Der Kanton nimmt bei der Downhillstrecke am Weissenstein das Heft in die Hand. Das hat lange gedauert.
Es hat sehr lange gedauert, bis der Plan für die neue Downhillstrecke am Weissenstein gezeichnet war. Jetzt, nach rund acht Jahren und vielen Widerständen, liegt das Projekt vor.
In Oberdorf atmen einige auf. Denn derzeit ist die Situation am Berg ausser Kontrolle.
Biker brettern mit Fullface-Helm und Brustpanzer über Strassen, Wanderwege oder kleine Waldpfade talwärts. Für Spaziergänger bleibt da oft nur ein erschrockener Schritt zur Seite. «Die sind ausgerüstet wie moderne Ritter», meinte Dieter Trächsel (FDP) an der Oberdörfer
Gemeinderatssitzung.
Eine bewilligte Strecke fehlt also. Doch die Mountainbiker kommen trotzdem und bahnen sich ihren Weg durch ökologisch sensible Gebiete. Grundeigentümer und Förster sind verärgert. Mit der Eröffnung der Gondelbahn, die auch Bikes transportiert, verschärfte sich das Problem. Doch die Seilbahn Weissenstein AG (SWAG) will sich das Geschäft mit der oft zahlungskräftigen Klientel nicht entgehen lassen.
Jetzt hat der Kanton das Heft in die Hand genommen. Im Frühling fand eine Begehung statt. Natur-, Wander- und Jagdverbände wurden orientiert. Ein kantonales Nutzungsplanverfahren ist im Gang. Die Bikestrecke soll rechtlich abgestützt und der Wildwuchs am Berg eingedämmt werden. Das Ziel ist «eine bessere Lenkung der zunehmenden Freizeitnutzung des Mountainbikings», schreibt Rolf Glünkin vom Amt für Raumplanung.
Kommendes Jahr möchte die SWAG mit dem Bau der neuen Strecke beginnen. Sie soll einerseits leicht zu befahren und damit massentauglich sein. Andererseits soll sie dank Steilwandkurven, Holzstegen und weiten Sprüngen auch ambitionierte Fahrer anlocken. Vom Start unterhalb der Bergstation der Seilbahn führt die Strecke in zahlreichen Serpentinen via Nesselboden und Steinbruch auf einer Länge von gut 5 Kilometern direkt zur Talstation, wo es einen separaten Biker-Eingang gibt.
Mehrmals werden Wanderwege respektive die Bergstrasse gequert. Auf diese Kreuzungen legt der Gemeinderat Oberdorf den Fokus. «Diese müssen sauber ausgeführt werden. Bisher sprangen die Fahrer sozusagen direkt in die Wanderwege hinein», weiss Marc Spirig (FDP). Um die Biker zu bremsen, sollen Abschrankungen gebaut werden.
Ein weiterer kritischer Punkt befindet sich laut Gemeindepräsident Patrick Schlatter (CVP) oberhalb des Steinbruchs im Gebiet Klus. «Dort muss die Strecke vom Wanderweg entflechtet werden. Die Situation ist heute sehr gefährlich.» Zu begrüssen sei, dass die Piste unterhalb der Klus hinter dem Schiessstand durch zur Talstation führt statt über die Strasse.
Absperrungen sollen verhindern, dass die Fahrer in den Gefahrenbereich der Schiessanlage fahren. «Gegenüber der heutigen Situation ist dieser Plan eine grosse Verbesserung», sagt Schlatter. Auch Ueli Kölliker (SP/Forum) lobt die Streckenführung. «Der Verantwortliche hat bereits die Downhillstrecke am Gurten in Bern gebaut. Der weiss, wovon er spricht.»
Für den Betrieb und den Unterhalt ist die SWAG zuständig. Im Winter bleibt die Strecke geschlossen. Der Gemeinderat pocht darauf, dass die Bahn einmal jährlich instand gestellt wird. Rund 80 Prozent der Strecke verlaufen auf dem Boden der Bürgergemeinde Solothurn, knapp 20 Prozent gehören der Bürgergemeinde Oberdorf. Eine Reaktion der Landeigentümer steht noch aus.
Westlich des Gemeindehauses baut ein Investor Wohnhäuser. Damit er einen Annexbau realisieren kann, gibt die Gemeinde eine Landfläche von 865 Quadratmetern im Baurecht ab. Dies ist die mittlere von drei Varianten und soll gewährleisten, dass die öffentliche Hand beim geplanten Spielplatz Einfluss nehmen kann.
Derzeit befindet man sich in Verhandlungen. Man dürfe nicht zu viel für das Land verlangen, mahnte Patrick Schlatter. Doch der Preis dürfe auch nicht zu tief sein, weil das Geschäft sonst an der Gemeindeversammlung scheitern würde. Die Gemeinde beharrt darauf, dass keine Eigentumswohnungen, sondern Mietwohnungen entstehen.
Schliesslich nahm der Gemeinderat Stellung zur Anpassung des kantonalen Nutzungsplans auf dem Weissenstein. Dieser soll gewährleisten, dass die Investoren auf dem Berg ihre Hotel-, Gastronomie- und Freizeitpläne realisieren können. Dazu müssen Zonenvorschriften angepasst werden. Der Rat bekräftigte seine Stossrichtung: Der Verkehrsstrom soll eingeschränkt werden.
Dafür soll ein Verkehrsleitsystem geschaffen werden. Auch bei den Ausnahmebewilligungen wollen die kommunalen Behörden «restriktiv vorgehen». Auf eine Obergrenze will man aber verzichten. Mehr Grossanlässe als das Schwingfest und das Uhuru-Festival seien kaum zu erwarten. Maximal rechnet der Rat jährlich mit vier solchen Anlässen, bei dem die Autos auf den Berg fahren dürfen.