Die Beziehung zu Deutschland ist enger als zur Stadt – meint der Gemeindepräsident. Beinahe hätte es geregnet am Bettinger Banntag – kurz vor der Besammlung hörte es wieder auf. Der Regenschirm war denn auch Thema der Kurzandacht von Pfarrer Stefan Fischer.
Rolf Spriessler-Brander
«Muss ich heute einen Schirm mitnehmen?» Das hätten sich wohl heute Morgen viele gefragt, sagte Pfarrer Stefan Fischer zu Beginn seiner Kurzandacht, die traditionell den Bettinger Banntag am Auffahrtstag eröffnet. Mit dem Schirm sei es wie mit der Krankenkasse - gut wenn man sie hat, aber am besten ist, man braucht sie nicht.
Und so verhalte es sich auch bei vielen mit Gott. Doch wenn man wirklich im Regen stehe und den Schirm aufspanne, könne es passieren, dass man nur ein leeres Gerippe über sich hat, der schützende Stoff fehle. Die Grundstruktur des Glaubens sei zwar da, mit Inhalt gefüllt sei es aber eben nicht.
Im vergangenen Jahr habe es mächtig gekracht im Gebälk - viele hätten im Zusammenhang mit der Finanzkrise Einbussen bei den Pensionskassen hinnehmen müssen, auch Hilfswerke würden über Spendenrückgänge klagen. In der Schweiz habe es ein grosses Erwachen gegeben. Und in solchen Situationen wirke der Glaube wie ein Fallschirm - er trage einen und gebe einem Freiheit. Wenn man Vertrauen habe, sei man auch bereit, mehr Risiken einzugehen und Initiative zu ergreifen.
Bettingen braucht keine Grenze
Mit diesen Gedanken machten sich einige hundert Gäste auf den Weg, die nördliche Hälfte des Bettinger Bannes abzuschreiten. Unterwegs wies Gemeindepräsident Willi Bertschmann auf das Haus Nebiker hin, das einst durch die Gemeindegrenze zwischen Riehen und Bettingen geteilt worden sei. Erst vor etwa dreissig Jahren habe eine Grenzkorrektion stattgefunden und seither wisse man, dass Frau Nebiker ganz in Bettingen lebe und auch hier Steuern zahle.
Die Route führte via Linsberg und Zwischenbergen in den Kaiser, dann über den Brizigerweg und durch den Nassen Grund zum Chrischonaturm, wo nach der letztjährigen Premiere zum zweiten Mal ein Festzelt aufgebaut war. Dort gab es das Mittagessen und die Jungschar St. Chrischona hatte Attraktionen für die Kinder und Jugendlichen organisiert. Unterwegs passierte die Banntagsschar Wege und Treppen, die am «Tag der Partnerschaft» von Novartis-Mitarbeitern in Fronarbeit instandgestellt worden waren.
In seiner Begrüssung vor dem Bettinger Gemeindehaus hatte Gemeindepräsident Willi Bertschmann betont, für Bettingen brauche es gar keine Grenze mehr. Der Kontakt zu den deutschen Nachbargemeinden sei sehr eng, besser als zur Stadt. Drei Fünftel der 10,3 Kilometer langen Gemeindegrenze sei Landesgrenze, nur zu zwei Fünfteln grenze man an die Schweizer Nachbargemeinde Riehen.
Dass Bettingen gute Kontakte zum Umland pflegt, zeigte sich in der langen Gästeliste. Bertschmann begrüsste unter anderen den Basler Regierungspräsidenten Guy Morin, Grossratspräsident Patrick Hafner, Landratspräsident Peter Holinger sowie Delegationen aus Riehen, Inzlingen, Grenzach, Weil am Rhein, Lörrach und Kleinhüningen. Ehrengast war Ueli Blumer, Präsident der Bündner Berggemeinde Safien, die seit Jahren von Bettingen als Partnergemeinde unterstützt wird.