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In der Kirche Oberwil fand im Rahmen der Reihe «Blackbox Glauben – wir müssen miteinander reden – Gott» ein Gedankenaustausch zu Glauben und Bibel statt.
Unter dem Titel «Blackbox Glauben – wir müssen miteinander reden – Gott» laden die drei Bucheggberger Kirchgemeinden Oberwil, Lüsslingen und Aetingen-Mühledorf zu vier Themenabenden zu heissen Eisen im Leben und Glauben ein. Den Pfarrerinnen und dem Pfarrer war es ein Anliegen, die Möglichkeit zum Reden zu geben.
«Wir haben in letzter Zeit viel zu wenig miteinander reden können», bedauerte die Oberwiler Pfarrerin Linda Peter. Doch nur mit Gesprächen könne man sich intensiv mit einem Thema befassen und sich eine Meinung dazu bilden. «Und wer, wenn nicht die Kirche, soll die Möglichkeit zum Gedankenaustausch bieten?», hakte Tabea Glauser, Pfarrerin der Kirchgemeinde Lüsslingen, nach. Der Begriff «Blackbox» sei eine gute Analogie zu Glaubenssachen, sind sich die beiden einig. In eine Blackbox, oder auf Deutsch einen schwarzen Kasten, steckt man etwas rein, und es kommt etwas raus. Was im dunklen Inneren vor sich geht, weiss man nicht.
Für den ersten Anlass in der Kirche Oberwil wählten Linda Peter und Tabea Glauser das Schlagwort «Bibel – Flugdatenschreiber der Menschheit». Denn ein solches Instrument zeichne auf, was in den letzten Momenten vor einem Absturz passiert ist, werfe also etwas Licht ins Dunkel. «Das ist eine grosse Chance, dem Glauben auf die Spur zu kommen», ist Peter überzeugt.
Als Grundlage für die Diskussionen gab Peter eine evolutionsgeschichtliche Interpretation der Bibel vor. Ein Ansatz, der auf den einschneidendsten Wandel in der Geschichte der Menschheit zurückführt, nämlich als der Mensch vor 10000 Jahren sesshaft wurde. Dieser bedeutsame Umbruch brachte unzählige Probleme mit sich. Plötzlich gab es ein «Mein» und «Dein», es gab Mord, Totschlag und Kriege, und es entstanden Hierarchien. Regeln mussten her, um Ordnung zu schaffen.
In diesem Sinne sei die Bibel ein «Krisenmanagement», wie Peter sie bezeichnete. Die Menschen, die sie niederschrieben, hätten damit versucht, mit allem Unbill, mit dem sie tagtäglich konfrontiert waren, fertig zu werden. Die Gesetze im Alten Testament seien nicht Schikanen, sondern Ratschläge, wie man Gewalt vermeiden und vor Krankheiten schützen könne. Es seien Leitlinien, die lebensdienlich sein müssen, und nicht den Menschen kaputt machen sollen, hob die Pfarrerin hervor.
In kleinen Gruppen diskutierten die Anwesenden anschliessend bei Käse, Brot und Wein angeregt über die aufgeworfenen Fragen, gaben Einblick in ihre persönlichen «Flugdaten» und tauschten ihre teils unterschiedlichen Meinungen aus. «Hat Gott, oder haben die Menschen die Bibel geschrieben?» «Sind Naturkatastrophen, Krankheiten und Seuchen Strafen Gottes?» «Ist die Bibel heute noch aktuell?» waren einige der diskutierten Themen.
Abschliessend fragte Peter, was dereinst der Flugdatenschreiber von unserer Welt sein werde. Wird dies etwa Facebook sein oder das Handy? Oder vielleicht das Spiel «Minecraft», wo jeder für sich selber schaut, mordet, tötet und plündert? Vorschläge, die alle nicht ganz ernst gemeint waren. «Oder wird es doch die Bibel bleiben?», fragte sich Peter. «Ihr Inhalt bleibt als Leitfaden bestehen, aber wir ändern uns und deshalb ist unser Umgang mit der Bibel anders», stellte sie in den Raum.