Bei Testkäufen am Chlousemärit Uetendorf fielen alle fünf Kontrollierten durch. Jetzt herrscht Stunk. Besser sieht es generell in der Region Thun aus. 21 von 52 getesteten Betrieben verstiessen gegen den Jugendschutz.
Bruno Utz
«Wenn wir nicht mehr kontrollieren sollen, dann müssen wir andere Lösungen finden, etwa den Verkauf von alkoholischen Getränken ganz verbieten», sagt Hannes Zaugg (SP). Der Uetendorfer Gemeindepräsident redet vom Gestürm im Dorf, das Testkäufe bei fünf Festwirtschaften ausgelöst haben. Für die Organisation der Testkäufe zeichnete der Gemeinderat verantwortlich, für den Chlousemärit der Uetendorfer Gewerbeverein. An jenem Freitagabend, es war der 4. Dezember, etwa gegen 20 Uhr, erhielten alle noch nicht 16-Jährigen Testkäufer den gewünschten Glühwein ausgeschenkt. Als «Wirte» betätigten sich Gewerbler und Vereine. Dem Gemeinderat mangle es an Fingerspitzengefühl, reklamierten die Betroffenen prompt. Er habe Verständnis für den Ärger, sagt Zaugg. «Es hat Leute darunter, die das nicht professionell machen. Die von ihnen aufgetischten Argumente, es sei dunkel gewesen und ein Testkäufer so gross, dass man nicht habe ahnen können, dass der noch nicht 16 sei, tut Zaugg jedoch als Ausreden ab. «Anderfalls dürfte die Polizei um Silvester auch keine Alkoholkontrollen mehr durchführen.»
Heute im Gemeinderat
Heute Abend stehen die Testkäufe auf der Traktandenliste des Gemeinderates. Wie die Behörde entscheiden wird, sei völlig offen, sagt Zaugg: «Bisher haben wir in solchen Fällen stets Anzeige erstattet. Ich will aber eine Lösung für die Zukunft.»
Am gleichen Freitagabend und zwei Tage zuvor fanden auch in Heimberg, Spiez, Steffisburg und Thun Alkohol- und Tabaktestkäufe statt. Laut einer Meldung der Stadt Thun wurden zu den 5 Festwirtschaften in Uetendorf 13 Kioske und 34 Gastrobetriebe besucht. «Die Testkäufe zeigen Wirkung», heisst es weiter. Die Übertretungsquote sei im Vergleich zur ersten Testreihe Ende August von 42 auf 40 Prozent gesunken. In der erstmals beteiligten Gemeinde Spiez hätten jedoch 80 Prozent der kontrollierten Betriebe gegen die Jugendschutzbestimmungen verstossen.
Ähnlich wie in Uetendorf
Nach dem Resultat in Uetendorf will die Stadt Thun nächstes Jahr den Fokus auf grössere Festwirtschaften richten. «Ich bin überzeugt, dass das Resultat in anderen Gemeinden ähnlich wie in Uetendorf ausgefallen wäre», sagt der Thuner Gewerbeinspektor Reto Keller.
Die Ergebnisse der jüngsten Testserie würden nun dem Regierungsstatthalteramt und dem Untersuchungsrichteramt zugestellt. Die Fehlbaren müssten mit Bussen sowie Verwarnungen oder Verkaufseinschränkungen rechnen, sagt Keller (vergleiche Artikel links). In Thun seien die Betriebe beziehungsweise das Verkaufspersonal bisher immer verwarnt beziehungsweise gebüsst worden. Keller: «Diesmal habe ich dem Regierungsstatthalteramt in zwei Wiederholungsfällen ein befristetes Alkoholverkaufsverbot beantragt.»