Schütze von Altstätten angeklagt

Nach der Schiesserei in einer Hanfanlage in Altstätten vor gut einem Jahr erhebt die St. Galler Staatsanwaltschaft nun Anklage gegen die Beteiligten des Überfalls. Der mutmassliche Schütze soll für elf Jahre in Haft.

Maria Kobler
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Im Februar 2015 kam es in einer Hanfplantage in Altstätten zu einer Schiesserei. (Bild: Kapo SG)

Im Februar 2015 kam es in einer Hanfplantage in Altstätten zu einer Schiesserei. (Bild: Kapo SG)

In der Nacht auf den 16. Februar 2015 sind sechs Männer im Alter von 23 bis 40 Jahren gewaltsam in eine Hanfanlage in Altstätten eingedrungen. Die Angreifer trugen teilweise Westen mit der Aufschrift «Polizei» und setzten einen Störsender ein, damit die Aufpasser der Hanfanlage keine Verstärkung herbeirufen konnten. Einer der Täter schoss mehrmals mit einer kurzläufigen Schrotflinte auf die beiden Aufpasser, einen 37-Jährigen und einen 45-Jährigen.

Etwas mehr als ein Jahr später nun hat die St. Galler Staatsanwaltschaft Anklage erhoben und fordert elf Jahre unbedingte Freiheitsstrafe für den Schützen. Weitere Personen wurden ebenfalls aufgrund diverser Delikte angeklagt.

Brutales Vorgehen

Die Angreifer fesselten damals die beiden Aufpasser und forderten sie auf, Geld und Marihuana herauszugeben. Nachdem die Angreifer realisiert hatten, dass sich einer der Angeschossenen in Lebensgefahr befand, verliessen sie die Halle.

Sie flohen unerkannt. Einer der Täter alarmierte die Rettungsdienste. Die beiden Opfer wurden schwer verletzt, eines schwebte in Lebensgefahr. Wie Roman Dobler, Mediensprecher der Staatsanwaltschaft, auf Anfrage sagt, ist der Mann mittlerweile nicht mehr in Lebensgefahr. Beide Opfer würden sich aber nie mehr ganz erholen.

Beim mutmasslichen Schützen handelt es sich um den Mann, der 1997 einen Überfall auf die Fraumünsterpost in Zürich verübt hatte, wie Roman Dobler sagte.

Mann war der Polizei bekannt

Er wurde unter anderem wegen mehrfacher versuchter Tötung, qualifizierten Raubes, mehrfacher Verbrechen gegen das Betäubungsmittelgesetz, mehrfacher Freiheitsberaubung, mehrfacher Nötigung, unrechtmässiger Aneignung, Amtsanmassung, Störung von Betrieben, die der Allgemeinheit dienen, und Vergehens gegen das Waffengesetz angeklagt.

Die Staatsanwaltschaft fordert eine unbedingte Freiheitsstrafe von elf Jahren, wie sie in einer Mitteilung schreibt. Der Mann sitzt laut Dobler im vorzeitigen Strafvollzug.

Die übrigen Angreifer werden unter anderem wegen qualifizierten Raubes, mehrfacher versuchter Körperverletzung, mehrfacher Verbrechen gegen das Betäubungsmittelgesetz, mehrfacher Freiheitsberaubung, mehrfacher Nötigung, unrechtmässiger Aneignung, Amtsanmassung und Störung von Betrieben, die der Allgemeinheit dienen, angeklagt.

Die Staatsanwaltschaft fordert für diese Angreifer Freiheitsstrafen zwischen zweieinhalb und vier Jahren und teilweise zusätzliche Geldstrafen. Einer dieser Angreifer ist laut Roman Dobler bereits in Haft. Gegen zwei weitere Männer erliess das Zwangsmassnahmengericht eine Passsperre und eine Kaution.

Sonderkommission eingesetzt

Für die Ermittlungen bildete die Kantonspolizei St. Gallen eine Sonderkommission. Die Ermittlungen erstreckten sich laut Mitteilung auf fünf weitere Kantone. 24 Schweizer sowie je ein Tunesier, Italiener, Türke und Dominikaner wurden verhaftet. Bei Hausdurchsuchungen hob die Polizei sechs weitere Hanfanlagen aus. Zudem konnten weitere Delikte geklärt werden. Die professionell aufgebaute Hanfanlage in Altstätten erstreckte sich über zwei Ebenen. Rund 10 000 Hanfpflanzen wurden sichergestellt. Es handelt sich um eine der grössten Hanfanlagen, welche die St. Galler Kantonspolizei je ausgehoben hat. Die Polizei sicherte in der Halle und auf dem Vorplatz auf einer Gesamtfläche von rund 8000 Quadratmetern zahlreiche Spuren – sowohl im Hinblick auf das Gewaltverbrechen als auch auf den Hanfanbau.

Die Untersuchung gegen die Betreiber der Hanfanlage läuft noch. Wie viele Personen davon betroffen sind, konnte Roman Dobler nicht sagen.