Aus Niederämter Sicht
Von Wisen aus die Welt erobern

Unser Kolumnist Fabian Bloch schreibt, wie er von seinem Wohnort Wisen aus als Musiker das Niederamt, Olten und die grosse Welt sieht.

Fabian Bloch
Fabian Bloch
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Der Blick auf Wisen und seine Dorfkirche.

Der Blick auf Wisen und seine Dorfkirche.

Bruno Kissling

«Suechsch öbbis?», fragte er mich in Olten. «Nein, ich hätte eigentlich einen Termin gehabt, der wurde aber soeben abgesagt und deshalb laufe ich schon wieder hier durch», war meine Antwort. Gesucht habe ich wirklich nichts. Wäre die Bar zu diesem Zeitpunkt nicht geschlossen gewesen, hätte ich mir bestimmt einen Espresso gegönnt. Der Barchef am Aufräumen. Ein paar Tage später, sehe ich ihn – sicher müde und erlöst von der anstrengenden Steigung von Olten über den Hauenstein – mit dem Velo in Wisen. Sofort frage ich: «Suechsch öbbis?» Schallendes Gelächter.

Diese wirklich lustige und wahre Anekdote symbolisiert mein Bild unserer Region absolut treffend. Ich erlebe das Niederamt als eine grosse Stadt. Oder vielleicht vielmehr Städtchen. Man kennt sich, man redet miteinander und hilft sich gegenseitig. Eine überschaubare Gegend mit viel Potenzial in unzähligen Bereichen. In manchen Gebieten wird es ausgeschöpft und in anderen lauert es noch irgendwo im Versteckten. Das Niederamt ist für mich und viele andere einfach Heimat. Heimat ist ein grosser Begriff, aber für mich ist Heimat die Region, wo ich am Bahnhof sicher immer jemanden kenne, in der Stadt auf der Strasse alte Schulkameradinnen und -kameraden treffe und mich wohl und sicher fühle.

Die Region hat sehr viele kulturell interessierte Menschen

Es ist aber mehr als das. Ich und meine Frau sind als Künstlerpaar viel unterwegs. Olten hat den Startschuss gegeben zu einem Abenteuer, das uns bisher sogar schon nach Leipzig und Frankfurt geführt hat. Und es geht ganz bestimmt noch weiter. Von Wisen aus die Welt erobern. Tönt gut, oder?

Die Region rund um das Städtchen Olten hat sehr viele kulturell interessierte Menschen. Menschen, die sich für die Kultur aus der Region interessieren und die auch unterstützen. Ein richtiges Nest. Ich sehe immer wieder lokale Einzelmasken sowie grosse und kleine Firmen, die sich beispielsweise finanziell oder organisatorisch an Anlässen beteiligen. Sie leisten dadurch einen enorm wichtigen Beitrag zur kulturellen Diversität in der Region. Ich als Künstler schätze das sehr. Es ist ein Geben und Nehmen.

Wisen, total Olten orientiert

Der Austausch zwischen der Stadt und unserem kleinen Dörfchen Wisen ist gross. Wisen ist, obwohl fest vom Baselbiet umgeben, total Olten orientiert. Bei den Konzert-Events, die bei uns zu Hause im Wohnzimmer stattfinden, zeigt sich besonders diesen Herbst die lokale Verbundenheit zu Olten. Bis Ende Jahr kochen drei «Oltner» Köche an den Events jeweils ein fantastisches Fünf-Gänge-Menü, und wir spielen dazwischen zwei Konzertteile. Wir haben viele Gäste aus dem Niederamt – aber auch von weiter weg. So bringen wir Kultur nach Wisen auf das Land und spielen umgekehrt auch in der Stadt. Eigentlich ergänzen sich Wisen und Olten prima – und doch gab es damals keine Fusion. Egal wie die politischen Entscheide ausgefallen sind, es besteht eine wunderbare Verbindung. Bald, am letzten Samstag im Oktober, kommen ich und meine Frau als Duo Giovivo endlich wieder in die Stadt. Wir werden den ganzen Tag spielen und Freude und Spass verbreiten. Es ist schön, dass unsere Region offen für Neues ist, etwas wagt und so immer einen Schritt in die richtige Richtung macht.

All diese Erlebnisse sind nur dank kreativen, leidenschaftlichen und positiven Menschen möglich. Diese Leute ziehen mich irgendwie magisch an. Das gibt Energie und Motivation. Gerade die letzten Jahre stellten die Kultur und das Gastgewerbe vor grosse Herausforderungen. Mein Vorschlag: Gehen Sie an Konzerte und Kulturanlässe. Gehen Sie lecker essen. Gehen Sie einfach raus und leben Sie.

Ah ja, der Typ auf dem Velo und vor der Bar – Sie kennen ihn, gell?