anwesende fragten, ob dieses Vorgehen rechtlich überhaupt zulässig sei. Der Gemeindepräsident Roberto Aletti erklärte, es handle sich um das Vorgehen, welches vom Amt für Gemeinden vorgeschlagen wurde.
Auch der spontane Antrag für Ladestationen wurde heftig kritisiert. Man wisse nicht, worauf man sich einlasse. Die Vorbereitungen für Ladestationen könne alles bedeuten und von 500 bis 500'000 Franken kosten. Es sei laut Anwesenden äusserst bedenklich einen derart unausgereiften Antrag zu stellen.
Bei der Wahl der Solaranlage machte schliesslich die teuerste Variante das Rennen - aber ohne den zusätzlichen Antrag. Somit wird der Gemeinderat beauftragt, das alte Schulhausdach zu sanieren, Solarzellen auf allen Dächer der Schulanlage sowie eine Batterie zu installieren. Dafür wurde ein Kredit in Höhe von 625'000 Franken gesprochen.