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Am Sonntag wurde Simon Friedli WM-Vierter im Zweierbob, jetzt wartet noch der WM-Einsatz im Viererbob zum Abschluss der Saison. 2021/22 setzt der Derendinger voll auf die Karte Sport und reduziert für den Traum Olympia sein Arbeitspensum.
Auf den Weltcup in Innsbruck zu verzichten, um stattdessen Ende Januar ein paar Fahrten auf der WM-Strecke in Altenberg zu absolvieren, hat sich für das Bobteam Friedli ausbezahlt. An der Zweierbob-WM raste der Derendinger Pilot am Wochenende zusammen mit Anschieber Andreas Haas auf den vierten Platz.
«Es ist super gelaufen», sagt Friedli. «Besser als erwartet. Wir hatten vier gute Starts und konnten sehr regelmässige Läufe runterfahren.» Nach den ersten beiden Läufen vom Samstag lagen Friedli und Haas noch auf dem fünften Platz. Hinter einem rein deutschen Podest und dem zweiten Schweizer Schlitten mit Michael Vogt und Sandro Michel.
«Lauf drei war unser bester, da konnten wir den Abstand zu Vogt minimieren», blickt Friedli zurück. «Im vierten Lauf gingen wir All-in und konnten noch einen Platz nach vorne springen.» Friedli realisierte die fünftbeste Laufzeit, Vogt patzte als Zehnter des vierten Laufs und musste Friedli vorbeiziehen lassen.
«Die Starts waren gut. Im vierten wollten wir vielleicht etwas zu viel, da hätten wir lockerer sein müssen. Beim Einstieg im ersten Lauf hatten wir einen gröberen Fehler, der aber nicht viel Zeit gekostet hat», analysiert Friedli. Wenn es etwas zu kritisieren gäbe, dann die Kurven drei und vier. Der obere Teil habe über alle vier Läufe hinweg nicht hundertprozentig gepasst.
Es ist aber Mäkeln auf hohem Niveau vom Solothurner, der sich für seine erste komplette Saison im Weltcup Platzierungen in den Top Ten auf die Fahne geschrieben hat. Er könne mit dem kompletten ersten WM-Wochenende mehr als zufrieden sein, sagt Friedli: «Insgesamt waren es vier sehr gute Läufe. Am besten lief die Kurve neun. Da kamen wir jedes Mal pfeifengerade raus, ohne Schieber, und konnten viel Geschwindigkeit mitnehmen.»
Dass er die Bronzemedaille um 0,36 Sekunden verpasst hat, ärgert Friedli nicht. «Wir schauen schon eine Saison weiter», sagt er. «Olympia ist unser grosses Ziel.» Nach dem vierten Platz an der WM braucht er nächste Saison nun nur noch einen Top-Acht-Platz im Weltcup, um das Ticket für Peking 2022 in der Tasche zu haben. Dass der komplette WM-Medaillensatz an die Deutschen ging, liege am Material und auch an der Athletik.
«Sie haben ein ganz anderes Budget als wir. Sie haben Millionen zur Verfügung, wir vielleicht 10000», erklärt Friedli. Die Deutschen sind Vollprofis. Er und seine Anschieber dagegen arbeiten im Sommer. «Deshalb sind sie auch athletisch einen Zacken voraus.» Zumindest diese Lücke will Friedli nächste Saison schliessen. Dafür fährt er im Olympia-Jahr sein Pensum als Koch herunter.
«Auch wenn das privat finanzielle Einbussen bedeutet – ich will mich auf den Sport konzentrieren. Olympia ist der grosse Traum, den man nur alle vier Jahre realisieren kann.» Wenn es die aktuellen Sponsoren, und hoffentlich ein paar neue, zuliessen, könne er den einen oder anderen neuen Kufensatz kaufen. «Und vielleicht liegt ja noch ein kleines Upgrade am Bob drin», sagt er zuversichtlich.
Die Saison 20/21 ist für ihn indes noch nicht ganz vorbei. Nach seinem Exploit im Zweier- geht Simon Friedli am nächsten Wochenende im Viererbob an den Start. Er will unter die besten Acht fahren – eines der Selektionskriterien für Olympia. «Wenn wir beim Start mithalten können und uns vier ähnliche Läufe wie im Zweier gelingen, sehe ich gute Chancen», sagt er.