SChnee
Strassen werden nach Priorität geräumt: In Gossau hat die Schneeabfuhr bisher 300'000 Franken gekostet

Auf der Gossauer Bundwiese lagern 7000 Kubikmeter Schnee, der in den nächsten Wochen schmelzen wird. Das Schmelzwasser wird in den Oberdorfbach geleitet.

Rita Bolt
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Auf der Bundwiese türmen sich mittlerweile 7000 Kubikmeter Schnee.

Auf der Bundwiese türmen sich mittlerweile 7000 Kubikmeter Schnee.

Bild: PD

Die grossen Schneeberge auf der Bundwiese ziehen seit Tagen zahlreiche Schaulustige und spielende Kinder an. «Die Hügel haben eine gute Stabilität, die brechen nicht zusammen», sagt Hans-Peter Roters. Er ist seit zehn Jahren Leiter des Tiefbauamtes Gossau. An eine solche Schneelandschaft kann er sich nicht erinnern. Auch nicht an so viele Beanstandungen, Beschimpfungen und Kritiken von Bürgerinnen und Bürgern, die mit den Räumungsarbeiten des Unterhaltsdienstes nicht zufrieden waren.

Die Situation habe sich grösstenteils beruhigt, obwohl immer noch vereinzelt Anfragen von Privatpersonen über Schneeräumungen und -abfuhren eingingen. «Die Abfuhr des Schnees funktioniert nicht nach Quartieren, sondern die Strassen werden nach Priorität geräumt», sagt der Chef des Tiefbauamts.

Kosten von 300‘000 Franken für die Schneeabfuhr

Oberste Priorität für die Schneeabführung haben gemäss Roters die Achsen des öffentlichen Verkehrs. Geräumt werden zuerst Strassenzüge wie Bahnhof- und Poststrasse, Zufahrten zur Hofegg oder zum Walter-Zoo, auf denen Busse zirkulieren.

«Ziel ist es ja, dass die Bevölkerung auf den öffentlichen Verkehr umsteigen kann, wenn sie mit anderen Verkehrsmitteln nicht mehr durchkommt.»
Hans-Peter Roters, Leiter Tiefbauamt Gossau.

Hans-Peter Roters, Leiter Tiefbauamt Gossau.

Bild: Johannes Wey

Zweite Priorität hat die Schneeräumung auf den Hauptachsen im Zentrum. «Beispielweise Schulwegverbindungen zur Rosenau, zum Buechenwald oder Strassen, die zum Bahnhof führen», sagt Roters.

Dritte Priorität haben Hauptverbindungsachsen. Roters nennt als Beispiel die parallel zur St.Gallerstrasse verlaufende Kirchstrasse, die Velofahrende gerne benutzen. Dass der Schnee nicht überall abgeführt wird, hat auch finanzielle Gründe. «Das Abführen von einem Kubikmeter Schnee kostet rund 30 Franken», weiss Roters. 3000 Kubikmeter Schnee lagern im «Espel», 7000 Kubikmeter auf der Bundwiese. Bis jetzt kostet die Schneeräumung etwa 300‘000 Franken. Um nicht noch zusätzlich Kosten zu generieren, lässt der Unterhaltsdienst wo immer möglich die Schneehaufen liegen und den Schnee vor Ort schmelzen.

Gaby Krapf, Stadträtin.

Gaby Krapf, Stadträtin.

Bild: PD

Wie aber wird die Schneesituation bei den Trottoirs gehandhabt? Zuerst würden die Strasse vom Schnee befreit, dann die Trottoire. Eine erste Standortbestimmung habe gezeigt, dass die Stadt bei grossen Schneemengen den Trottoiren die nötige Bedeutung zumessen müsse, sagt Stadträtin Gaby Krapf. «Beispielsweise sollte das Trottoir der Bahnhofstrasse wenigstens auf einer Seite für Fussgänger begehbar sein, so dass sie nicht auf die Strasse ausweichen müssen.» Die Sicherheit für die Fussgänger müsse jederzeit gewährleistet sein. «Wir werden die Lehren daraus ziehen und werden das Vorgehen überprüfen», sagt Krapf.

Wohin mit dem vielen Schnee?

In den vergangenen zwei Wochen sind in Gossau etwa 70 Zentimeter Schnee gefallen. Bei ersten Schneeräumungen ist Schnee im Dorfbach gelandet. Der Leiter des Tiefbauamtes dementiert diese Unterstellungen:

«Die Stadt Gossau hat dem Dorfbach keinen Schnee zugeführt und würde auch keinen Schnee in Gewässern entsorgen.»

Er habe Kenntnis davon, dass ein Unternehmen Schnee im Dorfbach entsorgt habe. Er habe reagiert und den entsprechenden Kontakt aufgenommen. Der von der Stadt abgeführte Schnee bleibe auf der Bundwiese liegen, bis er geschmolzen sei. «Die Wiese ist mit ihrem Entwässerungssystem geeignet für die Lagerung von Altschnee», sagt Urs Salzmann, Kommunikationsverantwortlicher der Stadt Gossau. Die Bundwiese könne so viel Schmelzwasser verkraften, ohne dass Sanierungsmassnahmen eingeleitet werden müssten, sagt Roters.

2005 wurde die Bundwiese für 550'000 Franken neu gebaut: Mit einem Untergrund aus Kies und einem Schlammsammler, ähnlich einer Strasse. «Das von ungelösten Stoffen befreite Schmelzwasser wird dann über eine Sickerleitung in den Oberdorfbachbach geleitet», erklärt Roters. Die Sanierung der Bundwiese wurde damals notwendig, weil sie durch die vielen öffentlichen Nutzungen wie Chläusler, Maimarkt, Zirkus-Gastspielen, Turn- und Gesangsfesten, Springkonkurrenzen in Mitleidenschaft gezogen wurde und starke Schäden aufwies.

Gelbbauchunken haben im Schmelzwasser gelaicht

Dass teils immer noch Schneemaden an Strassen- und Trottoirrändern liegen, hat nebst Kosten noch andere Gründe. «Frischer Schnee darf von Verkehrsflächen in eine Wiese geschoben werden», schreibt die Stadt Gossau. Wenn der Schnee schon ein paar Tage alt sei, sei dies nicht mehr zulässig. Denn der Schnee sei durch Taumittel aber auch durch Pneuabrieb oder anderes verunreinigt. «Verunreinigter Schnee muss auf einer Fläche deponiert werden, von der das Schmelzwasser nicht direkt ins Grundwasser oder in ein Gewässer gelangt.»

Die 3000 Kubikmeter Schnee im Areal des ehemaligen Kieswerks Espel werden ebenfalls liegen bleiben und irgendwann schmelzen. Roters erinnert sich: «Vor etwa sechs Jahren haben wir im ‹Espel› auch Schnee deponiert. Gelbbauchunken hatten sich dort so wohlgefühlt, dass sie im Schmelzwasser gelaicht haben.»