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Am kommenden Montag präsentiert Peter Brotschi in Solothurn sein neues Buch. Es ist der erste Roman des Grenchner Politikers, Sachbuchautors und Aviatikjournalisten.
Peter Brotschi publiziert damit sein achtes Buch. Nach zwei kriminalistischen Erzählungen wurde er vor allem als Sachbuchautor bekannt, vorab mit seinem Buch «Gebrochene Flügel», eine umfassende Chronik der militärischen Flugunfälle in der Schweiz aus dem Jahr 2010. Als letztes Buch von ihm erschienen 2013 seine autobiografischen Betrachtungen als Pilot und Aviatikexperte «Ein wenig des Himmels für mich». Und jetzt ist sein erster Roman auf den Markt. Er heisst «Biders Nacht» und handelt von den letzten Stunden im Leben des Schweizer Flugpioniers Oskar Bider.
1891 in Langenbruck geboren, kam Bider in seinem Flugzeug bei Tagesanbruch am 7. Juli 1919 bei einem Akrobatikflug in Dübendorf ums Leben. Das Buch handelt von der letzten Nacht des jungen Cheffluglehrers der 1914 gegründeten Schweizer Fliegertruppe. «Es wird ein Fest gefeiert, da Oskar Bider seinen Abschied nimmt von der Fliegertruppe und in die private Luftfahrt wechseln will mit der Gründung der Fluggesellschaft Ad Astra, einer Vorläuferfirma der Swissair», erklärt Brotschi. Er beschreibt also den Vorabend der Gründung der Schweizer Zivilluftfahrt als historisches Setting und Rahmenhandlung seines Romans.
«Es ist aber kein Fliegerroman, es wird nur im Schlusskapitel kurz geflogen, es geht um Menschen, ihre Gedanken und Gefühle», betont Brotschi. Protagonisten sind auch Biders Schwester Leny und Balthasar Zimmermann, der spätere Gründungsdirektor der Swissair. Die Handlung spielt in heute noch vorhandenen Lokalitäten in Zürich und im Offizierskasino des Flugplatzes Dübendorf. «Bei der Recherche der Orte habe ich Zürich und Schwamendingen gut kennengelernt», sagt Brotschi und schmunzelt. Natürlich galt es auch mögliche Themen der (nicht überlieferten) Gespräche in jener Nacht zu recherchieren. Zu diesem Zweck studierte Brotschi die Zeitungen jener Zeit in der Nationalbibliothek. «Damals wurden beispielsweise gerade die Versailler Verträge unterzeichnet, was ein grosses Gesprächsthema war.»
Das Thema Oskar Bider hat Brotschi gewählt, weil er als Aviatiker schon seit seiner Jugendzeit historisch interessiert ist. «Ich habe wie viele als Bezirksschüler das Buch «Bider, der Flieger» von Otto Walter (Vater von Otto F. und Silja Walter) gelesen.» Zudem sei es denkbar, dass seine Grossmutter mütterlicherseits aus Balsthal Oskar Bider in seiner Jugendzeit gekannt habe. Eine Figur im Buch heisst Rosa Maria Hafner, wie Brotschis Grossmutter. Im Roman begegnet sie Leny Bider, der Schwester von Oskar Bider.
«Leny Bider war die erste Schweizer Filmschauspielerin, eine eigenständige Frau und Bohèmienne, die ihrer Zeit voraus war. Sie war viel mehr als eine schöne Statistin auf der Bühne ihres Bruders.» Schockierend und geheimnisvoll ist, dass sie sich am Nachmittag desselben Tages, an dem ihr Bruder tödlich abstürzt, das Leben nimmt. Es gibt auch Vermutungen, dass Biders Absturz ein Selbstmord gewesen sein könnte. War dem knapp 28-jährigen die Belastung und Verantwortung über den Kopf gewachsen?
«Darüber wurde viel spekuliert», meint Brotschi. Die beiden Geschwister waren einander jedenfalls eng verbunden. Dieses tragische Schicksalspaar ist ein Grund mehr, warum ihn der Plot interessierte. Und schliesslich ist nächstes Jahr der 100. Todestag von Oskar Bider. Er freut sich zudem, dass auf diesen Zeitpunkt hin der Geigenbauer Kuno Schaub (Neuendorf) und Kunstflug-Schweizermeister Isidor von Arx (Egerkingen) einen Nachbau von Biders Unglücks-Jagdflugzeug Nieuport 23 C-1 wohl fertiggestellt haben werden.
In der Buchhandlung Lüthy in Solothurn findet am kommenden Montag, 22. Oktober um 20 Uhr eine Buchvernissage mit Lesung des Autors statt.