Der Wanderpreis von Kultur Toggenburg geht in diesem Jahr an den Musiker Tillmann Ostendarp. Die mit 5000 Franken dotierte Auszeichnung wurde am Mittwochabend in der Kantonsschule Wattwil verliehen.
Ob es das schöne Wetter, einfach die Osterwoche oder was auch immer gewesen sein mag: Es wird sich wohl nie eruieren lassen, warum an der diesjährigen Preisverleihung nur verhältnismässig wenige Kunstinteressierte zugegen waren.
Dass auch die Veranstalter deutlich mehr kunstaffines Publikum erwartet hatten, zeigte sich nur schon am festlichen Buffet, das deutlich zu gross geraten war, um von den etwas mehr als 20 Personen aufgegessen zu werden. «Wir haben mit rund 50 Personen gerechnet», erklärte denn Kultur-Toggenburg-Präsident Renato Truniger, Mosnang, im Anschluss an die Preisverleihung.
Einer, der sich vom spärlichen Publikumsinteresse jedoch mitnichten irritieren liess, war der Preisträger selbst. Tillmann Ostendarp, ein Multiinstrumentalist und Crossover-Musiker bester Güte, nahm es freudig gelassen. Ja, er gestand in seiner kurzen Dankesrede sogar, dass er den Wanderpreis zuvor gar nicht gekannt habe.
Aber klar sei auch: Er freue sich riesig über den Fresskorb, den Wanderstab – «den werde ich ausprobieren» – und selbstredend auch über das Preisgeld. «Das gibt mir Spielraum für neue Projekte», erzählte Tillmann Ostendarp, der im nächsten Halbjahr «vor allem auf Tour» sein wird.
Und zwar nicht nur in helvetischen Gefilden, sondern erstmals auch jenseits des grossen Teichs. «Ich werde als Schlagzeuger mit der Berliner Band Kerala Dust in Nordamerika auf Tour sein. Ich werde in New York, in Las Vegas bis hoch nach Kanada spielen; das wird eine spannende Erfahrung sein.»
Die von Preisträger als Laudatorin ausgesuchte Schweizer Popsängerin Evelinn Trouble aus Zürich beschrieb Tillmann Ostendarp als Menschen, der es meisterhaft verstehe, die unterschiedlichsten Musikerinnen und Musiker für gemeinsame Projekte zu begeistern – über alle Unterschiede und Vorbehalte hinweg. Diese integrierende Kraft Ostendarps habe sie erstmals 2019 gespürt, als sie mit über 30 anderen verschiedenen Schweizer Musikerinnen und Musikern den «Alle Sterne»-Konzertabend gab.
«Er brachte Typen zusammen, die vorher übereinander gelästert haben, und daraus sind viele Kontakte und Freundschaften entstanden, die ich bis heute schätze und pflege.»
Da überraschte es nicht, dass auch das musikalische Rahmenprogramm, das von der Zürcher Jazzsängerin Andrina Bollinger und dem Fusion-Schlagzeuger Nicolas Stocker sehr kreativ und facettenreich gestaltet wurde, durch Musik bestach, die ebenso gehaltvoll wie auch unberechenbar und somit äusserst spannend daherkam.
Auch die Worte, die der Wattwiler Gemeinderat Ruedi Bösch äusserte, zeugten davon, dass Tillmann Ostendarp eine gute Wahl sei. Der ehemalige Schulkollege habe sich in den vergangenen Jahren einen Namen als sehr weltoffener und kreativer Musiker gemacht, dessen künstlerischen Weg man auch in Zukunft sehr gerne weiterverfolgen werde, so Bösch.
Beim Wanderpreis von Kultur Toggenburg gibt es einige Besonderheiten. Prinzipiell wird er an Personen verliehen, die Bewegung ins hiesige Kulturleben gebracht haben und weiterhin bringen.
Die neue Preisträgerin oder der neue Preisträger wird jeweils von der amtierenden Preisträgerin beziehungsweise dem amtierenden Preisträger bestimmt. In diesem Jahr erkor die Multikünstlerin Livia Heim Tillmann Ostendarp zum Nachfolger. Damit der Preis tatsächlich «wandert», muss er stets in eine andere Gemeinde und an eine andere Kunstsparte weitergereicht werden.