Aus Niederämter Sicht
Es riecht nach Fasnacht

Melina Aletti
Melina Aletti
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Patrick Luethy

Ich laufe durch die Stadt und denke plötzlich: Es riecht nach Fasnacht. Kein abwegiger Gedanke, schliesslich würde auch niemand bestreiten, dass man Weihnachten riechen kann.

Ich rieche nicht Konfetti oder Schenkeli – wie sollte mir deren Geruch an einem gewöhnlichen Tag in die Nase steigen? Nein, es ist eine seltsame Kombination von Gerüchen, die meine Erinnerungen an die Fasnacht weckt: Kalte Winterluft und Zigarrenrauch, dazu etwas Frittierfett aus irgendeinem Abzug. Wenn jetzt noch die Sonne leicht durchdrückt, dann riechts nach Fasnacht.

So konnte es auch letztes Jahr manchmal nach Fasnacht riechen, obwohl es gar keine Fasnacht gab. 2022 gibt es in Olten wieder keine Fasnacht, wie wir sie kennen. Das ist zwar schade, aber auch eine grosse Chance, weil es Raum für Neues bietet.

Noch während ich diese Kolumne schreibe, weiss ich nicht, wie die Fasnacht aussehen wird. Normalerweise wäre um diese Zeit alles bereit: Kostüm fertig genäht (zumindest grösstenteils), neue Stücke geübt (mehr oder weniger) und das Herz voller Vorfreude (ganz sicher).

Jetzt schaue ich in den Schrank und überlege, welches alte Kostüm ich hervorkramen soll, die musikalischen Fähigkeiten sind mehr als nur etwas eingerostet und ich bin noch nicht wirklich in Stimmung. Ich habe keine Ahnung, was kommt. Aber ich habe Zeit, darüber nachzudenken, was die Fasnacht ausmacht und was mich daran so fasziniert.

Zum Beispiel das Zusammen-Musik-Machen. Viele Aussenstehende kritisieren: «Die spielen immer so falsch.» Das kann tatsächlich sein, ist aber in meinen Augen (und Ohren) nicht weiter schlimm. Weil es eben nicht nur um die richtigen Töne geht, sondern um das Erlebnis. Es geht um das Gefühl, wenn man dicht gedrängt in einer Beiz sitzt, jemand die Gitarre auspackt, ein Lied anstimmt und einfach alle mitsingen – so gut sie eben können.

Zusammen lachen, sich selber nicht zu ernst nehmen, die Zeit vergessen und sich vom Moment tragen lassen. Oder das Gefühl, wenn man in den Gassen Guggenmusik oder Trommler und Pfeifer hört, den Klängen nachgeht und sich treiben lässt. Das sind für mich Aspekte, welche diese Woche immer wieder zu einem einmaligen Erlebnis machen. Obwohl sie wiederkehrt, ist sie doch jedes Jahr anders und dieses Jahr noch etwas mehr anders als sonst.

Aber ich bin sicher, dass dieses Gemeinschaftsgefühl trotzdem aufkommen wird. Weil es nicht von einzelnen Programmpunkten abhängt und auch mit Menschen passiert, die man neu kennengelernt hat. Es funktioniert aber umso besser, wenn man sich da, wo man an die Fasnacht geht, auch zuhause fühlt.

Obwohl für mich, als Mitglied einer Trommler- und Pfeifergruppe, die Basler Fasnacht unglaublich schön ist, wird es nie das gleiche sein wie in Olten, dem fasnächtlichen Zuhause vieler Personen aus der Region.

Wenn diese Zeitung in Ihrem Briefkasten landet, am Morgen des Fasnachtsfreitags, wäre ich normalerweise mit der halben Oltner Fasnacht im Café Ring, nachdem wir die Nacht durchgemacht haben und einfach noch nicht nach Hause gehen wollen. Wir würden schräge Blicke ernten von allen, die auf dem Arbeitsweg an uns vorbeikommen, aber das spielt in diesem Moment keine Rolle, weil wir dann an der Fasnacht sind und nicht im normalen Leben – und uns das verbindet.

Ich habe die Hoffnung, dass zumindest Teile davon auch dieses Jahr eintreffen werden und merke, dass mir nach all diesen Überlegungen eines klar ist: Egal wie die Fasnacht wird, man kann sie nicht nur sehen und hören – man kann sie auch riechen und vor allem fühlen.

Melina Aletti studiert Pharmazie und lebt in Niedergösgen.