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Sechs Schülerinnen und Schülern aus Lüsslingen-Nennigkofen machten im Rahmen des kirchlichen Unterrichts in einem Theaterprojekt die Reformation zum Thema.
Aus Anlass von 500 Jahre Glaubens-Thesen, die Reformator Martin Luther 1517 öffentlich machte, finden landauf, landab verschiedenste Veranstaltungen statt. Was bedeutet heute für die christliche Welt das Wirken von Luther und hierzulande auch von Zwingli? Dieser Frage ging man auch im Bucheggberg nach.
«Unsere Kirche hier in Lüsslingen hat die damalige Zeit, als die Reformation den Bucheggberg erfasste, miterlebt», schlug Tabea Glauser, Pfarrerin der Kirchgemeinde Lüsslingen-Lüterkofen, den Bogen in das frühe 16. Jahrhundert. Der Kanton Bern übte damals im solothurnischen Bucheggberg die hohe Gerichtsbarkeit aus und bestimmte damit auch die Konfession. So fand die neue Lehre zur Freiheit des Christenmenschen ein deutliches Echo unter der Landbevölkerung.
Sechs Jugendliche, die sich im Rahmen ihres kirchlichen Unterrichts mit diesem epochalen Ereignis auseinandergesetzt haben, deuteten in szenisch eng getakteten Episoden, die Theaterpädagogin Manuela Glanzmann mit passender Musik zusammenfügte, das damalige Geschehen, das bis heute fortwirkt. Denn unüberhörbar blieb ihre Feststellung: «Reformation hört nie auf. Wir wollen weiter in Bewegung bleiben.»
Begonnen hatte das Spiel in der Kirche Lüsslingen mit einem kirchlichen Würdenträger, der wie symbolhaft eine lange goldene Schleppe hinter sich her zog. War es der Papst, der statt Mitra mit moderner Dächlikappe mit Bausteinen schon seinen Petersdom entwarf, aber dringend aus allen Ländern auf Gelder für den kostspieligen Bau angewiesen war? Der von den Reformatoren bekämpfte Ablass, mit dem man sich vom «Fegefeuer» frei kaufen konnte, sorgte längere Zeit für sprudelnde Finanzen.
Die Jugendlichen hielten dem entgegen, dass die Vergebung der Sünden nur durch die Gnade Gottes erfolge. Sie hatten erkannt, dass ebenso die Verwahrlosung der Sitten im Klerus in der Vorreformationszeit den Wunsch nach Erneuerung der Kirche beflügelte. Aber die neue Freiheit führte auch zu Auswüchsen wie etwa der zügellosen Bilderstürmerei.
Natürlich wusste die jugendliche Schauspieltruppe auch um Einflussnahmen bezüglich des neuen Glaubens aus Bern und aus Solothurn. Die konfessionelle Zugehörigkeit wirkte sogar jahrhundertelang gesellschaftsspaltend. Katholiken sollten möglichst nicht im Bucheggberg wohnen. Inspiriert durch einen Besuch bei Niklaus Manuel und seinem «Berner Totentanz» liess die Truppe abschliessend in Wort und Bewegungsgestaltung erleben, wie gleich wir Menschen doch im Tode sind.