Unser neuer Kolumnist sinniert über seine Reisen. Er stellt das Musikinstrument vor, das ihm stetiger Begleiter ist und denkt über die Region nach, in die er immer wieder gerne zurückkehrt: das Niederamt.
Euphonium – Wisen – Niederamt. Das sind alles Schlagwörter, die nicht allen Menschen sofort etwas sagen. Man muss schon fast Insider sein, um etwas davon einordnen zu können.
Gut, man weiss vielleicht, dass Wisen ein Ort ist. Aber wo zum Teufel ist das? Man könnte auch erahnen, dass das Niederamt vielleicht eine Region ist – aber wo? Und beim Euphonium ist es aus eigener Erfahrung überhaupt nicht anders. «Was spielst du? Eu – was?». So ist meistens die Reaktion, wenn ich jemandem voller Begeisterung erkläre, wie mein Instrument heisst, das ich täglich mit mir durch die Welt schleppe.
Am Flughafen ist es ebenfalls immer Gegenstand der Ermittlungen. Wenn nämlich das Euphonium auf dem Förderband durch die Gepäckkontrolle geschleust und durchleuchtet wird, fällt es meistens in die Sparte «oh, da müssen wir genauer hingucken».
Und zwar weil das vierte Ventil des Instruments auf dem Screen sehr dunkelblau erscheint und dadurch als gefährlicher Metallgegenstand gilt. Klar, ich packe dann das Instrument aus und alle sehen, dass es keine Waffe ist, mit der ich jemanden über den Wolken in Angst und Schrecken versetzen könnte.
Das Euphonium flog, ganz im Gegensatz zu mir, schon mehrmals im Cockpit mit, weil es im Passagierraum keinen Platz hatte und ich es aus offensichtlichen Gründen sowieso niemals in den Frachtraum gebe. Die Piloten standen dann beim Ausstieg mit meinem Euphonium in der Hand an der Türe und übergaben es wieder und wünschten viel Spass. Wirklich witzig.
Ja, also mit diesem Instrument bin ich unterwegs. Jede Reise startet in meiner Heimatgemeinde Wisen. Egal ob zum Unterrichten, für Orchesterdienste, Konzerte, Workshops oder Freizeit. Das Niederamt und damit Wisen ist meine Heimat. Hier bin ich zu Hause, hier lebt meine Familie, hier kenne ich mich aus und hier gefällt es mir.
Ich bin immer wieder verblüfft, wie negativ Leute aus anderen Teilen der Schweiz über unsere hübsche Region denken. Viele völlig unbegründet. Insbesondere Wisen. So abgelegen. Also ich würde es nicht als abgelegen bezeichnen – für mich ist es sehr zentral. Als Musiker muss ich normalerweise nicht jeden Tag an den gleichen Ort.
Weil jede Woche eine neue Planung erfordert und ich in der ganzen Schweiz oder sogar Ausland herumpendle, ist Wisen plötzlich das Zentrum. Meistens geht’s nach Olten und dann mit dem Zug weiter. Am Abend, oder meistens eher in der Nacht, in Olten dann wieder anzukommen ist irgendwie schön. Oft trifft man noch jemanden, redet vielleicht sogar ein paar Worte und wenn es ganz gut kommt, reicht es für einen Schlummertrunk.
Dass ich dann noch 10 Minuten mit dem Auto in mein wunderschönes Dorf fahren muss, stört mich überhaupt nicht. Das ist ja echt nur ein Katzensprung. Ich mag dann die Ruhe dort oben, die frische Luft und den mehr oder weniger kräftigen Wind.
Ein Freund aus New York lacht nur, wenn ich sage, dass ich Bern, Zürich, Basel und Luzern in weniger als einer Stunde von meinem Haus aus erreiche. Also, ich finde es zentral. Wisen ist im Niederamt am Rande und dennoch orientiert man sich als Wisner normalerweise eher in Richtung Olten. Schon allein wegen den Busverbindungen und den Schulen. Meine Grosseltern haben von früher her eher noch einen engeren Bezug zum Baselbiet.
Das Niederamt und damit Wisen und die ganze Region ist meine, ja ist unsere gemeinsame Heimat. Eine Heimat, gefüllt mit kulturell interessierten Menschen, inspirierenden Persönlichkeiten und spannenden Anlässen, die mich, meine Arbeit und mein Leben positiv bereichern. All das trage ich in die Welt – mit Stolz.
ist Musiker, spielt Euphonium und liebt das Leben. Er lebt in Wisen.