Verlangsamung
Verkehr auf Dulliker Strassen: Warum wird die Kantonsstrasse zu einer 30er-Zone?

Die zweite von drei Sanierungsetappen der Kantonsstrasse in Dulliken ist bald abgeschlossen. Wir haben nachgefragt, wie Umwandlung der Kantonsstrasse in eine 30er-Zone vorankommt.

Fabio Baranzini
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Kantonsstrasse in Dulliken wird zu 30er Zone: Patrik Strahm, Ressortleiter Bau, Planung und Infrastruktur und Konrad Schenker, Gemeinderat und Präsident der Kommission Bau, Planung und Umweltschutz (v.l.).

Kantonsstrasse in Dulliken wird zu 30er Zone: Patrik Strahm, Ressortleiter Bau, Planung und Infrastruktur und Konrad Schenker, Gemeinderat und Präsident der Kommission Bau, Planung und Umweltschutz (v.l.).

Fabio Baranzini

Noch herrscht auf der Baustelle an der Lehmgrubenstrasse in Dulliken reger Betrieb. Die Sanierung der Kantonsstrasse ist in vollem Gang. Es ist bereits die zweite Bauetappe auf der insgesamt rund einen Kilometer langen Strecke von der Dorfstrasse über den Lehmgrubenweg bis hinauf zum Wilerweg.

In diesen Tagen aber ist Schluss: bald ist Etappe Nummer zwei abgeschlossen und die Bauarbeiten werden unterbrochen. Geplant ist, dass die Sanierungsarbeiten Ende Februar wieder aufgenommen werden. Dann soll auch noch der untere Teil – Dorfstrasse und Lehmgrubenweg – erneuert werden.

30er Zone mit Seltenheitswert

Wenn alles nach Plan läuft, sind die Bauarbeiten Ende Sommer 2022 abgeschlossen. Dann wird eine Kantonsstrasse mit Tempo 30 durch Dulliken führen. Etwas, das es im Kanton Solothurn nur an zwei Orten gibt. Neben Dulliken auch noch in Lüsslingen-Nennigkofen. Bei der Passage in Dulliken macht Tempo 30 gleich aus mehreren Gründen Sinn, wie Konrad Schenker, Gemeinderat und Präsident der Kommission Bau, Planung und Umweltschutz, erklärt:

«Die Dulliker Stimmbevölkerung hat 2017 bereits Ja gesagt zu flächendeckendem Tempo 30 in allen Quartieren. Das haben wir 2018 umgesetzt.»

Alle Quartierstrassen, die an diesen Abschnitt der Kantonsstrasse grenzen, sind also bereits Tempo 30. «Wenn nun auch die Kantonsstrasse Tempo 30 ist, braucht es weniger Signalisationen und es ist für die Verkehrsteilnehmenden einfacher. Kommt hinzu, dass der betroffene Streckenabschnitt auf der Kantonsstrasse ziemlich eng und kurvig ist. So, dass es ohnehin nicht möglich gewesen wäre, diesen mit Tempo 50 zu befahren.»

Bald wird auf der Baustelle die Winterpause eingeläutet. Im Februr sollen die Arbeiten für die dritte und letzte Etappe beginnen.

Bald wird auf der Baustelle die Winterpause eingeläutet. Im Februr sollen die Arbeiten für die dritte und letzte Etappe beginnen.

Fabio Baranzini

Breitere Passagen an vier Stellen

Dennoch hat sich die Gemeinde Dulliken beim Kanton Solothurn – der für die Sanierung der Kantonsstrasse zuständig ist – dafür stark gemacht, dass die Strasse an gewissen Stellen verbreitert wird, obwohl das für eine 30er-Zone gemäss Gesetz nicht nötig gewesen wäre.

«Für uns war es absolut entscheidend, dass wir – wenn wir schon eine Sanierung machen – die gesamte Strecke so konzipieren, dass sich ein Bus und ein Personenwagen kreuzen können. Das war uns wichtig, denn in der Vergangenheit gab es immer wieder kleinere Unfälle, weil die Strasse zu eng war», so Patrik Strahm, Ressortleiter Bau, Planung und Infrastruktur der Gemeinde Dulliken.

Tempo 30-Schild

Tempo 30-Schild

Tobias Garcia (Archiv)

Das muss für Tempo 30 auf Kantonsstrassen erfüllt sein

Jürg Stuber vom Amt für Verkehr (AVT) begleitet die Baustelle in Dulliken. Er erklärt auf Anfrage: «Meines Wissens ist es die erste Stelle, an der eine Kantonsstrasse in eine 30er-Zone integriert wird.» Partiell gebe aber es bereits Strecken, die nur mit dieser Geschwindigkeit befahren werden dürfen. Auch Stuber weist auf die engen Verhältnisse in Dulliken hin und ergänzt: «Hier war die Vorgabe, dass einmündende Quartierstrassen auch Tempo 30 sind, erfüllt. Zu den eingegangenen Reklamationen von Anwohnenden bezüglich der Baustelle meint er: «Kanton und Gemeinde bilden eine Bauherrengemeinschaft. Die Informationen sind stets in Absprache und gemeinsam erfolgt.» Auf die Beanstandungen sei zudem reagiert worden: «Wir schalteten anschliessend weitere Informationen auf unserer, aber auch auf der Website der Gemeinde auf.»

Weiter gibt Daniel Zimmermann vom AVT Auskunft zu temporeduzierten Kantonsstrassen. Er sagt: «Das Beispiel Dulliken kann so nicht auf andere Orte adaptiert werden.» Für eine Umsetzung von Tempo 50 wären hier umfangreiche Landerwerbungen nötig geworden. «Eine Abwägung dieser, zusammen mit anderen erfüllten Kriterien zeigte, dass diese Variante am sinnvollsten ist.» Die Hauptvoraussetzung für 30er Zonen auf Kantonsstrassen sei, dass eine Gemeinde diesen Wunsch konkret äussere: «Ein solches Vorhaben muss politisch abgestützt sein, was in Dulliken der Fall war.» Dennoch prüfe das AVT bei entsprechenden Projekten, gestützt auf einen Beschluss des Regierungsrates vom April 2021 ob die nötigen Auflagen wie mögliche Gefahren und Schutz für bestimmte Verkehrsteilnehmende oder die Verhältnismässigkeit und Umweltbelastungen erfüllt seien. (nob)

Auf Drängen des Dulliker Gemeinderates hat der Kanton Solothurn letztlich eingewilligt. Und so werden während den drei Sanierungsetappen insgesamt vier Passagen verbreitert: die Abzweigung Lehmgrubenstrasse – Alte Gasse, der Bereich des früheren Bürgermuseums, die Abzweigung Lehmgrubenstrasse – Wartburgstrasse und der Übergang in den Wilerweg. «Wir sind sehr froh, dass diese Verbreiterungen umgesetzt werden können, denn uns ist es ein grosses Anliegen, dass der Bus diese Strecke problemlos passieren kann», erklärt Strahm.

Sperrungen führten zu Reklamationen

Während der Sanierungsarbeiten muss die betroffene Strecke jeweils komplett gesperrt werden. Das bringt einige Herausforderungen mit sich. Denn, obwohl die Strecke gesperrt ist, müssen die Anwohnerinnen und Anwohner natürlich permanent zu ihrem Haus fahren können. Und auch die Rettungsdienste müssen die Passagen passieren können.

«Es gab von Seiten der Anwohnerinnen und Anwohner immer mal wieder kleinere Reklamationen während den Bauarbeiten.»

Dies weil die Kommunikation von Seiten des Kantons nicht immer ideal gewesen sei. «Aber diese kleinen Probleme konnten jeweils schnell aus der Welt geschafft werden», zeigt sich Konrad Schenker zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Bauarbeiten.

Im Zuge der Sanierung der Kantonsstrasse, für die der Kanton Solothurn gut zwei Millionen Franken investiert, wurden auch die Wasser-, Kanalisations-, Strom- und Telefonleitungen erneuert. Für diese Arbeiten war die Gemeinde Dulliken zuständig, was Kosten in der Höhe von rund einer Million Franken zur Folge hatte. «Während der ersten beiden Etappen wurden bereits praktisch alle Leitungen ersetzt. Bei der dritten Etappe im kommenden Jahr sind daher von Seiten der Gemeinde nicht mehr viele Arbeiten zu erledigen», sagt Patrik Strahm.