Die Sprüche fallen ihm zu

Der Gravag-Kalender 2012 trägt Roland Stiegers Handschrift. Begegnungen heisst das Motto, das die Gravag gewählt hat. Die Texte sind mit schwarzer Farbe auf bunten Aquarellgrund gemalt.

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Der Thaler Schriftkünstler Roland Stieger hat den neuen Gravag-Kalender gestaltet. (Bild: pd)

Der Thaler Schriftkünstler Roland Stieger hat den neuen Gravag-Kalender gestaltet. (Bild: pd)

RHEINECK/THAL. Eigentlich ist er ja Sekundarlehrer in Thal. Roland Stieger unterrichtet Mathe, Bio, Chemie, Physik und Bildnerisches Gestalten. Als kreative Nebenbeschäftigung führt er im Rheinecker Städtli mit schrift-art.ch eine eigene Galerie mit Atelier. Hier hat der Schriftkünstler den neuen Gravag-Kalender gestaltet.

Philosophische Sprüche

Atelier und Kursräume sind über eine schmale Treppe zu erreichen. Im Kaminofen prasselt das Feuer. Alte Hängelampen baumeln über den ausgedienten Schulpulten, an denen sich Kursteilnehmende samstags in der Kalligraphie üben. Stahl- und Vogelfedern, Tintenfässchen, Bleistifte und weitere Utensilien liegen an jedem Arbeitsplatz bereit. Selbst Ärmelschoner hängen an der Wand. Im Büchergestell hinter dem Ofen warten philosophische Sprüche auf ihren Einsatz. Aber lange blättern muss Roland Stieger nicht: «Wenn ich an einem Thema arbeite, fallen mir die Sprüche zu.»

Begegnungen über Schriftbilder

«Beim Schreiben muss alles aus einem Guss sein, sonst verändert sich die Schrift», fährt Stieger weiter. Und so hat er sich für den Gravag-Kalender 2012 eine Woche Zeit genommen. Begegnungen heisst das Motto, das die Gravag ausgewählt hat. Die Texte von Rainer Maria Rilke bis Anaïs Nin sind mit schwarzer Gouache-Farbe auf bunten Aquarellgrund gemalt. «Es gibt nicht nur die direkte Begegnung», räumt der Schriftkünstler ein. Er begegne den Menschen auch über seine Schriftbilder. «Manchmal passt es und ich löse etwas aus.»

«Der wahre Ort der Begegnung ist die Grenze», zitiert er Paul Tillich auf dem November-Kalenderblatt und spricht damit die Rheintaler Bevölkerung nicht nur philosophisch, sondern auch geographisch an. Auf dem gelbgrünen März-Blatt kommt Alfred Rademacher zum Zug: «Die Brücke der Begegnung heisst: Entgegenkommen.» Und als Trost für jene, die bei Begegnungen nicht immer eine glückliche Hand haben, sei das August-Zitat von Arthur Schnitzler auf rotem Grund erwähnt: «Man kann sich wohl den Weg wählen, aber nicht die Menschen, denen man begegnet.» Roland Stieger zu begegnen macht Freude. Er erzählt, wie er vorgeht beim Schreiben und Malen und wie er zu seinem Schreibwerkzeug kommt. Der Kalligraph, der sich als Bub mit Vorliebe in Papeterien herumgetrieben hat, schneidet seine Schwanen- und Gänsekeile selber zu.

Geschäftliche Begegnungen

Die Gravag Erdgas AG hat die zwölf Originale gekauft. Der grossformatige Kalender geht an die Gravag-Gewerbe- und Industriekunden. In Stiegers Galerie ist er auch ohne Firmenlogo zu haben. Das Thema Begegnung ist nicht einfach aus der Luft gegriffen; für die Gravag Erdgas AG hat es dieses Jahr einen ganz besonderen Stellenwert. Mit über 500 neuen Gasanschluss-Aufträgen und dem Ausbau des Erdgasnetzes nach Gais und Appenzell hat die Rheintaler Erdgasfirma ein Rekordjahr hinter sich. Und wenn es um Erdgas geht, geht es auch um Menschen: «Hinter jedem Neukunden steht eine Begegnung», dessen ist sich Gravag-Geschäftsleiter Roger Schneider bewusst. (pd)

www.gravag.ch