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Ostschweiz
Im «Zur Sache» auf TVO betont die St.Galler Gesundheitsdirektorin den Ernst der Lage – und kündigt Hilfe an.
Nein, so habe sie sich ihre letzten Wochen als Regierungsrätin nicht vorgestellt, sagte Heidi Hanselmann am Mittwoch im TVO-Talk «Zur Sache». Man habe zwar damit rechnen müssen, dass irgendwann eine Pandemie ausbreche. «Aber nicht mit diesem Tempo, nicht mit dieser Heftigkeit». Die St.Galler Gesundheitsdirektorin diskutierte mit Thomas Minder, Präsident des Schweizerischen Schulleiterverbandes, über die Corona-Krise in der Ostschweiz. Moderiert wurde die Sendung von «Tagblatt»-Chefredaktor Stefan Schmid.
Man stehe derzeit am Start eines Marathons, sagte Hanselmann zur Situation der St.Galler Spitäler. Diese würden jetzt möglichst viele Betten für Covid-19-Patienten bereitstellen. Absolut entscheidend sei, dass es gelinge, die epidemische Welle abzuflachen. «Kommt es zur Überlastung der Spitäler, dann kann das uns alle betreffen.» Auch die junge Frau, die auf eine Brustkrebs-Operation warten müsse. Oder den jungen Mann, der nach einem Töffunfall eingeliefert werde. Damit es nicht so weit komme, sei es unerlässlich, dass die Bevölkerung die Massnahmen des Bundes strikt einhalte. Wenn sich alle korrekt verhielten, brauche es keine Verschärfung der Massnahmen, keine Ausgangssperre.
Aber werden die Massnahmen tatsächlich eingehalten? Gerade auf den Schulhausplätzen, wo Kinder zusammenkommen, die nicht zu Hause betreut werden können? Die Schwierigkeit für die Lehrer bestehe darin, den Kindern klarzumachen, dass sie das Virus tragen und weitergeben könnten, obwohl sie sich nicht krank fühlten, sagte Thomas Minder. Im thurgauischen Eschlikon, wo er Schulleiter ist, mache man mit Plakaten darauf aufmerksam, dass die Kinder Abstand halten müssten. «Die Lehrpersonen setzen das auch durch.» Der plötzlich verordnete Fernunterricht führe ausserdem dazu, dass die Schulen die Digitalisierung mit allen Mitteln vorantreiben. «Was wir sonst in Monaten erreichen, geschieht jetzt in wenigen Tagen.»
In Zürich toleriert die Polizei Menschenansammlungen von rund 15 Personen nicht mehr. Diese Zahl gelte intern auch für die St.Galler Kantonspolizei als Richtgrösse, sagte Heidi Hanselmann. «Die Polizei wird Leute in Gruppen darum bitten, sich zu zerstreuen.»
Hanselmann kündigte des Weiteren kantonale Wirtschaftshilfe an. «Wir sind mit dem Bund im Gespräch und werden so rasch wie möglich Lösungen präsentieren.» Wie viel Geld der Kanton beisteuern wird, konnte die Regierungspräsidentin noch nicht sagen.
Der ausserordentlichen Lage entsprechend appellierten sowohl Hanselmann als auch Minder mehrfach an Vernunft und Solidarität der Bevölkerung. Minder sagte es so: «Wir müssen zusammenrücken – emotional, nicht räumlich.»
Corona-Hotline des Kantons St.Gallen: 058 229 22 33.
http://www.tvo-online.ch/mediasicht/79162