Jubiläum
«Es soll auch mal ohne mich weitergehen»: Die Gründerin des Theatervereins Bronschhofen blickt auf die vergangenen 20 Jahre zurück

Der Theaterverein Bronschhofen feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Er ist in den vergangenen Jahren gewachsen, auch junge Spielerinnen und Spieler sind hinzugekommen. Ruth Keller erzählt von der Gründung, dem Kindertheater und der Zukunft des Vereins.

Sabrina Manser
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Die Gründerin des Theatervereins Bronschhofen, Ruth Keller (rechts), und Aktuarin Rosmarie Benz.

Die Gründerin des Theatervereins Bronschhofen, Ruth Keller (rechts), und Aktuarin Rosmarie Benz.

Bild: Sabrina Manser

Als Ruth Keller vor über 20 Jahren nach Bronschhofen kam, fehlte ihr etwas: das Theaterspielen. An ihrem alten Wohnort, in Kloten, hatte sie einen Theaterverein gegründet, einige Male pendelte sie von Bronschhofen dorthin, doch es war nicht dasselbe. Kurzerhand verteilte sie im Dorf ein paar Flugblätter. «Wenig später waren wir eine Gruppe von zehn Leuten», sagt Keller. So gründete sie 2002 den Theaterverein Bronschhofen. Dieses Jahr feiert der Verein, pandemiebedingt ein Jahr später, sein 20-jähriges Bestehen.

Mit 17 Jahren spielte Keller ihre erste Rolle, sie trat in der Bühne St.Gallen auf. «Meine Eltern haben in einem Stück mitgespielt und es brauchte noch eine junge Schauspielerin», erzählt Keller. So wurde sie zu ihrem ersten Vorsprechen eingeladen. «Schon als Kind habe ich am Mittwochnachmittag auf dem Parkplatz ein Theater organisiert», sagt sie und lacht.

Die mittlerweile 70-Jährige bezeichnet das Theaterspielen als gesundes Hobby. «Man setzt sich mit so vielem auseinander: der Rolle, den Gefühlen, der Körpersprache.» In den Stücken des Theatervereins spielt Keller selbst mit und übernimmt die Regie. Jedes Jahr, mit wenigen Ausnahmen, hat sie mit dem Verein ein neues Stück auf die Bühne gebracht. Sie sagt: «Das Schöne am Theater ist, dass man es nicht alleine tun kann, sondern aufeinander angewiesen ist.»

Junge Mitglieder möglichst lange behalten

Der Theaterverein Bronschhofen ist seit seiner Gründung gewachsen. 23 Mitglieder zählt er heute. Seit sechs Jahren ist auch Rosmarie Benz dabei. Spielt sie mal nicht in einem Theaterstück mit, hilft sie bei den unzähligen Aufgaben im Hintergrund. «Das Theater hat mich schon immer fasziniert», sagt Benz. Sie hätte aber nie gedacht, dass sie selbst einmal auf der Bühne stehen würde. «Ruth ist auf mich zukommen und hat gesagt, dass sie noch eine Spielerin sucht.» Kennen gelernt haben sich die beiden in der IG Kultur Wil, inzwischen sind sie dort nicht mehr aktiv.

Dass Leute für eine Rolle angefragt werden, könne schon mal vorkommen, sagt Keller. Meistens habe sie für die ausgewählten Stücke aber genug Spielerinnen und Spieler. «Aber es wäre schon schön, hätten wir noch mehr Mitglieder. Dann wäre auch die Auswahl für die Besetzung grösser.» Oft fehle es auch an Männern. Nicht zu unterschätzen sei zudem die Anzahl Leute, die es im Hintergrund für das Bühnenbild, den Ton, das Licht brauche.

«Schön ist, dass wir auch junge Spielerinnen und Spieler haben, sie bringen neue Ideen», sagt Keller. Doch oft hätten die Jungen wegen Aus- und Weiterbildungen wenig Zeit oder seien nicht lange im Verein aktiv. «Wir versuchen, sie möglichst lange bei uns zu behalten.» Dafür gibt die Gründerin ihnen Freiraum und Mitspracherecht. «Das Rahmenprogramm der Jubiläumsfeier haben zum Beispiel die Jungen in der Gruppe übernommen», sagt Benz. «Wir wissen noch gar nicht, was genau geplant ist und lassen uns überraschen.»

Die Spielerinnen und Spieler des diesjährigen Stückes «Hesch en Vogel?».

Die Spielerinnen und Spieler des diesjährigen Stückes «Hesch en Vogel?».

Bild: PD

Nachfolgerin oder Nachfolger gesucht

Eine grössere Veränderung habe der Verein in seinem über 20-jährigem Bestehen bei der Stückwahl gemacht, sagt Keller. «Die Stücke sind anspruchsvoller geworden, was die Handlung und Rollen anbelangt.» Sie seien aber noch immer unterhaltsam. «Mir ist auch wichtig, dass mehr dahinter ist, dass die Geschichten einen Sinn haben», sagt die Vereinsgründerin. Immer wieder organisiere sie auch Kurse mit einer Profischauspielerin oder einem Profischauspieler. «Mir ist es sehr wichtig, unserem Publikum gerecht zu werden», so Keller. Dieses sei seit Jahren sehr treu.

Besonders in Erinnerung geblieben ist Keller das Kindertheater. 2017 führte sie mit Kindern das Bühnenstück «De Zwerg Taps» auf. Keller lächelt. «Das war eine sehr schöne Arbeit.» Noch heute werde sie von den mittlerweile Jugendlichen darauf angesprochen. Es sei aber auch nicht ganz einfach gewesen, den Kindern Disziplin beizubringen oder sie zu motivieren, die Texte auswendig lernen. Ob es wieder einmal ein Kindertheater gibt, lässt Keller offen.

Denn: «Das Theater und ich feiern dieses Jahr einen runden Geburtstag», hält die Gründerin fest. «Ich fände es schön, könnte ich den Verein in junge Hände geben, ähnlich wie in Kloten.» Den Verein, den sie dort gegründet hat, gibt es nach über 40 Jahren noch immer. Keller will zwar noch nicht kürzertreten, aber frischer Wind wäre nicht schlecht, sagt sie. «Es ist mir ein Anliegen, dass es auch mal ohne mich weitergeht.»

Hinweis

Der Theaterverein Bronschhofen führt die Premiere der Komödie «Hesch en Vogel?» von Andréju Diener am 3. März im Kulturraum Bronschhofen auf.