Zum Auftakt der Wintersession hat der Ständerat die Wilerin Karin Keller-Sutter zu seiner Präsidentin gewählt. Für die Nachfolgerin des Innerrhoders Ivo Bischofberger ist dies der (vorläufige) Höhepunkt einer steilen Polit-Karriere.
Zum Auftakt der Wintersession wurde Karin Keller-Sutter zur 195. Ständeratspräsidentin gewählt. Für sie stimmten 43 von 46 Ständerätinnen und Ständeräten.
"Ich freue mich auf diese Aufgabe", sagte Keller-Sutter in ihrer Antrittsrede, in der sie die politischen Institutionen der Schweiz lobte. "Die Schweizer Politik gilt als langweilig", so Keller-Sutter. "Und das ist gut so". Denn Langeweile bedeute Stabilität, gebaut auf solider Kompromissbereitschaft. "Jamaika findet bei uns seit Langem statt".
Ihr Vorgänger Ivo Bischofberger (CVP, AI) hatte in seiner Abschlussrede die jährliche Rochade an der Spitze der beiden Parlamentskammern gelobt. Es sei ein aussergewöhnliches Jahr mit vielen freudigen Ereignissen gewesen - aber auch mit vielen tragischen. Bischofberger nannte "abscheuliche Gewaltakte", wie jener vergangene Woche auf dem Sinai. Nun übergebe er, der Lehrer und Pädagoge, an die diplomierte Dolmetscherin Keller-Sutter.
Die Wahl ist für die 53-jährige Freisinnige die vorläufige Krönung ihrer politischen Karriere. Diese begann vor 25 Jahren in ihrer Heimatstadt Wil: 1992 wurde sie in den Gemeinderat, das heutige Stadtparlament, gewählt. 1996 glückte ihr der Sprung in den St.Galler Kantonsrat. 1997 übernahm sie das Präsidium des Wiler Gemeinderats und der kantonalen FDP.
Die Parlamentsmandate und das Parteipräsidium gab Keller-Sutter im Jahr 2000 auf, als sie in den Regierungsrat gewählt wurde und das Sicherheits- und Justizdepartement übernahm. In dieser Rolle - und insbesondere als Präsidentin der Justiz- und Polizeidirektorenkonferenz - machte sie sich einen Namen als Hardlinerin. Aufmerksamkeit erlangte sie vor allem mit den Themen Hooliganismus, Migrationspolitik und häuslicher Gewalt. Der St.Galler Kantonsregierung stand sie 2006/2007 als Präsidentin vor.
Mit der nationalen Bekanntheit, die sie als Regierungsrätin erlangte, wäre ihr der Sprung nach Bundesbern um ein Haar bereits 2010 geglückt, als es um die Nachfolge des Ausserrhoder Bundesrats Hans-Rudolf Merz ging. Am Ende resultierte allerdings eine knappe Niederlage gegen Johann Schneider-Ammann.
2011 wurde sie im ersten Wahlgang in den Ständerat gewählt - Trotz vier Konkurrenten vereinigte sie fast 65 Prozent aller Stimmen auf sich. Im zweiten Wahlgang setzte sich SP-Mann Paul Rechsteiner gegen Toni Brunner (SVP) durch, worauf sich zwischen dem Linken und der Bürgerlichen eine fruchtbare Zusammenarbeit im Ständerat entwickelte.
Geht es nach ihren Aussagen, ist für Karin Keller-Sutter mit der Wahl zur Ständeratspräsidentin der Höhepunkt ihrer Karriere erreicht. "Ich bin glücklich im Ständerat und strebe kein anderes Amt an", sagt sie. Doch landauf landab wird sie bereits für die Nachfolge von Johann Schneider-Ammann ins Spiel gebracht. Die Frage, ob sie doch noch einmal für den Bundesrat kandidieren will, könnte schon bald wieder aktuell werden. Vielleicht sogar bereits während ihrer Amtszeit als Ständeratspräsidentin. Die Ausgangslage wäre ungleich besser als im ersten Anlauf.