Feinfühligkeit kennt keine Grenzen

BALGACH. Argentinische Tangoklänge, Skulpturen aus Mallorca und Bilder aus Thal – so lauten die Zutaten für eine aussergewöhnliche Vernissage auf Schloss Grünenstein, die am Sonntagabend stattgefunden hat.

Gerhard Huber
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Die Künstler Maria Isabel Ballester (links) und Roland Stieger mit der Organisatorin Luzia Bänziger.

Die Künstler Maria Isabel Ballester (links) und Roland Stieger mit der Organisatorin Luzia Bänziger.

«Und irgendwo gehn Löwen noch und wissen, solang sie herrlich sind, von keiner Ohnmacht.» Diese und andere Zeilen des grossen Dichters Rainer Maria Rilke wie auch der argentinischen Lyrikerin Alfonsina Storni waren Inspiration für die in Palma de Mallorca lebende Künstlerin Maria Isabel Ballester zur Schaffung von Skulpturen, von Köpfen und Torsi oder Mischwesen aus Mensch und Tier. Eigentümliche Gestalten, im Moment verharrend, scheinbar erstaunt über den Augenblick und die eigene Existenz, traurig sich aus der Urmaterie erhebend. Dennoch mit einer aus dem Inneren erstrahlenden und sich aus der eigenen Schlichtheit speisenden Schönheit ausgestattet, sind diese Skulpturen derzeit bis zum 14. September täglich von 17 bis 20 Uhr auf Schloss Grünenstein in Balgach zu sehen.

Vollendete Harmonie

Diese wunderbaren dreidimensionalen Kunstwerke der in Argentinien geborenen Künstlerin werden in vollendeter Harmonie von Bildern des Kalligraphen und Schriftkünstlers Roland Stieger begleitet. Bilder, die Gedichte von Rilke wiedergeben, die zugleich von einer farbigen Fröhlichkeit und formalen Strenge zeugen. Die Herz und Hirn zu einem Ganzen vereinen.

Vom Zufall zusammengeführt

Der Zufall geht oft die seltsamsten Wege. Und Zufall war es, der die Ingredienzien zu dieser die Sinne erfreuenden Ausstellung zusammenfügte. War es doch ein Urlaub bei Dauerregen auf der Ferieninsel Mallorca, der die Verwalterin von Schloss Grünenstein und Ausstellungsmacherin Luzia Bänziger mit Maria Isabel Ballester zusammenführte. Lange Gespräche in deren Atelier, das sie mit ihrem 88-jährigen Vater Candido Ballester, einem in Spanien und darüber hinaus berühmten Maler betreibt, brachten ihre Liebe zu Rainer Maria Rilke und der argentinischen Lyrikerin Alfonsina Storni zutage.

Übersetzung und Poesie

Wieder zurück im Rheintal fügte Luzia Bänziger dann das Drei- mit dem Zweidimensionalen zusammen. Auch Roland Stieger ist ein Verehrer von Rilke und war von der Idee einer gemeinsamen Ad-hoc-Ausstellung mit Ballester sehr angetan. «Die Sprache war dabei kein Hindernis», erzählt Roland Stieger, «denn Kunst macht Bilder in mehreren Dimensionen. Und diese brauchen Übersetzung und Poesie. Dann entstehen innere Bilder, Stimmungen und Erinnerungen, die ich in meine Bilder aufnehme, die so eine Dolmetscherfunktion erfüllen können.»

Die sehr gut besuchte Vernissage fand in angenehmer Stimmung mit der kongenialen musikalischen Untermalung durch Francisco Obieta auf dem Violoncello und Markus Nauer auf dem Akkordeon statt. Mit sanft-melancholischen argentinischen Tangorhythmen begleiteten sie die Besucher bei ihrem Rundgang durch die Ausstellung.

Eine Musik, die auch ideal den Grundton der Ausstellung vermittelte, deren Kunstwerke zwischen innerer Schönheit und äusseren Brüchen facettenreich schillern.

Für Kurzentschlossene sei darauf hingewiesen, dass heute Dienstagabend ab 17 Uhr in den Räumen der Ausstellung der «Vollmondabend» stattfindet.

Markus Nauer (links) und Francisco Obieta begleiteten den Anlass mit argentinischen Tangoklängen. (Bilder: Ulrike Huber)

Markus Nauer (links) und Francisco Obieta begleiteten den Anlass mit argentinischen Tangoklängen. (Bilder: Ulrike Huber)