Am Montag haben die Untersteckholzer der Fusion mit der Stadt Langenthal zugestimmt. Zudem genehmigten sie die Rechnung, die einen Reingewinn von rund 494 500 Franken ausweist.
Irmgard Bayard
«Ich sage nicht, wir verlieren nichts. Aber wir gewinnen sicher mehr.» Mit diesen Worten eröffnete der Untersteckholzer Gemeindepräsident Richard Schadegg (SVP) an der Gemeindeversammlung die Abstimmung über die Fusion der Gemeinde Untersteckholz mit der Stadt Langenthal.
Der Aufwand an Zeit und Arbeit für das Projekt sei gross gewesen. «Unsere Anliegen wurden gehört. Ich bin stolz auf die Wertschätzung, die uns die Stadt entgegengebracht hat.»
Die von Schadegg erhoffte hundertprozentige Unterstützung wurde dem Geschäft nicht zuteil. Aber immerhin: 32 der 39 anwesenden Stimmberechtigten (von insgesamt 131) hoben schliesslich die Hand und genehmigten den Fusionsvertrag.
Bevor über die Fusion abgestimmt wurde, waren noch weitere traktandierte Geschäfte zu behandeln. Die von der Finanzverwalterin Maja Scheidegger vorgestellte Rechnung schliesst mit einem Reingewinn von rund 494 500 Franken ab.
Dieses Ergebnis sei von zwei Ereignissen massgeblich beeinflusst worden: Der Rückbuchung von 100 000 Franken, die für die Sanierung der Schiessanlage zurückgestellt wurden und das Einbuchen des Darlehens an die Wasserversorgung Rottal von rund 361 300 Franken. Beide Rückbuchungen wurden auf Anweisung des Regierungsstatthalters vorgenommen.
Aber auch höhere Steuereinnahmen beeinflussten die Rechnung positiv. Diese sowie ein Nachkredit von 28540 Franken wurden ebenso einstimmig genehmigt, wie die Kreditunterschreitung bei der Abrechnung Flurleitung Schwarzenbach. Weil die vorgesehene Einlaufrinne nicht nötig und deshalb nicht gebaut wurde, stimmten die Anwesenden der Aufhebung des Kredites vom 5.2.07 über 21 000 Franken zu. Dasselbe gilt für den am12.6.06 gesprochenen Kredit für die zweite Etappe Sanierung Naturweiher in der Höhe von 47 000 Franken.
Der neuen Stadtverfassung und dem Wahl- und Abstimmungsreglement stimmten 33 zu, die Kompetenz zum Vollzug durch den Gemeinderat erteilten 28 Stimmberechtigte. «Ich bin froh über dieses Resultat und danke euch für eure Weitsichtigkeit», sagte Schadegg nach der «historischen Abstimmung», wie er sie nannte.
Unter den sieben, die nicht zustimmten, war Andreas Ernst. Der 45-Jährige fürchtet, dass die Stadt das neu hinzugekommene Land umzonen und verbauen wird, wie er nach der Gemeindeversammlung sagte. «Langen-thal will sich sicher entwickeln», glaubt er. Auch Ruth (40) und Martin (42) Gerber wollten keine Fusion. «Zu früh, zu wenig ausgereift», ist ihre Meinung. «Fusionen klappen nie», so Martin Gerber, «weder in der Landwirtschaft, noch bei Vereinen oder Gemeinden.» Jemand sei doch immer unzufrieden.
Nicht grundsätzlich gegen Fusion
Einen anderen Aspekt nannte Christian Fiechter. Der 25-Jährige ist nicht grundsätzlich gegen eine Fusion, «aber ich hätte es besser gefunden, wenn wir mit Melchnau, Busswil, Reisiswil und Obersteckholz eine Gemeinde gebildet hätten». Damit wäre seiner Meinung nach das Problem der Sekundarschule nie ein Thema gewesen, «weil Melchnau eine solche führt».
Daniela Fankhauser hingegen hat Ja gestimmt. Ihre Gründe: «Weil man für die Ämter keine Leute mehr findet. Die meisten Jüngeren haben kaum Zeit und arbeiten zudem auswärts.» Ihr weiteres Argument, dass im kleinen Dorf bei den Amtsinhabern die Kompetenz fehle, wurde vom Nicken weiterer Ja-Stimmer in der Runde bestätigt.
Die Frage, ob sie sich ein Amt in der fusionierten Gemeinde vorstellen könne, verneinte die 41-jährige Fankhauser. Gerade dies war aber der Wunsch von Richard Schadegg. «Der Ortsteil Untersteckholz kann sich nur halten oder verbessern, wenn ihr euch künftig engagiert», sagte er. «Denkt bei den nächsten Langenthaler Wahlen daran.»
«Für die Gemeinde macht es Sinn»
Ihre 50-Prozent-Stelle verliert mit der Fusion Therese Müller, die Gemeindeschreiberin von Untersteckholz. «Jetzt habt ihr mich gerade entlassen», sagte sie mit einem Lachen nach der Versammlung zu einigen Stimmberechtigten. Sie habe von Anfang an gewusst, dass sie nicht übernommen werde, sagte die 54-Jährige, die sich nach einem Job umsieht.
Zuerst sei sie deswegen schon etwas erschrocken. «Aber für die Gemeinde ist die Fusion eine gute Sache», ist sie überzeugt. Dann hat die in Langenthal wohnhafte also der Fusion zugestimmt? «Ja», bestätigt sie. «Auch wenn es für mich eher negativ ist. Für die Gemeinde macht es Sinn».
Bereits am Wochenende hatten die Stimmberechtigten der Stadt Langenthal mit einem Stimmenanteil von über 90 Prozent der Fusion zugestimmt. «Mit den positiven Abstimmungen in beiden Gemeinden finden mehrjährige Vorbereitungsarbeiten einen erfolgreichen Abschluss», schreibt die Stadt Langenthal in einer Medienmitteilung. Nun muss noch der Kanton zustimmen, dann wird die Fusion per 1. Januar 2010 vollzogen.