Vorstoss
«Ziel ist Wiederbelebung der Wirtschaft»: Stadtrat Frauenfeld beantwortet kritischen Vorstoss von SVP-Gemeinderätin zur Beteiligung am Street-Art-Festival

SVP-Gemeinderätin Lisa Badertscher hat eine Einfache Anfrage zur Bezahlung der Stadt Frauenfeld von 280'000 Franken ans Street-Art-Festival vom kommenden Juni eingereicht. Jetzt beantwortet der Stadtrat die kritischen Fragen und erklärt die Ausgaben aus dem städtischen Covid-19-Fonds.

Samuel Koch
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Ein Graffiti-Künstler bei seiner Arbeit.

Ein Graffiti-Künstler bei seiner Arbeit.

Bild: Patrick Luethy (Olten, 25.09.2021)

Geflossen ist bisher noch kein Franken. Die Ankündigung allerdings rief SVP-Gemeinderätin Lisa Badertscher auf den Plan. Die Ankündigung, dass die Stadt Frauenfeld 280'000 Franken aus dem Covid-19-Fonds ans Street-Art-Festival zahlen will, das im kommenden Juni über die Bühne geht. «Wieso werden zusätzlich zu den 150’000 Franken vom Regierungsrat weitere 280’000 Franken durch die Stadt gesprochen?», fragte Badertscher «mit Erstaunen» in ihrer Einfachen Anfrage, die der Stadtrat jetzt beantwortet.

Lisa Badertscher, Gemeinderätin SVP und Vorstösserin.

Lisa Badertscher, Gemeinderätin SVP und Vorstösserin.

Bild: PD

Demnach habe der Stadtrat seinen Entschluss nicht zusätzlich, sondern Mitte Juni zuerst gefällt, bevor der Regierungsrat Anfang August Gelder aus dem Lotteriefonds gesprochen habe. In seiner Beantwortung schreibt der Stadtrat:

«Unabhängig von der Reihenfolge war dem Stadtrat aufgrund des detaillierten Budgets und Finanzierungsplans klar, dass ein Projekt wie das Street-Art-Festival nur zustande kommt, wenn sich auch Dritte an der Finanzierung beteiligen.»

Das Festival für Strassenkunst – also mit Graffito, Wandmalereien, gestrickten Verzierungen von Gartenzäunen oder Laternenpfählen oder Lichtprojektionen – habe mit einem ausgereiften Konzept, einer nachhaltigen Wirkung für Bevölkerung und Image von Frauenfeld, der Ausrichtung auf die sehr stark von Covid-19 geschwächten Branchen Gastronomie, Kultur und Event sowie dem Einbezug des regionalen Gewerbes gepunktet.

Vom Open Air geprägtes Image stärken

Ziel des Street-Art-Festivals Frauenfeld, das vom 15. bis 18. Juni eröffnet wird und dann bis Ende September dauert, sei die Wiederbelebung der Wirtschaft, insbesondere der davon am härtesten getroffenen Branchen nach Covid-19, und die Förderung des Tourismus. Weiter heisst es: «Frauenfeld könnte mit dem Festival sein vom Open Air geprägtes Image als Stadt der Jungen festigen, der soziale Zusammenhalt würde gestärkt und die Lebensqualität gesteigert.»

Der organisierende Verein Pro Streetart Schweiz von Marco und Monika Niedermann ist seit seiner Gründung im Juli 2022 in Frauenfeld domiziliert und bezweckt gemäss Handelsregistereintrag die Förderung von Streetart in der Schweiz, inklusive Beirat mit namhaften Vertretungen.

700 Bewerbungen, rund 50 erhalten den Zuschlag

Monika und Marco Niedermann.

Monika und Marco Niedermann.

Bild: PD

Für das Street-Art-Festival, das laut Beantwortung des Stadtrates bereits sehr grosse Resonanz auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene findet, haben sich bereits rund 700 Kunstschaffende aus mehr als 50 Ländern beworben. Eine vierköpfige Jury unter Leitung von Monika Niedermann wählt schliesslich etwa 50 aus, die in Frauenfeld zum Handkuss kommen.

Mit dem Geld von Stadt und Kanton sowie 50'000 Franken Eigenmitteln kommen bereits 480'000 Franken zusammen. Der Stadtrat hält allerdings fest, dass bisher noch kein Franken geflossen sei. Die Auszahlung von drei Tranchen ist zudem an einige Bedingungen geknüpft seien, etwa eine erfolgreiche Durchführung mit einem Budget von 500'000 Franken, die Vereinsgründung und Nachweis der Finanzierung oder den Einbezug einheimischer Kunstschaffende und Gewerbetreibende.