Unsere Kolumnistin beschäftigt sich kurz vor Weihnachten mit Antworten auf die Fragen ihrer Kinder: Warum leuchten grosse und kleine Städte trotz Aufruf zum Energiesparen um die Wette?
Als ich diese Woche beim Grossverteiler nach gerade wieder nicht lieferbaren Leuchtmitteln suchte und sah, dass die Regale mit den elektrischen Lichterketten übervoll waren, musste ich an die Kolumne vom vergangenen Freitag denken.
Ja, vielleicht sollten wir uns öfter fragen, was uns guttut in kalten, dunklen Stunden und nicht nur dann. Lichterketten sind es nicht, obwohl ich sehr versucht war, meine uralte, schwere, viel Strom verbrauchende Indoor-Lichterkette aus der Studentenwohnungszeit zu ersetzen, da sie ja gerade so günstig zu haben wären. Ich habe sie einfach dieses Jahr nicht aufgehängt und bis jetzt hat keines unserer Kinder danach gefragt.
Also vermissen sie sie gar nicht? Oder aus den Augen aus dem Sinn? Oder haben sie schon kombiniert, dass man gerade Strom sparen sollte? Sie haben schon gefragt, ob die Weihnachtsbeleuchtung aus Spargründen in den Dörfern nicht an sei, weshalb die Lichterketten-Kerze oben am Schloss nicht leuchte an den Adventssonntagen.
Logischerweise kam dann aber auch die Frage, weshalb die kleinen und grossen Städte dennoch um die Wette leuchteten, die hätten ja kaum alle Solarstrom, wie etwa in Spanien. Eine berechtigte Frage wie ich finde. Wenn mir meine Deutschkurs-Teilnehmerinnen erzählen, dass in ihren Wohnungen in Olten die Heizungen heruntergedreht wurden und sie und ihre Kinder frieren und deshalb auch gerade so oft krank sind, ist die Frage nach richtigem und fairem Stromsparen noch berechtigter.
Die Weihnachtsbeleuchtung in den Städten ist meiner subjektiven Meinung nach mit mehr Emotionen verbunden, insbesondere wenn es seit Jahren dieselbe ist, wie die über den Gassen hängenden Sterne in der Aarauer Altstadt. Positive Emotionen, und die sind wichtig, nicht nur in der dunklen Jahreszeit.
Die Klasse unseres Sohnes hat dieses Jahr den Eltern und Geschwistern einen schönen Weihnachtsweg, sanft beleuchtet einzig durch Teelichter, im und ums Schulhaus, geschenkt. Sie haben Wochen dafür neben dem Schulalltag gebastelt, genäht, gesägt. Bewusst vergängliche Emotionen aber nicht vergessene. Das eine Kerzchen, das die Kinder aus einem Adventskalender nehmen durften, war ein Zauberlicht. Wenn man genug lang wartete und das Wachs durchsichtig wurde, konnte man lesen: «Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen.» Stimmt doch.
Unsere Tochter hatte heimlich ihr Kässeli geleert und das Geld in den von Unicef verschickten Sammelkarton für Kinder in Kriegsgebieten gesteckt. Wir werden dieses Geld heute einzahlen gehen und aufrunden. Eine kleine Geste zwar, für unsere Tochter aber eine wichtige.
Als ich unsere Kinder fragte, was sie sich denn von uns wünschten auf Weihnachten, war die Antwort unseres Sohnes: «Es Truckli voll Liebi». Natürlich kamen danach noch ganz profane Kinderwünsche, natürlich wusste ich, dass das «Truckli» aus einem Song stammt aber es war der Blick, der mich innehalte liess. Es sind die Gesten, kleine Geschenke und immer wieder (hand-)geschriebene Karten und Briefe, die, je älter ich werde, an Wichtigkeit gewinnen. Nicht nur an Weihnachten, aber dann ganz besonders.
In dieser letzten Kurswoche wurde ich bei einem gemeinsamen Weihnachtsznüni mit Speisen aus den Heimatländern meiner Teilnehmerinnen beschenkt und alle wünschten sich schöne Weihnachten. Dazu muss man sagen, die grosse Mehrheit von ihnen ist nicht mit dem christlichen Glauben aufgewachsen und trotzdem kamen die Weihnachtswünsche, in inzwischen fast fehlerfreiem Deutsch, von Herzen und es scheint ihnen etwas zu bedeuten.
Ich hatte mich sehr darüber gefreut. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Lesenden, wunderbare Weihnachten und vielleicht haben Sie sich wie ich vorgenommen, im neuen Jahr wieder einmal Briefe zu schreiben oder das Tagebuch aus dem Dornröschenschlaf zu wecken.
ist Sprachkursleitende für Deutsch und wohnt mit ihrer Familie in Lostorf.