Höhere Mieten, steigende Krankenkassenprämien – und bald schlagen auch die Betreiber des öffentlichen Verkehrs die Preise auf. Darunter leidet der Mittelstand.
Die Schweiz steht vor einer Belastungsprobe. Nicht nur die Kosten für Konsumgüter stiegen zuletzt stark an, auch bei den Mieten, den Krankenkassenprämien und dem öffentlichen Verkehr stehen bald erhebliche Preiserhöhungen an. Also just in jenen Bereichen, die einen grossen Teil des Haushaltsbudgets ausmachen und in denen Ausweichen oder Verzichten schwierig bis unmöglich ist. Auf ein Dach über dem Kopf will niemand verzichten; die Krankenkassenprämie ist obligatorisch zu entrichten.
Die absehbaren oder bereits spürbaren Mehrkosten bekommt vor allem der Mittelstand zu spüren, also die grosse Mehrheit der Schweizer Bevölkerung. Ihr Einkommen ist zu hoch, um in den Genuss von staatlichen Hilfeleistungen zu kommen. Gleichzeitig ist ihr Verdienst aber auch zu tief, um sich keine Sorgen wegen steigender Kosten machen zu müssen.
Es ist an der Zeit, dass sich die Politik wieder konkreter um den Mittelstand kümmert. Nur wenn die politischen Akteure die Lebensrealitäten des Mittelstands kennen und die finanzielle Mehrbelastung ernst nehmen, können soziale Spannungen verhindert werden. In der Pflicht stehen freilich auch die Arbeitgeber. Gelingt es nicht, dass die Löhne mit der Teuerung Schritt halten, resultiert ein Kaufkraftverlust.
Doch gerade bei den staatlich festgelegten oder zumindest behördlich genehmigten Preisen liegt der Ball auch bei der öffentlichen Hand und der Politik. Ihre Aufgabe ist es, das Kostenwachstum in den Bereichen Gesundheit, Energie und Mobilität mit geeigneten Massnahmen zu bremsen – auch wenn diese vielleicht auf den ersten Blick unpopulär sind oder mit Verzicht einhergehen. Parallel gilt es, dafür zu sorgen, dass Sparübungen auf Kosten der Unter- und Mittelschicht vermieden werden.
Denn selbst wenn der Mittelstand aufgrund des Kostenschubs nicht gleich in existenzielle Not gerät, das soziale Gefüge wird dennoch belastet. Und letztlich profitieren von einer gesunden, motivierten und zufriedenen Bevölkerung alle. Das Wohlergehen des Mittelstandes liegt also im Interesse des gesamten Landes. Schliesslich sind es der Handwerker, die Sozialarbeiterin und die Pflegefachperson, welche die Wirtschaft am Laufen halten. Es gilt tunlichst zu vermeiden, dass ebendiese Personen künftig auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Denn wenn der Mittelstand erodiert, verliert die Schweiz eine ihrer wichtigsten Stützen.