«Bruno Manser – Die Stimme des Regenwaldes» packt die Zuschauenden mit Wucht. Emotional, dramaturgisch wie ästhetisch.
Im Anschluss an die Premiere des Spielfilms über das Leben des Menschenrechts- und Umweltaktivisten Bruno Manser waren Regisseur Niklaus Hilber und Hauptdarsteller Sven Schelker zu Besuch im Kino Passerelle in Wattwil und beantworteten Fragen der Zuschauer.
Am Ende des 142-minütigen Films bleiben die 125 Zuschauer im Kinosaal sitzen und lassen den Abspann, in dem jede Person, die irgendwie beteiligt war, erwähnt wird, an sich vorbeiziehen. Als die Leinwand nur noch ein grosses, schwarzes Rechteck ist, setzt Applaus ein.
Der emotionalen Wucht des dramaturgisch wie ästhetisch überzeugenden Spielfilms mit dem sperrigen Titel «Bruno Manser – Die Stimme des Regenwaldes» kann man sich als Zuschauer kaum entziehen. Er kam am vergangenen Wochenende in die Schweizer Kinos und erzählt die Lebensgeschichte des Schweizer Menschenrechts- und Umweltaktivisten Bruno Manser.
Nicht nur hatte dieser Film zeitgleich mit den grossen Schweizer Städten auch in Wattwil Premiere. Dank dem Engagement von Passerelle-Geschäftsführer Peter Bötschi traten im Anschluss an die Erstaufführung Regisseur Niklaus Hilber und Hauptdarsteller Sven Schelker vors Publikum. Sie gaben Einblick in die Schwierigkeiten und Abenteuer dieser Filmproduktion und beantworteten Fragen aus dem Publikum. «Die Figur Bruno Manser hat mich ergriffen», schilderte Hilber. «Seine Beharrlichkeit und sein Engagement ohne persönlichen Nutzen. Dazu seine Philosophie der Rückkehr zur Natur, beide Aspekte vereint in einer Figur.» Manser wollte die westliche Zivilisation hinter sich lassen, als er 1984, im Alter von 30 Jahren, in den Regenwald im malaysischen Teil der Insel Borneo aufbrach. Dort stiess er auf das nomadisch lebende Volk der Penan. Sie nahmen den weissen Eremiten bei sich auf, er lernte ihre Sprache und nahm ihre Lebensweise an.
Manser lebte seinen Traum, aus dem ihn jäh der Lärm von Motorsägen herausriss. Für den Export von Tropenholz frass sich eine holzmampfende Industrie in den Regenwald Borneos – und zerstörte den Lebensraum der Penan. Ein Kollateralschaden, von dem die Weltöffentlichkeit kaum erfahren hätte, wäre da nicht «der weisse Penan»-Manser gewesen. Er stand zuvorderst, als die Penan Strassenblockaden errichteten und gewaltfreien Widerstand leisteten. Als ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wurde, floh er in die Schweiz, wo er sich während zehn Jahren für Importverbote von Tropenholz einsetzte – vergebens. Im Jahr 2000 kehrte er nach Borneo zurück und ist seither verschollen.
Gedreht wurde der Spielfilm im indonesischen Teil Borneos. «Wir haben nicht gesagt, dass es im Film um Manser geht», erzählt Hilber. «Dass die malaysische Holzindustrie schlecht wegkommt, wurde gar begrüsst, denn Malaysier und Indonesien mögen sich nicht.» Seine emotionale Intensität verdankt der Film der Schauspielkunst von Sven Schelker. Er lernte für die Rolle des Bruno Manser die Sprache der Penan, die im Film überwiegend gesprochen wird. Laiendarsteller aus dem Volk der Penan spielen sich selbst.
Drei oder vier Wochen, so Bötschi, wird der Film im «Passerelle» laufen. Manser mag auch gescheitert sein, weil er zu früh war mit seinem Kampf für den Schutz des Regenwaldes. Der Film hingegen kommt genau zur richtigen Zeit. Man braucht kein Filmexperte zu sein, um einen Grosserfolg vorherzusagen.