Zuger Staatsanwaltschaft
Mutmasslicher Crystal-Meth-Fabrikant aus Oberägeri wird angeklagt

Gegen den Investmentbanker Carl Vevle, der verdächtigt wird, Crystal Meth hergestellt zu haben, soll Anklage erhoben werden. Zudem ermittelt die Polizei gegen eine mutmassliche Mittäterin.

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Carl Velve beim Interview im Besuchsraum der Strafanstalt Zug.

Carl Velve beim Interview im Besuchsraum der Strafanstalt Zug.

Stefan Kaiser

Der Investmentbanker Carl Vevle wird verdächtig, in seiner Wohnung in Oberägeri aufgrund von Geldsorgen die Droge Crystal Meth hergestellt zu haben. Seit Ende April dieses Jahres sitzt er deshalb in der Strafanstalt Zug in Untersuchungshaft. Nun soll er angeklagt werden.

Der zuständige Staatsanwalt Thomas Rein habe ihm bei der letzten Einvernahme angekündigt, dass er damit in den nächsten Wochen zu rechnen habe, sagt der 41-jährige Norweger auf Nachfrage. Die Polizei bestätigt dies: «Die Zuger Staatsanwaltschaft wird die Strafuntersuchung voraussichtlich noch in diesem Monat abschliessen und Anklage erheben», so deren Sprecher Frank Kleiner auf Anfrage.

In Erwartung, einen Einbrecher anzutreffen – ein Nachbar hatte jemand mit Taschenlampe gesehen – hatten die Ermittler am 25. April an Vevles Türe geklingelt. Sie stiessen auf den Hausbesitzer sowie im Inneren des Hauses auf ein professionell eingereichtes Labor und Behälter mit «undefinierbaren» Substanzen, wie es damals in der Mitteilung hiess. Gemäss erster Einschätzung handelte es sich um ein Labor, in dem synthetische Drogen, unter anderem die «Zombie-Droge» Crystal Meth, hergestellt werden könnten.

Im Interview wehrte er sich gegen die Vorwürfe

Die Schlagzeilen überschlugen sich daraufhin, von «Breaking Bad in Oberägeri» war die Rede. Im Interview mit unserer Zeitung (Ausgabe vom 11. Oktober) wehrte sich Vevle, dessen letzte Firma pleitegegangen war, dann vehement gegen den Eindruck, er wäre ein Grossdealer nach dem Vorbild von Walter White, der Hauptdarsteller der genannten amerikanischen Erfolgsserie. «Hier wird aus einer Maus ein Elefant gemacht», sagte er zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Vevle gab zwar zu, Crystal Meth ähnliche Substanzen hergestellt und diese auch getestet zu haben, jedoch im Rahmen seiner Experimente mit diversen Stoffen als «Hobbywissenschaftler» – und ohne Verkaufsabsicht.

Vor allem seine Familie würde nun sehr unter seiner Inhaftierung leiden. Seine Frau und sein kleiner Sohn würden seit seiner Verhaftung im Heimatland der Frau, in Argentinien, festsitzen. Da seine Konten blockiert seien, habe es keinen Sinn, dass sie zurückkommen würden. Dies belaste alle sehr und ihm seien im Gefängnis die Hände gebunden.

Die unbekannte Laborassistentin

Nun wurde aber bekannt, dass er im Labor nicht alleine war, sondern Hilfe hatte. «Die Zuger Strafverfolgungsbehörden können bestätigen, dass gegen eine zweite Person ebenfalls eine Strafuntersuchung läuft», so deren Sprecher Frank Kleiner. Er habe den Namen der Frau im Rahmen der Befragungen erwähnt, sagt Vevle dazu.

«Sie lebte in einer schwierigen Phase für einige Zeit bei mir und war meine Laborassistentin», erklärt er und behauptet nun etwas überraschend: «Als ich das eine Mal Anfang 2016 in kleinen Mengen eine Crystal Meth ähnliche Substanz hergestellt habe, war das eigentlich auf ihr Betreiben. Sie wollte unbedingt Metamphetamin produzieren.» Er habe aber eben im guten Glauben gehandelt, damit nicht gegen das Betäubungsmittelgesetz zu verstossen.

Bei einer seiner letzten Befragungen sei die Frau, die er schon länger nicht mehr gesehen habe, dann überraschend auch anwesend gewesen, so der 41-Jährige. Sie befinde sich anscheinend in Zürich in Haft. Die Polizei bestätigt auf Nachfrage, dass sich die besagte Person ebenfalls in Haft befindet. Zur Frage, in welchem Verhältnis er genau zu dieser Frau gestanden hat, will sich Vevle nicht detaillierter äussern.