Aus Niederämter Sicht
Beizlifest – der etwas andere Lotteriefonds

Unser Kolumnist freut sich auf das Beizlifest in seiner Wohngemeinde vom Wochenende. Neben den Begegnungen mit den Menschen geht es ihm beim Besuch auch darum, Vereine und Freiwillige in ihrer Arbeit zu unterstützen.

Urs Huber
Urs Huber
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Zentrum von Obergösgen: Am Wochenende feiert das Dorf ein Beizlifest.

Zentrum von Obergösgen: Am Wochenende feiert das Dorf ein Beizlifest.

Bruno Kissling

Alle, die in der Region wohnen, kennen das. Landauf, landab, Beizlifest in Gretzenbach und Dulliken, in Lostorf und dieses Wochenende nun in Obergösgen. Manchmal nennt man es auch Dorfmäret, etwa in Trimbach.

Gemeinsam ist diesen Beizlifesten, dass sie sehr lokal organisiert sind. Meist sind es Dorfvereine, die die Festwirtschaften führen und die Struktur tragen. Freiwilligenarbeit pur, von der Trägerschaft, Organisation, bei der Infrastruktur und dann vor allem beim Einsatz der Helferinnen und Helfer am Anlass selbst. Heerscharen von Helfenden warten auf uns und auf Sie: Auf Heerscharen von Festbesucherinnen und Festbesuchern.

So einfach und schön ist es wohl nicht immer und gerade heutzutage nicht mehr. Freiwilligenarbeit, das ist jetzt nicht gerade das, worauf unsere heutige Gesellschaft wartet. Das ist natürlich nur meine persönliche Wahrnehmung. Ja, doch, für ein Projekt, wo man weiss, da mach ich für eine begrenzte Zeit mit, da könnte ich noch mitmachen. Aber für ein Langzeitengagement, gerade in einem Verein? Muss ich mir zweimal überlegen, ich habe ja noch so viele andere Dinge zu tun.

Die Welt im Grossen und im Kleinen verändert sich, das ist völlig natürlich. Etwas geht und etwas kommt. Eher schwierig wird es, wenn man den Eindruck hat, es verschwindet vor allem etwas. Es ist nicht mehr gefragt, es ist aus der Zeit gefallen, das kann sein.

So gesehen bin ich sehr froh, dass nach der Corona-Pause vieles weitergeht, die Leute weitermachen, die meisten Anlässe wieder stattfinden. Ich weiss, nicht alle brauchen solche Dorfanlässe. Es ist ihnen zu bieder, zu laut, oder einfach nicht ihr Ding. Kann ich gut nachvollziehen.

Trotzdem sind solche Anlässe wichtig. Es ist eine Möglichkeit, sich zu sehen, sich zu treffen. Miteinander zu reden. Über Gott und die Welt, über die Nachbarn oder die Politiker, die wieder mal überhaupt keine Ahnung von nichts hätten. Ja, nach ein paar Bier oder etwas Wein werden die Gespräche zwar lauter aber nicht unbedingt gehaltvoller. Aber auch das ist gut so, man kann ja nicht immer nur philosophieren.

Wichtig sind diese Anlässe für mich deshalb, weil sie heute quasi den Dorfplatz ersetzen müssen. Die Anonymität in unseren Dörfern hat massiv zugenommen. Wo trifft man sich denn noch so rein zufällig?

Ja, ich gebe es zu, ich gehe gern sicher einmal an unser Beizlifest (oder auch an andere). Man kann ungezwungen hingehen, weggehen, wenn es einem passt, kein Zwang zu nichts, plaudert mit Menschen, die man nie oder immer wieder sieht, ob tagsüber, abends oder am späteren Abend (entgegen aller Vorsätze).

Ich gehe aber auch hin, weil ich bewusst die Arbeit der Vereine und Betreiber unterstützen will. Denn für diese ist so ein Beizlifest mehr als ein paar nette Tage. Es steckt enorm viel Aufwand dahinter. Und sie brauchen die Einnahmen, sie finanzieren damit ihre Aufwände, die sie das ganze Jahr über haben.

So gesehen, ist jedes Beizlifest ein kleiner Lotteriefond. Der offizielle Lotteriefond – gespiesen von all jenen, die Lotto spielen und Lose kaufen – unterstützt mit den Einnahmen vor allem Projekte aus Kultur, Sport und weiteren Bereichen, oder hilft auch bei Katastrophen.

Dieses Wochenende ist es nun wieder soweit. Unser Beizlifest in Obergösgen findet von Freitag bis Sonntag statt.

Urs Huber wohnt in Obergösgen. Er ist Sekretär beim Schweizerischen Eisenbahnerverband und SP-Kantonsrat.

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