Horriwil
Die Präzisionsdreher für komplexe Teile behaupten sich im harten Umfeld

Die vor 95 Jahren gegründete Auverna T. Guldimann AG aus Horriwil kann sich dank hoher Automation und Flexibilität in der Fertigung als Zulieferer für die Industrie in einem harten Umfeld behaupten.

Franz Schaible
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Daniel Guldimann, Martin Ziegler und Matthias Studer (v. li.) bilden die Geschäftsleitung der Auverna T. Guldimann AG.

Daniel Guldimann, Martin Ziegler und Matthias Studer (v. li.) bilden die Geschäftsleitung der Auverna T. Guldimann AG.

Hanspeter Bärtschi

Klein, aber fein: Diese Redensart trifft auf die Firma Auverna T. Guldimann AG ziemlich genau zu. Mit 16 Mitarbeitenden produziert die Firma in der beschaulichen kleinen Wasserämter Gemeinde Horriwil Präzisionsdrehteile für unterschiedlichste Branchen. Das KMU ist ein klassischer Vertreter der im Kanton Solothurn stark präsenten Zulieferer für die Industrie. Und das seit 95 Jahren.

Trotz dieser langen Geschichte ist Auverna in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt. «Wir fertigen keine Endprodukte, sondern produzieren sozusagen als Dienstleistung Drehteile, die von den Kunden in unterschiedlichste Produkte eingebaut werden», erklärt Martin Ziegler. Der Verwaltungsratspräsident führt das Unternehmen seit Anfang 2016; der dreiköpfigen Geschäftsleitung gehören zudem Produktionsleiter Daniel Guldimann und Verkaufschef Mathias Studer an. Guldimann, seit 32 Jahren im Betrieb, vertritt die dritte Generation der Gründerfamilie. «Die Firma befindet sich unverändert zu 100 Prozent im Familienbesitz», sagt er nicht ohne Stolz.

Höchste Genauigkeit

Es riecht leicht nach Öl, der Lärmpegel ist nicht sehr hoch. In der Produktionshalle wird konzentriert gearbeitet, das für Industriebauten typische Sheddach und grosse Fensterfronten sorgen für viel Licht. Auf 9 modernsten und 9 etwas älteren CNC-gesteuerten Anlagen werden Präzisionsteile in kleinen, mittleren bis hin zu Hunderttausender-Serien gefertigt, mit einer Genauigkeit von bis zu fünf Tausendstel. «Wir haben uns auf das sogenannte Langdrehen spezialisiert», sagt Ziegler auf dem Rundgang. Die CNC-Anlagen werden dazu mit Stäben aus Eisen, Nicht-EisenMetallen, Edelstählen oder Kunststoff vollautomatisch beladen.

Start im Keller

Am 17. Mai 1923 gründeten Titus und Frieda Guldimann-Stampfli in Horriwil das Einzelunternehmen T. Guldimann. Gestartet wurde das «Start-up» im Keller des Restaurants «Sonne», welches die Familie damals führte und später verkaufte. Direkt nebenan ist heute die Auverna T. Guldimann AG angesiedelt. 1962 wurde ein Neubau bezogen und 1988 mit einem Anbau ergänzt. Das Unternehmen befindet sich heute noch vollständig im Familienbesitz. Daniel Guldimann ist in dritter Generation Mitglied der dreiköpfigen Geschäftsleitung. (FS)

Die Kunden stammen aus den unterschiedlichsten Branchen, vom Apparate- und Anlagenbau über die Elektrotechnik und Medizinaltechnik bis hin zur Möbelindustrie. Darunter finden sich Grossfirmen wie ABB, Ruag oder die SBB. Die Teile kommen für Operationsinstrumente, Kraftwerke, Schiffsmotoren, Armaturen, Büromöbel, Beleuchtungstechnik oder Designartikel zum Einsatz. «Das breite Kundenportefeuille macht uns unabhängiger von konjunkturellen Schwankungen», sagt Ziegler. Das sei auch nötig, denn wenn eine Branche lahme, dann treffe es zuerst die Zulieferer.

«Einfache Teile sind kein Thema»

Dabei ist das Familienunternehmen schon genug tangiert von den Wechselkursen. Zwar gehen 99 Prozent der Teile an Kunden mit Produktionssitz in der Schweiz. «Letztlich stehen die Teile aber zu über 90 Prozent irgendwo im Ausland im Einsatz», weiss Ziegler. So sei der starke Franken ein Wettbewerbsnachteil, die Konkurrenz im Ausland sei gross. Deshalb konzentriere man sich schon seit längerer Zeit auf die Fertigung qualitativ und technisch anspruchsvoller Teile und Baugruppen. «Einfache Teile sind für uns kein Thema, die werden im Ausland günstiger hergestellt.» Auverna musste nach dem Frankenschock im Januar 2015 ihren Kunden teilweise Preisnachlässe gewähren. Selbst die jüngste Abschwächung des Frankens habe auf das neue Preisgefüge kaum Einfluss. «Basis sind die tieferen Preise, eine Erhöhung ist nicht mehr möglich.» Sollte sich der Franken wieder markant verteuern, würde sich das «Spiel» wiederholen.

Die wechselkursbedingten Nachteile für den Produktionsstandort Schweiz seien nur mit höchster Qualität, höchster Automation in der Fertigung, hoher Flexibilität in der Lieferbereitschaft sowie mit kompetenter und umfassender Beratung aufzuheben. «Da setzen wir unsere Schwerpunkte. Wir investieren stetig in den Maschinenpark, in modernste Fertigungsmethoden sowie in die Weiterbildung der Belegschaft», berichtet der Firmenchef. In diesem Zusammenhang widmet er der motivierten Belegschaft ein Kränzchen. «Sie sind unser Erfolgsfaktor auf dem Weg, eine hohe Kundenzufriedenheit zu erreichen.» So sei es bislang gelungen, den Standort Horriwil zu halten.

Erholung nach Währungskrise

Umsatzzahlen gibt das Familienunternehmen keine bekannt. Aber 2017 sei ein sehr gutes Geschäftsjahr gewesen. Der Umsatz sei gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent gestiegen. Im laufenden Jahr sei ein ähnliches Wachstum geplant. Man sei grundsätzlich gut unterwegs, auch wenn man derzeit noch leicht unter Budget liege.

Zwar hat das Unternehmen auf viele Probleme im Leben eines Zulieferbetriebes eine Antwort gefunden, aber nicht auf die Frage nach der Bedeutung des ungewöhnlichen Firmennamens Auverna. «Wir haben verschiedentlich recherchiert, aber mussten dann kapitulieren», sagt Daniel Guldimann lachend. Inzwischen sei der Name in der Branche eine Marke, und man werde daran nichts ändern.