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Weil ihnen die traditionellen Jodlerklubs zu altmodisch waren, haben zwei Goldacherinnen kurzerhand ihren eigenen Verein gegründet. Seit über einem Jahr verbinden die «Jodler am See» Urchiges mit Modernem.
Die Entscheidung fiel eines Abends in der «Linde» in Goldach. Nach 19 Jahren als Präsidentin und viele Jahre als Vizepräsidentin eines traditionellen Jodelklubs hatten Ruth Rutz und Patricia Wirth genug von den starren Regeln und der Konformität ihres traditionellen Jodelklubs. Zusammen mit zwei Freunden gründeten sie kurzerhand ihren eigenen Verein: Die Jodler am See. Mit dem erklärten Ziel, Modernes mit Urchigem zu verbinden.
«Wir wollten etwas Neues machen», sagt Patricia Wirth, die Vereinspräsidentin der Jodler am See. Im alten Verein sei das kaum möglich gewesen. «Bei den traditionellen Vereinen gilt es etwa fast schon als Skandal, wenn man als Frau an einem Auftritt die Hände aus der Tracht nimmt», ergänzt Ruth Rutz schmunzelnd. Die Mutter von Wirth dient dem Verein als Vizepräsidentin, nachdem sie vorher 19 Jahre lang einem traditionellen Verein vorstand. «Vor allem wollten wir aber musikalisch etwas Neues machen.»
So lautet das Motto der Jodler am See auch passenderweise «Modern trifft Urchig». Das Konzept: keine starren Regeln bei der Musikwahl, auch mal Modernes singen, aber immer in Verbindung mit Jodeln. Ausserdem verzichten die Goldacherinnen auf traditionelle Kleidervorschriften. «Wir Jodlerinnen tragen zwar Trachten, die restlichen Sängerinnen und Sänger aber tragen ein Hemd mit gelbem Halstuch. Auch das wäre bei einem traditionellen Club undenkbar.»
Ein halbes Jahr nach der Gründung des Vereins im November 2017 standen die Jodler am See zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne. «Wir waren vom Interesse überwältigt», sagt Wirth. «Ich denke, die Leute waren neugierig zu sehen, wie denn ein moderner Jodelklub klingt», sagt Rutz. Dieser erste Auftritt führte auch dazu, dass sich schon bald darauf einige Interessenten gemeldet haben, die dem neu gegründeten Verein beitreten wollten.
Heute zählen die Jodler am See bereits 15 Mitglieder zwischen 20 und 70 Jahren. «Wir haben gewisse Ansprüche an potenzielle Mitglieder; wir möchten zum Beispiel Leute, die Erfahrung mitbringen, die bereits singen oder jodeln können», sagt Wirth. «Am wichtigsten ist uns aber, unkomplizierte Mitglieder zu finden, für ein harmonisches Miteinander im Verein», sagt Rutz. Dies scheint den Damen auch gelungen zu sein. «Wir sind heute wie eine grosse Familie».
Für dieses Jahr hat der noch junge Verein grosse Pläne. «Wir erhoffen uns eine Zusammenarbeit mit Gölä!», sagt Wirth. Für seine «Urchig»-Alben suche der Berner Mundartsänger nämlich Musiker aus der ganzen Schweiz. «Über eine Bekannte haben wir den Kontakt zu seinem Management hergestellt. Sie freuten sich über unsere Anfrage und teilten uns mit, dass sie noch jemanden aus der Ostschweiz suchen.» Daraufhin ging es ins Studio, um eine Probeaufnahme für Gölä zu machen. «Ob eine Zusammenarbeit zu Stande kommt und ob wir am Ende mit Gölä oder jemand anderem ein Lied aufnehmen, ist noch nicht sicher. Wir kriegen noch Bescheid und sind sehr gespannt.»
Doch auch so hat der Verein alle Hände voll zu tun. Etwas mehr als ein Jahr nach der Gründung sind bereits einige Auftritte zusammengekommen, und auch das laufende Jahr ist gut ausgebucht. «In drei Jahren wollen wir am Jodlerfest teilnehmen», sagt Wirth. Dort möchten sie sich mit anderen Jodlern messen und ihre Musik von Profis beurteilen lassen. «Da müssen wir aber ausnahmsweise während des Auftritts die Hände wieder schön in der Tracht lassen», sagt Ruth Rutz.
Die Jodler am See proben jeden Donnerstag in Goldach. Interessierte Sänger und Jodler sind willkommen.