Träume sind Lebensräume

Träume gelten schon lange nicht mehr als Schäume oder als Phantasie-Gebilde, die abgetan werden oder die man als Humbug, Unfug oder Blödsinn disqualifizieren kann. Es sei denn, man hat Angst vor ihnen. Träume kennt schon die Bibel als ein Reservoir an Lebensmöglichkeiten.

Jürgen Kaesler Pfarreibeauftragter In Rüthi
Drucken

Träume gelten schon lange nicht mehr als Schäume oder als Phantasie-Gebilde, die abgetan werden oder die man als Humbug, Unfug oder Blödsinn disqualifizieren kann. Es sei denn, man hat Angst vor ihnen. Träume kennt schon die Bibel als ein Reservoir an Lebensmöglichkeiten. In der Bibel erfahren Menschen in Träumen sowie Visionen, was Gott mit ihnen vorhat.

Gott handelt an den Menschen gerade dann, wenn sie selbst nicht mehr dazu in der Lage sind. Ganz bekannt ist die geträumte Leiter des Jakobs im Alten Testament: Die Leiter reicht bis zum Himmel. Mit dem Traum wird Jakob die grosse Verheissung zugesprochen, dass Abraham Vater eines grossen Volkes werde.

Josefs Träume im Buch Genesis verändern sein Leben nachhaltig. Und so gibt es noch einige weitere Stellen im Alten und Neuen Testament, die etwas von der Zusage Gottes an die Menschen mitteilen.

Mit Träumen verbringen wir mehr Zeit als mit jeder anderen Tätigkeit, und gleichzeitig wissen wir so wenig über diese doch ziemlich faszinierende Welt.

Dem geneigten Leser sind vielleicht noch Aussagen aus der Psychoanalyse bekannt, nach der Träume gerne als Verdrängung von Triebwünschen gedeutet wurden. Sigmund Freud hat uns beigebracht – um es etwas überspitzt zu sagen –, dass wir uns für unsere Träume schämen sollten, andere sehen dies anders. Doch Freud hat das Denken über die Träume in den letzten hundert Jahren allgemein stark geprägt.

Kürzlich erschien ein neues Buch zum Thema Träume. Es wurde von Stefan Klein geschrieben, der die Thematik mit einer neuen und frischen Optik betrachtet (Stefan Klein, «Träume: Eine Reise in unsere innere Wirklichkeit», S. Fischer Verlag 2014).

Für Stefan Klein sind Träume nicht zufällig, nichts Angsteinflössendes oder Beunruhigendes, sondern ein Schlüssel, mit dem das Rätsel unseres Seins erschlossen werden kann. Die Arbeit mit den Träumen, so Stefan Klein, hilft uns, dass wir das viele Unbewusste, das in uns liegt, das aber unser tägliches Handeln wesentlich mitbestimmt, besser verstehen. Träume sind keine Scheinrealitäten, sondern sind wirklich zu etwas nütze. Und die Traumerinnerung lässt sich trainieren.

Träume sind auch keine mythischen Welten, sondern wichtige Räume für unser Wohlbefinden, sie sind auch die Möglichkeit, das eigene Leben neu zu erspüren und ein Gefühl oder ein Bewusstsein für sich selbst zu erhalten.

Denn wenn das Bewusstsein für sich selbst ansteigt, dann gewinnen wir an Lebensqualität, sehen wir viele Probleme aus einer anderen Perspektive heraus. Vieles wird wieder an einen Platz gerückt, der einem selbst gut tut – der aber auch für andere gut ist.

Eine gute Zeit für das Wohlbefinden wünsche ich Ihnen herzlich.