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Der Zürcher Sektenexperte Hugo Stamm und Markus Zangger erheben einen schweren Vorwurf an den Schweizer Pädagogen Jürg Jegge: Er habe Zangger jahrelang missbraucht.
Der Zürcher Sektenexperte Hugo Stamm und Markus Zangger erheben einen schweren Vorwurf an den Pädagogen Jürg Jegge: Er habe seinen ehemaligen Schüler Markus Zangger jahrelang missbraucht. Stamm und Zangger haben diesen Vorwurf in Form eine Buches verfasst, das sie am Dienstagmorgen öffentlich an einer Medienkonferenz im Zürcher Volkshaus präsentierten.
Markus Zangger hat mit Hugo Stamm das Buch geschrieben. Es gehe nicht um Sekten, es gehe um einen Täter und ein Opfer. Verlegerin Gabriella Baumann-von Arx' Stimme zitterte, als sie das Buch vorstellte.
Zangger wirkte gefasst, als er seine Geschichte den Journalisten präsentierte. Erst als er 27 gewesen sei, habe er Nein zu Jegge sagen können. In den Jahren zuvor habe ihn der Pädagoge immer wieder angefasst, dies als Therapien verkauft. Als er älter geworden sei, habe Jegge ihn zudem immer abgefüllt. Als er sich endlich von Jegge abgewendet habe, habe dieser gesagt: «Dann wollen wir mal schauen, wie weit du ohne mich zurechtkommst.»
Ausgerechnet der «Lehrer der Nation», der Sonderschul-Lehrer par excellence, der sich rund um die Uhr für seine Schüler eingesetzt habe, habe sich Übergriffe geleistet, so Hugo Stamm. Und die Schule habe weggesehen. «Das ist brisant.»
Stamm zitiert aus einem Brief Jegges an Zangger, das sei der Beweis Nummer eins: «Ging es mir dabei nicht hauptsächlich um mich selber? Sicher auch, aber nicht ausschliesslich.» Seither seien sexuelle Kontakte zwischen Kindern und Erwachsenen sehr viel stärker kriminalisiert worden, heisst es weiter in dem Brief. «Hast du, habt ihr den Eindruck, dass das dir, dass das euch geschadet hat?». Deshalb geht Zangger von weiteren Opfern aus.
Die Dunkelziffer sei wohl hoch gewesen, behauptet Stamm. Zangger habe Gespräche mit mindestens vier weiteren Opfern geführt.
Im Buch findet sich keine Stellungnahme von Jürg Jegge. Man habe ihm nicht eine Plattform geben wollen für entschuldigende und erklärende Antworten, sagt Stamm. Ausserdem habe er Jegge informiert, dass dieses Buch erscheine. Die Tat sei verjährt, rechtlich sei da also nichts mehr zu machen. Und schliesslich gehe es hier um Zanggers Story.
Die Beweislage des Buches gab zu reden: Ob der Brief Jegges denn genüge, werden Stamm und Zangger von Journalisten gefragt. Zangger äussert sich klar: Diesen Brief habe Jegge geschrieben, nachdem er herausgefunden habe, dass Zangger mit anderen ehemaligen Schülern Jegges gesprochen habe. Er habe diesen mehreren Psychologen gezeigt. Es sei eindeutig.
Ein Journalist fragt, wie Jegge reagiert habe, als Stamm ihn informiert habe. Er habe gesagt «Ich nehme das zur Kenntnis». Damit sei das Gespräch beendet gewesen.
Gabriella Baumann-von Arx, Verlegerin des Wörterseh Verlags, der das Buch publizierte, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur sda, dass sie von Zanggers Geschichte überzeugt sei. "Sonst hätten wir das Buch nicht gemacht." Sie habe vor der Umsetzung vier lange Gespräche mit Zangger geführt.
Jürg Jegge war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.