Premiere
Die Bühne Burgäschi amüsiert das Publikum mit kuriosen Verwicklungen

Die Bühne Burgäschi feierte am Freitag die Premiere der Operette «Die Männer sind mal so».

Gundi Klemm
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Die Bühne Burgäschi führte die Operette «Die Männer sind mal so» auf.

Die Bühne Burgäschi führte die Operette «Die Männer sind mal so» auf.

Hanspeter Bärtschi

Protagonist Grönau spielt zum Auftakt etliche Softbälle Richtung Tribüne. Dies scheint ein Symbol für die munteren und treffsicheren Dialoge der Walter-Kollo-Operette «Die Männer sind mal so», die das neun-köpfige Schauspiel- und Gesangsensemble während den folgenden zwei Stunden ins Publikum abfeuert.

Will sagen: «Seht her, es ist alles nur Spass». Denn Regisseurin Melanie Gehrig Walthert, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Reimar diese Trouvaille entdeckte, konnte bezüglich Inszenierung, Bühnenbild und Ausstattung in keinerlei Fussstapfen treten. Das Stück wurde gerade mal in einer Spielzeit 1933 aufgeführt.

So schuf sie eine eigenwillige Inszenierung, die in der Anordnung aller Mitwirkenden auf der Freilichtbühne am Hornusserhaus Oekingen immer wieder einem Figurentheater glich, das in seinen Merkwürdigkeiten mit dem Publikum interagierte. Sketch-artig sind die Einzelszenen angelegt.

So die Spieleröffnung durch die Kinderfrau (Fabienne Skarpetowski), die dem Täufling Gustav das Kinderlied «Schlaf, Kindchen, schlaf» mit einem deftig-scherzhaften Text vorsingt und damit seinen Vater, den Psychoanalytiker Max Lüdeke (Roger Bucher), ergrimmt.

Sein Fach-Assistent Alexander Schlichte (Peter Bader) rapportiert uhrwerksmässig, was Kleinstkinder bereits können und wissen. Und während sich die ganze Familie, erweitert um die blasiert auftretende Ehefrau Wanda (Melanie Gehrig Walthert), ihre Eltern Ottilie (Susanne Mathys) nebst fittem, keiner Sünde abgeneigten Papa (Hermann Gehrig) und ihre Tochter Margot (Melanie Braun) auf die Taufe vorbereitet, mixt Koch Franz (Emanuel Gfeller) das wunderbar französisch angehauchte Festmenü mit köstlich verbalen Versprechern.

Lauter Absurditäten

Die Kinderfrau wird gefeuert und die gegenseitigen Anzüglichkeiten beginnen als Wortspiele wie Giftpfeile hin und her zu fliegen. Der Hausherr gönnt sich mit umarmtem Gummienten-Boot einen Traum von seiner gemeinsamen Zukunft mit Gustav, bis Margots Freundin Adele (Fabienne Skarpetowski) als äusserst flotte, keiner Liebelei abgeneigte Type, die Szenerie aufmischt. Hatte die Familie noch gehofft, Schlichte und Margot als Paar verkuppeln zu können, so vergisst die fesche Adele nun auf der Stelle ihren Verlobten Gert Riemann (Fabio De Giacomi).

Der muss unerwartet Schutz in der Lüdeke-Wohnung suchen, weil ihn ein eifersüchtiger Liebhaber Adeles zu erschiessen droht. Daraus entstehen wieder kuriose Verwicklungen, die Riemann verwandelt als neue Kinderfrau des Hauses, plötzlich zu vielen Ansprüchen der Festbeteiligten verpflichtet.

Zum Schluss siegt die Liebe

Nach diesen Wirren kehrt kurzfristig Ruhe beim lateinisch veralberten Taufakt mit einem erstaunlich ernsthaften Kirchenlied (Chor der Bühne Burgäschi) ein. Dann kommt es, wie vorherzusehen: Riemann erkennt in Margot einen früheren Schwarm. Bis sie sich aber finden, muss noch der urkomische, österreichisch sprechende Freiherr von Hahn (Emanuel Gfeller), mit dem die Operette den damaligen Militarismus (oder vielleicht schon Hitler?) ins Lächerliche zieht, als möglicher Auserwählter herhalten. Wie immer in selbstironischen Operetten siegt zum Schluss die Liebe.

Musik mit Ohrwurmpotenzial

Diese Operette ist mit viel Text ausgestattet und man muss als Zuschauer gewaltig die Ohren aufsperren, um die Bissigkeiten und Redewendungen des Berliner-Schnauze-Charmes alle mitzubekommen. In den bei Walter Kollo (1878-1940) immer populär eingängigen Songs bleibt vor allem das Titellied «Die Männer sind mal so, man muss sie eben nehmen, wie sie sind», dann auch «Im Schosse der Familie», «Hol mich ab» und «In der Tschechoslowakei» besonders in Erinnerung. Auch, weil damit einfache tänzerische Bewegungsmuster miteingebunden werden.

Das 13-köpfige Musikensemble unter der Leitung von Reimar Walthert begleitet das Geschehen instrumental- glitzernd mit dem leichtlebigen Esprit, der die damalige Berliner Unterhaltungsmusik auszeichnete. Mit all diesen Zutaten küsst die leichte Muse der Bühne Burgäschi wieder einmal das Wasseramt und amüsiert damit ihr Publikum.

Aufführungen bis 24. Juni. Alle Plätze sind gedeckt. Ticketreservation Mo bis Fr 9–12 Uhr; Tel. 032 532 00 32 oder www.burgaeschi.ch.