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Der Umsatz der Confiseure und Bäcker ist seit Beginn des Lockdowns stark gesunken. Aber: Das Ostergeschäft läuft überraschend gut.
Eier färben, Osterhasen suchen und mit der Familie gemeinsam Zeit verbringen: Nicht so an diesen Ostern. Das Coronavirus hält die Schweiz und die Welt weiter im Ausnahmezustand. Das Leben ist von Abstandhalten bestimmt. Die oberste Regel: zu Hause bleiben.
Vor allem Gewerbe und Gastronomie treffen diese Verordnungen des Bundesrats hart. «Unser Umsatz ist um 60 Prozent eingebrochen», sagt Martin Schnyder, Inhaber der Confiserie Roggwiller. Deshalb habe man vor rund drei Wochen die Produktion von Osterhasen gestoppt, die bereits im Januar begonnen habe.
Doch nun laufen die Maschinen bei Roggwiller wieder heiss. «Wir wurden in den vergangenen Tagen von der Nachfrage nach Osterhasen überrascht», sagt Schnyder. Nicht nur sein Betrieb.
Auch bei Praliné Scherrer kam er Ansturm auf die Hasen aus süsser Schokolade überraschend. Inhaberin Vittoria Kreis sagt:
«Wir produzieren momentan wieder nach.»
Vor einigen Wochen sei diese Nachfrage nicht zu erwarten gewesen. Deshalb haben man auch bei Scherrer zuerst weniger Osterhasen hergestellt als in den Vorjahren.
Der Erfolg kommt für die Bäckereien und Confiserien in der Stadt jedoch nicht ohne zusätzliche Anstrengungen. So hat Roggwiller einen Hauslieferdienst organisiert. Martin Schnyder:
«Meine beiden Töchter sind seit Tagen ständig mit den Autos unterwegs und bringen die Osterartikel zu den Kundinnen und Kunden nach Hause.»
Zudem habe man rund 800 «Oster-Päckli» verschickt. Praliné Scherrer hat extra während der Coronakrise seinen Onlineshop ausgebaut. «Wir haben noch nie so viele Pakete verschickt, wie in den vergangenen Tagen», sagt Kreis. Für beide Unternehmer ist klar: «In dieser Zeit hilft nur die Flucht nach vorne.»
Die Bäckerei Gschwend ist in der Krise eine spezielle Partnerschaft eingegangen. Und diese habe vom ersten Tag an eingeschlagen, sagt Geschäftsleiter Wisi Signer. «Zusammen mit dem FC St.Gallen haben wir einen speziellen Osterhasen entwickelt.» Schon nach wenigen Tagen sei die erste Tranche ausverkauft gewesen. «Wir haben nicht damit gerechnet, dass der Absatz so gut wird.» Deshalb habe man sofort noch mehr produziert, so dass auch heute noch FCSG-Hasen aus Schokolade verfügbar seien.
Osterhasen müssen in diesem Jahr also trotz Coronavirus keine im Abfall landen. Denn nebst dem überraschend guten Verkauf haben Gschwend und Roggwiler bereits andere Absätze geplant. So hat Gschwend die Mitarbeitende des Kantonsspitals St.Gallen mit einer kleinen, süssen Überraschung beglückt.
«In dieser schwierigen Zeit müssen sich alle gegenseitig unterstützen.» Roggwiller hat ein Crowdfunding ins Leben gerufen. Dabei sind rund 3500 Franken zusammengekommen. «Mit diesem Geld beschenken wir die Pflegefachleute der Hirslandenklinik im Stephanshorn mit Osterhasen», sagt Schnyder. Zudem hat er diesen Betrag aus dem eigenen Sack auf 4500 Franken erhöht.
Über die Gründe, wieso die Osterhasen auch in der Krise grossen Absatz finden, können die Unternehmer nur spekulieren. Ein wichtiger Grund sei wohl, dass die Schweizer Bevölkerung gebeten wurde, über die Feiertage zu Hause zu bleiben, sagen sie unisono.
In die Ferien zu vereisen, ist in diesem Jahr keine Option. «Zudem freuen sich die Leute in schwierigen Zeiten wohl noch mehr über eine süsse Überraschung», sagt Vittoria Kreis.
Der Verkauf von Osterhasen läuft zur Überraschung der Confiseure also sehr gut. Das gute Ergebnis entschädigt jedoch nicht für die vergangenen schwierigen Wochen. «Die Stadt St.Gallen ist wie ausgestorben», sagt Martin Schnyder. Die Besucherfrequenz sei im Vergleich zu normalen Zeiten deutlich geringer.
So hätten auch sie Kurzarbeit einführen und das Sortiment verkleinern müssen. «Nun gilt es, das Beste aus der Situation zu machen.» Denn in den kommenden Wochen wird das Geschäft laut Schnyder nicht einfacher.
Auch Wisi Signer von der Bäckerei Gschwend bereitet sich auf umsatzärmere Zeiten vor. Doch: «Im Vergleich zu anderen Geschäfte dürfen wir unseren Laden noch offen halten», sagt er. So blieben sie mit ihren Kundinnen und Kunden weiter in Kontakt, aber immer mit dem nötigen Abstand.
Auch Praliné Scherrer darf seine Produkte noch im Laden verkaufen. «Ich bin meiner Kundschaft dankbar, dass sie auch während der Coronakrise zu uns gehalten hat», sagt Kreis. Doch auch für sie seien die vergangenen Wochen schwierig gewesen. «Vor allem emotional, weil die Zukunft nicht wirklich planbar ist.» Für sie sei jedoch klar, das Leben gehe weiter. Deshalb sei sie immer optimistisch geblieben. «Alles andere bringt weder den Angestellten noch dem Geschäft etwas.»
Wer noch keinen Hasen ergattert hat, kann dies heute noch nachholen. «Wir liefern bis am Abend aus und auch die Läden haben offen», sagt Martin Schnyder. Zudem haben sowohl die Bäckerei Gschwend als auch Praliné Scherrer heute Samstag offen. Und: Trotz Ansturm gibt es noch genügend Osterhasen.