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Kanton Solothurn
Im April 2015 verlieh der Kanton elf Förderpreise an Solothurner Kunstschaffende. Diese haben ihr Preisgeld nun teils investiert – unter anderem in einen doppelstöckigen Bus.
Je 15 000 Franken erhielten elf Künstlerinnen und Künstler Anfang 2015 vom Kanton Solothurn. Sie alle wurden mit dem Förderpreis des Kantonalen Kuratoriums für Kulturförderung ausgezeichnet – einem Preis, der seit 1974 vergeben und seit 2012 öffentlich ausgeschrieben wird.
Ein halbes Jahr später haben die diesjährigen Preisträger das erhaltene Fördergeld zum Teil schon auf- oder angebraucht. Andere sparen es sich noch auf. So beispielsweise Profi-Drummer Alain Ackermann aus Mümliswil, der mit seinem Preisgeld – unter Hinzunahme eigener Ersparnisse – eine Schlagzeugschule in Oensingen eröffnen möchte.
Leider sei es jedoch schwierig, dort ein geeignetes Lokal zu finden, weshalb sich die Umsetzung seines Vorhabens noch hinauszögert. Alternativ ziehe er in Betracht, in der Gäuer Gemeinde ein Stück Land zu erwerben. «Darauf würde ich dann ein kleines Fertighaus errichten, das als Schulraum dient», so Ackermann, der bereits heute als Schlagzeuglehrer tätig ist.
Eine Weiterbildung im Ausland wäre ein weiteres Ziel des jungen Schlagzeugers. «An ausländischen Hochschulen sind die Studiengebühren zum Teil aber sehr hoch», weshalb das Förderpreisgeld auch in diesem Bereich sehr nützlich sein könnte.
Für einen späteren Zweck hebt sich auch die bildende Künstlerin Franziska Baumgartner den Grossteil ihres Fördergeldes auf: «Für grössere Materialanschaffungen oder Produktionen». Einen gewissen Teil hat die aus Aeschi stammende 28-Jährige, die heute in Basel lebt, aber schon verwendet: beispielsweise für die Miete ihres Basler Ateliers oder den Druck einer kleineren Fotoserie.
Denkbar wäre für Baumgartner aber auch, sich eine längere «Auszeit» zu ermöglichen, in der sie, statt einem Nebenjob nachzugehen, vom Fördergeld lebt, um sich ausschliesslich auf ihre künstlerische Arbeit konzentrieren zu können. «Ich warte aber noch auf den passenden Zeitpunkt.» Bis dahin unterrichtet die studierte Kunstvermittlerin in kleinen Pensen an einer heilpädagogischen Schule sowie in der Kunsthalle Basel, wie sie das auch bisher tat.
Talitha Gloor hat den Auszeit-Gedanken bereits weitgehend umgesetzt. Mit einem Teil ihres Preisgeldes finanziert sie sich ihren Lebensunterhalt mit, um sich dafür unentgeltlich als Kunstvermittlerin engagieren zu können. «Ich brauche aber glücklicherweise nicht sehr viel zum Leben», sagt die Oltner Studentin, weshalb vom Fördergeld noch nicht allzu viel verbraucht worden sei.
In ihrer Vermittlungsfunktion sorgt sie dafür, dass Künstlerinnen und Künstler – häufig aus der Region Olten stammend – eine Ausstellungsplattform für ihre Werke erhalten. «Ich organisiere jeden Monat eine Ausstellung oder einen Event und schaue, dass darauf in den Medien hingewiesen wird.» Dabei sucht Gloor etwa 80 Prozent der Kunstschaffenden selbst aus, 20 Prozent kämen auf sie zu. Als Ausstellungsraum dient die Oltner Bar Coq d’Or, deren Besuchern die Werke meist auch zum Kauf offenstehen. Auch hier vermittelt dann wiederum Gloor, ohne dafür eine Kommission zu erheben.
Auch Fotograf Simon Kneubühl konnte sich dank dem kantonalen Zustupf eigenen Projekten widmen, für die neben der Auftragsfotografie, von der er lebt, sonst keine Zeit bliebe. «Das sind vor allem Projekte, die sich mit ganz langsamen Arten von Fotografie beschäftigen», erklärt der Berner, der seit 2008 in Solothurn lebt.
Es seien vor allem diese zeitintensiven Arbeiten, die ihn künstlerisch weiterbringen. Darunter sind beispielsweise Experimente im Bereich Stadtfotografie, wofür Kneubühl mehrere «Büchsenkameras» in der Stadt Solothurn platziert hat. Diese stehen noch bis im nächsten Sommer im Einsatz, um regelmässig Bilder einer bestimmten Perspektive zu machen. Am Schluss resultiert daraus ein einziges Foto, eine sogenannte Solargrafie. «So wird die Zeit auf einem Bild extrem komprimiert», erläutert der studierte Geograf das Projekt.
Andernorts wurde das Fördergeld in einen alten Bus investiert. Regisseur Giacun Caduff aus Gempen, der bereits einen Film mit Carlos Leal realisiert hat, ist auch Betreiber eines Autokinos in Pratteln. Kurz nachdem er im April den Preis erhalten hatte, bot ihm ein Händler englischer Antiquitäten einen doppelstöckigen Londonbus an. «So einen Bus wollte ich mir schon seit längerem anschaffen», sagt Caduff.
Diese günstige Gelegenheit nutzte der 36-jährige Filmemacher, kaufte den ausrangierten Bus und baute ihn zusammen mit seinen Mitarbeitern eigenhändig und ehrenamtlich zur Kinotribüne um – einschliesslich integrierter Bar. «So können nun auch Nicht-Autofahrer in den Genuss eines Autokinofilms kommen», womit alle etwas von seinem Fördergeld hätten.