Lüterkofen-Ichertswil
Weshalb ein kranker Baum nicht gleich gefällt wird

Mit einem Postenlauf wurden rund 200 Schulkindern aus Lüterkofen-Ichertswil die Funktionen des Waldes erklärt. Vieles gab es zu entdecken und zu erleben. Die Kinder lernten auch, weshalb ein kranker Baum stehen gelassen wird.

Lucien Rahm
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Auf gehts in den Wald
12 Bilder
Rund 200 Dritt- bis Sechstklässler nahmen an der Übung teil
In kleinen Gruppen galt es verschiedene Posten zu absolvieren
Waldtag in Lüterkofen-Ichertswil
Holzhacken
Hier wird erklärt, woraus der Boden besteht
Hier wird erklärt, woraus der Boden besteht
Hier lernen die Kinder alles über die Honigbienen
Aufmerksam wird zugehört
Bei Hans Neeracher begutachteten die Kinder Fressspuren von Rehen und Gallenwespen
Es gibt vieles zu entdecken

Auf gehts in den Wald

Lucien Rahm

Die Schüler hätten den Baum fällen lassen, wäre es nach ihnen gegangen, denn er sei etwas schräg gewachsen. «Dieser Baum ist zwar krank», erklärt Revierförster Mark Hunninghaus den Schülern, die sich um ihn geschart haben, «doch ich würde ihn trotzdem stehen lassen». Das morsche Holz diene Insekten als Behausung, und «verkaufen lässt es sich bei dieser Qualität eh nicht», korrigiert der Kreisförster die Schüler innerhalb des kleinen Forstunterrichts.

Die Übung, bei der die Dritt- bis Sechstklässler einzuschätzen haben, welche Bäume der Forstwart abholzen soll und welche nicht, ist Teil eines Schultages, der gestern komplett im Wald stattfand. Daneben standen unter anderem Aktivitäten wie Holzhacken, Pilzsammeln oder Orientierungslauf auf dem Stundenplan der Primarschüler aus Lüterkofen-Ichertswil.

Die Kindergärtler untersuchten den Wald unter anderem auf Spuren seiner Bewohner. Unter der Anleitung des pensionierten Biologen Hans Neeracher begutachteten die Kleinen Fressspuren von Rehen und Gallenwespen an Sträuchern. Dass die Waldgewächse nicht nur als Futter dienen können wurde den Kindern an einem weiteren Posten aufgezeigt: Waldpädagogin Christina Hunninghaus funktionierte mit ihnen Holz zu Musikinstrumenten um.

Mit Ast-Xylofonen und Natur-Rasseln liessen die Mädchen und Jungen spannende Rhythmen erklingen. Das dafür benötigte Baumaterial suchte sich jedes Kind selbst zusammen, damit die Übung auch mit etwas Bewegung verbunden war. Auf diese sei bei Kindern dieses Alters zu achten, wie Schulleiterin Regina Keller während des Rundgangs erläuterte.

Umweltbewusstsein fördern

«Viele Eltern führen ihre Kinder heute nicht mehr so oft in den Wald», sagt Ueli Stebler, Kreisförster Bucheggberg-Lebern und Initiant des Schülerwaldtages, der gestern nach vier Jahren wieder in Lüterkofen-Ichterswil stattfand. Mit dem Anschauungsunterricht direkt vor Ort möchte man den Kindern den Wald und seine Funktionen näher bringen. Sie sollen beispielsweise sehen, woher das Holz kommt, das ihnen im Alltag begegnet, oder welchen Nutzen Waldtiere haben können. Dabei sollen ihnen auch die in der Natur herrschenden Zusammenhänge klar gemacht werden. «Wir möchten das Umweltbewusstsein der Kinder fördern», ergänzt Regina Keller, Leiterin der Primarschule Lüterkofen. Dazu gehöre auch, den Kindern aufzuzeigen, welche Waldpflegearbeiten durch Jäger und Förster erbracht werden.
Finanziert wird der Schultag im Wald durch die Bürgergemeinde Lüterkofen-Ichterswil, den Waldwirtschaftsverband Bucheggberg sowie den Kanton. Am Donnerstag wird der Waldtag auch in Messen durchgeführt. (lur)

Laufsport und Forstarbeit

Dieses Bedürfnis dürfte gestern nicht zu kurz gekommen sein: Auch am Posten des Vereins Bucheggberger Orientierungsläufer war Bewegung gefragt, idealerweise schnelle. Auf einer eigens zu diesem Zweck ausgesteckten Waldstrecke konnten die Schülerinnen und Schüler einen Orientierungslauf absolvieren. Die Fachleute des Vereins informierten die Teilnehmer über den korrekten Gebrauch der OL-Landkarten, die jedoch dank wegweisenden Fähnlein am Rand des Laufwegs nicht die einzige Orientierungshilfe waren. Rennzeiten von zehn bis 25 Minuten wurden auf der neun Kontrollpunkte
umfassenden Strecke erreicht.

Welche Tätigkeiten man im Wald noch ausübt, erfuhr man unter anderem von den anwesenden Jägern und Förstern. Die Forstwarte Manuel Schmid und Lukas Ortner, beispielsweise, brachten Dritt- und Viertklässlern die Ökologie des Waldes näher. Sie zeigten den aufmerksam horchenden Schülern auf, dass im Wald immer alles eine Beziehung zueinander hat. Verdeutlicht wurde dies den Schülern anhand an Bäumen angebrachter Bilder von Insekten und Pflanzen, die mittels Schnüren auch wortwörtlich miteinander verknüpft waren.

Eltern sorgten für Verpflegung

Auch handfeste Forstarbeit durften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erleben: Beim Posten von Christian Rüfli und Gervasch Zbinden sorgten die Kinder gleich selber für Kleinholz. Sie sägten, hackten und nagelten motiviert an Baumstämmen herum.

Damit die dabei eingesetzte Kraft auch am Nachmittag wieder vorhanden war, wurde den rund 200 Schülern ein nahrhaftes Mittagessen serviert, welches vom Elternforum Lüterkofen in freiwilliger
Arbeit zubereitet und von der Gemeinde finanziert wurde.