Volkstheater
«Der schwarze Tod» rollt auf Mosnang zu und ist auf der Suche nach ... Kühen

Die Pest besucht das Toggenburg regelmässig. Glücklicherweise aber nur als Theaterstück. Mit den Aufführungen im nächsten Sommer verlässt das Stück erstmals den Saal und wird als Freilicht-Event gezeigt ‒ mit tierischer Mitwirkung, wie der Regisseur hofft.

Sascha Erni
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Die Kirche und die umliegende Landschaft werden nächsten Sommer zur Theaterbühne.

Die Kirche und die umliegende Landschaft werden nächsten Sommer zur Theaterbühne.

Bild: PD

Nächsten Sommer soll das Theaterstück «Der schwarze Tod» Mosnang erstmals als Freilichtspiel in Beschlag nehmen. Die Vorarbeiten für die Inszenierung durch den Verein Bühne Thurtal laufen seit Monaten, dieser Tage erhielt das Team um den Intendanten Willy Hollenstein das fertige Drehbuch von Autor Paul Steinmann. Hollenstein, Steinmann und Regisseur René Schnoz führten zuvor das Casting der Laiendarstellenden gemeinsam durch.

Auf Paul Steinmann kam im Anschluss einiges an Arbeit zu. Nicht nur musste er die Originalfassung aus dem Theatersaal an die frische Luft verschieben. «Der schwarze Tod» beinhalte auch bloss 18 Sprechrollen, wie Willy Hollenstein erklärt. Gemeldet haben sich aber an die 30 Schauspiel-Interessierte. «Am Donnerstag habe ich das fertige Buch erhalten», erzählt dann auch René Schnoz. «Jetzt bin ich selbst gespannt, was Paul Steinmann aus dem Stoff gemacht hat.»

Regie führt ein Bündner Wahl-Zürcher

René Schnoz, Regisseur der 2023er Freiluft-Aufführung von «Der schwarze Tod».

René Schnoz, Regisseur der 2023er Freiluft-Aufführung von «Der schwarze Tod».

Bild: PD

René Schnoz ist in Disentis aufgewachsen und absolvierte die Handelsschule in Chur. Bald wechselte er das Metier: Auf ein Studium an der Schauspiel-Akademie Zürich folgten Engagements als Schauspieler und Regisseur, etwa am Theater Neumarkt in Zürich oder dem «Schlachthaus» in Bern. Auch in Film und Fernsehen ist Schnoz zu sehen, zum Beispiel im «Tatort», Xavier Kollers «Schellenursli» oder «Neumatt» von Petra Volpe. Schnoz lebt heute in Zürich.

Mit René Schnoz habe das Projekt einen Regisseur, der Erfahrung im Freilichtbereich mitbringe und gerne mit Laien arbeite, erläutert Intendant Willy Hollenstein. Zuvor wurden verschiedene weitere Regisseure angefragt, bis die passende Person gefunden war. «Dass der Charakter als Volkstheater erhalten bleibt, ist uns sehr wichtig», sagt Hollenstein.

Statisten (und Kühe) gesucht

Er sei vielleicht ein etwas atypischer Schauspieler und Regisseur, sagt René Schnoz über sich selbst. Zwar habe er oft in Stadttheatern gespielt, sei aber meistens lieber «mit dem normalen Volk» unterwegs, wie er es nennt:

«Das Theater lebt von den Menschen, wie sie wirklich sind.»

In einem Stadttheater neige man dazu, sich etwas zu sehr abzukapseln. Deshalb inszeniere er oft und gerne gemeinsam mit Laiendarstellenden. Für Mosnang hätten sich sehr viele interessierte Laien gemeldet, so Schnoz weiter. «Wir setzten uns also zum Ziel, dass alle etwas zum Spielen haben.» Trotz des grossen Interesses habe es aber noch Platz für Statisten: «Wir können noch Menschen brauchen.» Dann lacht er. «Aber auch Kühe und Schafe.»

Denn da es sich um ein Freiluftspiel handelt, möchte der Regisseur aus dem Vollen schöpfen. Das Spezielle sei, dass «Der schwarze Tod» so zu einem Landschaftstheater werde. Da gehöre also auch die Umwelt wie eben Vieh dazu. Besonders freut sich René Schnoz auf die Topografie des Festspielgeländes, das neben dem Kirchenareal auch die Hügel um Mosnang beinhaltet. So könne man mit den Distanzen spielen, etwa, indem Darstellende hinter einem Hügel hervorkommen. «Das wird ein richtiges 3D-Theater!», so Schnoz.

Finanzierung als Herausforderung

«Der schwarze Tod» hat eine lange Vorgeschichte. Die ursprüngliche Fassung stammt vom Libinger Lehrer Emil Stieger. Uraufgeführt wurde das Stück 1903, es folgten Aufführungen in den Jahren 1924, 1947, 1965 und letztmals 1995. Das Stück ist in allen Belangen mehr Volks- als Hochkultur – die Aufführungsrechte besitzt beispielsweise kein Verlag, sondern der Männerchor Mosnang. Die kommende Aufführung wird von Kultur Mosnang gemeinsam mit der Bühne Thurtal organisiert.

Die Bühne Thurtal hat Erfahrung mit Freiluftspielen, wie etwa im Jahr 2016 mit «Die Stickerin» in Münchwilen.

Die Bühne Thurtal hat Erfahrung mit Freiluftspielen, wie etwa im Jahr 2016 mit «Die Stickerin» in Münchwilen.

Bild: Donato Caspari

Und dieses Organisationskomitee konnte just eine frohe Botschaft vermelden. Die Finanzierung des Freilufttheaters sei zwar eine enorme Herausforderung, ist einer aktuellen Medienmitteilung zu entnehmen. Der finanzielle Aufwand für die Mosliger Grossproduktion betrage knapp eine halbe Million Franken. Es lägen aber mittlerweile zahlreiche Zusagen sowie ein Kantonsbeitrag aus dem Lotteriefonds vor. Man sei zuversichtlich, «dass das budgetierte Ziel bis Ende Januar erreicht werden kann».